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Klimaneutrale Zukunft Regierungsbeirat macht Vorschläge für grüne Umgestaltung der Finanzwirtschaft

Ein Klimaziel für die Haushalte von Bund und Ländern, ein Konzept für die Anlage von Sondervermögen, nachhaltigere Berichtspflichten: Das rät ein Expertenrat der Regierung.
25.02.2021 - 11:00 Uhr Kommentieren
Der Regierungsbeirat empfiehlt umfassendere Berichtspflichten für Unternehmen. Quelle: picture alliance/dpa
Ein Ballon mit der Aufschrift: „Es gibt keinen Planet B.“

Der Regierungsbeirat empfiehlt umfassendere Berichtspflichten für Unternehmen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Berlin Finanzinvestoren und Klimaschützer mögen auf den ersten Blick wenig gemein haben. Tatsächlich aber gilt der Finanzsektor mittlerweile als ein entscheidender Hebel für den Umbau ganzer Volkswirtschaften hin zur Klimaneutralität.

Es ist inzwischen erklärtes Ziel vieler Regierungen, Unternehmen und Finanzinvestoren, Kapitalströme nachhaltiger auszurichten. Die Bundesregierung will Deutschland gar zu einem führenden Standort von „Sustainable Finance“ machen, einer nachhaltigen Finanzwirtschaft.

Doch es gibt erheblichen Nachholbedarf. Deswegen wurde genau vor zwei Jahren, am 25. Februar 2019, beschlossen, einen sogenannten Sustainable-Finance-Beirat mit Vertretern der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft einzurichten. An diesem Donnerstag legt der Beirat nun seinen Abschlussbericht vor.

„Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht ein nachhaltiges und damit zukunftsfähiges Finanzsystem“, heißt es in dem 132-Seiten-Dokument, das dem Handelsblatt bereits vorliegt. „Unsere Wettbewerbsfähigkeit lässt sich nur sichern, wenn wir die wirtschaftliche Transformation finanzieren, die uns morgen eine gute Weltmarktposition verspricht – und sie kompatibel mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens und den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen ist.“

31 Empfehlungen für einen zügigen Umbau der Wirtschaft

Insgesamt gibt der Beirat 31 Empfehlungen ab, die beispielsweise neue Anforderungen an die Berichtspflichten von Unternehmen stellen, aber auch die Politik durch eine nachhaltigere Ausrichtung, Verwaltung und Anlage öffentlicher Gelder in die Pflicht nehmen.

Ziel ist, Unternehmen künftig nicht nur an Kapitalrendite, Jahresüberschuss und Umsatz messen zu können, sondern auch an ökologischen, gesellschaftlichen und sozialen Taten. Die heutige Praxis weitgehend vergangenheitsorientierter Unternehmensberichterstattung sei um zukunftsgerichtete Elemente zu erweitern, heißt es. Die bisherigen kurzfristigen Berichtsstrukturen ermöglichen dem Finanzmarkt noch nicht zu erkennen, welche Unternehmen sich auf neue klimaverträgliche Geschäftsmodelle vorbereiten und welche dies nicht tun.

Zwar haben größere Unternehmen schon heute Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Berichterstattung integriert. Ausgangspunkt dafür sei in der Regel die freiwillige Anwendung unterschiedlicher, meist internationaler Standards wie jener der Global Reporting Initiative (GRI), des UN Global Compact (UNGC) oder des Greenhouse Gas (GHG) Protocol, heißt es in dem Bericht. Allerdings sind zukunftsgerichtete Aussagen noch Mangelware, „auch weil die entsprechenden Konzepte und Standards zur Erfassung und Analyse erst in der jüngeren Vergangenheit entwickelt wurden“.

Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung zudem eine Corporate-Social-Responsibility-, kurz CSR-Richtlinie verabschiedet. Diese verpflichtet alle großen kapitalmarktorientierten Unternehmen ab 500 Mitarbeitern, über ökologische Themen zu berichten. Das betreffe aber nur eine Minderheit der Unternehmen, kritisiert der Beirat.

„Eine Erweiterung der Berichtspflicht auf mittelständische und nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen ist wegen der hohen Wertschöpfung, die sie erbringen, und der vorhandenen externen Finanzierung sinnvoll.“ Dadurch würden dem Finanzmarkt relevante nicht finanzielle Informationen auf breiterer Basis zur Verfügung stehen.

Jetzt ist die Politik am Zug

Umfangreich ausgefallen sind auch die Empfehlungen zur Vorreiterrolle der öffentlichen Hand – der Beirat verspricht sich von ihr eine große Signalwirkung. Empfohlen wird beispielsweise die Festlegung eines Klimaziels für die Haushalte von Bund und Ländern, ausgedrückt im Prozentsatz der Klimaschutzinvestitionen an den Gesamtaufwendungen.

Auch ein Konzept für die Anlage von Sondervermögen wird angemahnt. „Die öffentliche Hand darf mit Steuergeldern kein Greenwashing betreiben, deshalb ist umso bedeutender, dass sie als Vorreiter auftritt“, sagt Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch und Mitglied des 38-köpfigen Beirats.

Die zukunftsgerichtete Berichterstattung in Real- und Finanzwirtschaft bilde zusammen mit verpflichtend politisch verankerten Klimazielen und einem verlässlichen Preispfad für CO2-Emissionen „ein goldenes Dreieck“ für den notwendigen Wandel in Wirtschaft und Finanzwelt.

Jetzt ist die Koalition am Zug. „Nun liegt es an der Bundesregierung, diese Vorlage zu verwerten und die umsetzungsorientierten Empfehlungen des Beirats in konkrete Politik umzusetzen“, sagt Karsten Löffler von der Frankfurt School of Finance & Management und Beiratsvorsitzender.

Vizevorsitzende Kristina Jeromin, Ex-Nachhaltigkeitschefin der Deutschen Börse, spricht von einer „historischen Chance“. Klima- und Naturschutz und die Durchsetzung hoher sozialer Standards würden nach wie vor viel zu häufig gegen ökonomische Interessen und Erfolgsversprechen ausgespielt, sagt Jeromin, die im Herbst für die Grünen in den Bundestag einziehen will. „Dabei hat nur eine Ökonomie, die die Grenzen unseres Planeten achtet und uns Menschen langfristig dient, eine Zukunft.“

Einige Maßnahmen hat die Bundesregierung bereits umgesetzt. So hat der Bund im vergangenen September erstmals eine sogenannte grüne Bundesanleihe am Kapitalmarkt platziert. Damit wurden 6,5 Milliarden Euro eingenommen, die für klimafreundliche Investitionen verwendet werden sollen. Im November folgte eine zweite Anleihe mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro.

Die Bundesregierung wertet das als Erfolg, auch wenn das Konzept von grünen Anleihen nicht ganz unumstritten ist. Schließlich beschließt der Bundestag, wofür das Geld im Haushalt genutzt wird, unabhängig davon, welche Anleihen am Markt platziert werden.

Die Bundesregierung will die nun vorgelegten Empfehlungen nutzen, um eine eigene Sustainable-Finance-Strategie vorzulegen. Sie ist bereits in Arbeit, federführend sind das Finanz- und das Umweltministerium. Zwischen April und Juni soll die Strategie fertig sein und präsentiert werden, heißt es im Finanzministerium.

Mehr: Unternehmen sollten künftig stärker über Klimarisiken berichten.

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