Klimaneutralität Wirtschaft will beim Wasserstoff schnell Klarheit von der künftigen Koalition

Die Frage, welche Rolle auf Wasserstoffbasis hergestellter Kraftstoff im Verkehrssektor spielen soll, ist in der Politik umstritten.
Berlin Das Thema Wasserstoff prägt seit Monaten die energiepolitische Debatte. Nachdem die noch amtierende Bundesregierung im Juni vergangenen Jahres ihre Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) beschlossen hatte, kündigten insbesondere Unternehmen aus der Energiewirtschaft und aus energieintensiven Branchen ein Projekt nach dem anderen an. Von einer Umsetzung sind die Vorhaben aber noch weit entfernt. Das muss sich nach Überzeugung der Akteure aus der Wirtschaft so schnell wie möglich ändern.
In einem dem Handelsblatt vorliegenden Papier, das unter Federführung des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes (DWV) entstanden ist, heißt es, die NWS müsse „qualitativ und quantitativ konkretisiert werden“. Die nächste Bundesregierung habe es in der Hand, „ob Deutschland sich in der zukünftigen Wasserstoffindustrie an die Spitze setzen kann oder nicht“.
Der nächste Koalitionsvertrag müsse daher dem Aufbau einer deutschen Wasserstoff-Marktwirtschaft umfassenden Raum gewähren und konkrete Ziele und Instrumente definieren. An der Erarbeitung des Papiers beteiligt waren verschiedene andere Verbände, darunter der VDMA, der ADAC und der VKU.
Tatsächlich befinden sich Deutschland und Europa in einem harten internationalen Wettstreit. Länder wie Japan und China, aber auch Australien treiben große Projekte entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette voran. In dem Papier wird darauf verwiesen, das jährliche globale Markthandelspotenzial der Wasserstoffindustrie werde sich in wenigen Jahren auf zwei Billionen Euro belaufen. Allein der jährliche globale Umsatz im Maschinen- und Anlagenbau werde 300 Milliarden Euro betragen.
Wie sich eine Ampelkoalition, die im Augenblick wahrscheinlichste Koalitionsvariante, beim Thema Wasserstoff positioniert, ist noch offen. Differenzen dürften sich insbesondere bei der Frage auftun, welche Rolle Wasserstoff im Verkehrssektor spielen soll. Außerdem sind Diskussionen beim Thema blauer Wasserstoff absehbar.
Grüne lehnen blauen Wasserstoff ab
Blauer Wasserstoff wird auf konventionellem Weg durch Dampfreformierung auf Erdgasbasis hergestellt. Das dabei freiwerdende CO2 wird abgeschieden und unterirdisch gelagert (Carbon Capture and Storage, kurz CCS). Die Grünen lehnen dieses Verfahren ab. Auch weite Teile der SPD haben große Vorbehalte. Sie fokussieren sich ganz auf grünen Wasserstoff, der mittels Strom aus erneuerbaren Quellen durch Elektrolyse hergestellt wird.
In dem Papier werden die Potenziale synthetischer Kraftstoffe, die auf Wasserstoffbasis hergestellt werden, für die Pkw-Bestandsflotte betont. Durch Beimischungsquoten könnten synthetische Kraftstoffe erhebliche Beiträge zur CO2-Reduktion leisten. Großen Wert legen die Autoren des Papiers darauf, zusätzliche Flächen für weitere Offshore-Windkraftanlagen auszuweisen, um die Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff zu erhöhen. Die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Quellen zu günstigen Preisen gilt als eine der Grundvoraussetzungen für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft.
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