Klimapolitik Klimaaktivistin Thunberg nach Treffen mit Merkel: „Wir wollen, dass Menschen ihre Komfortzone verlassen“

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht mit den Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer (links im Bild) und Greta Thunberg.
Berlin Es war ein einsamer Protest, der am 20. August 2018 in Stockholm begann. Die damals 15-jährige Greta Thunberg setzte sich zum ersten Mal mit ihrem „Schulstreik fürs Klima“-Schild vor das schwedische Parlament und forderte die Politiker auf, mehr für den Klimaschutz zu tun. Aus dieser Initiative ging die Bewegung „Fridays for Future“ hervor, mit Tausenden von meist jungen Aktivisten, die Druck beim Kampf gegen die Erderwärmung machen.
Auf den Tag genau zwei Jahre später diskutierte die Schwedin gemeinsam mit drei anderen Klimaaktivistinnen im deutschen Kanzleramt 90 Minuten mit Regierungschefin Angela Merkel (CDU). „Hello“, begrüßte die Kanzlerin Thunberg, die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer sowie die Belgierinnen Anuna De Wever und Adélaïde Charlier. „Good to have you here“, auf Deutsch: „gut, Sie hierzuhaben“.
Das weitere Gespräch der vier Frauen an diesem Donnerstag war nicht öffentlich, viel mehr als die Begrüßung drang aus dem Kanzleramt zunächst nicht nach draußen. „Beide Seiten waren sich einig, dass die Erderwärmung eine globale Herausforderung ist, bei deren Bewältigung den Industriestaaten eine besondere Verantwortung zukommt“, teilte am Nachmittag Merkels Regierungssprecher mit. „Basis dafür ist die konsequente Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.“
Das anderthalbstündige Treffen zeigte, dass das Thema bei der Kanzlerin durchaus einen hohen Stellenwert hat. Doch was das konkret für die deutsche Regierungspolitik bedeutet, ob und wie Merkel ihr politisches Gewicht nutzt, um die deutsche und die europäische Klimapolitik vielleicht ein Stück weit ehrgeiziger zu machen, das blieb am Donnerstag unklar.
Zentrale Themen beim Gespräch waren neben Handelsabkommen, einer Bepreisung des klimaschädlichen Kohlendioxids und dem Ausstieg aus der Kohleverstromung die klimapolitischen Schwerpunkte in der laufenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands, die angestrebte EU-Klimaneutralität bis 2050 sowie die Konkretisierung eines verschärften EU-Zwischenziels für die Treibhausgasemissionen bis 2030.
Ohne eine solche Verschärfung gilt es als quasi unmöglich, bis zur Mitte des Jahrhunderts weitgehend alle Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union zu vermeiden. Bislang hat sich die EU jedoch nur dazu verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Jetzt ist eine Reduzierung von 50 bis 55 Prozent im Gespräch. Als starker Kämpfer dafür war die Bundesregierung bislang allerdings nicht aufgefallen, weil dann möglicherweise auch der eigene Sparbeitrag höher ausfallen müsste.
Deutschlands derzeitiges Klimaziel für 2030 liegt bei einem Minus von 55 Prozent der Emissionen gegenüber 1990, das Land trägt also schon heute überproportional zum EU-Klimaschutz bei. Die Union hatte deswegen wiederholt zuerst größere Anstrengungen anderer europäischer Mitgliedstaaten verlangt.
Mut und Weitsicht
Den Klimaaktivistinnen reicht das bisherige Engagement bei Weitem nicht. Thunberg forderte nach dem Treffen im Kanzleramt mehr Mut und Weitsicht von Politikern. „Wir wollen, dass Menschen aktiv werden, dass sie es wagen, ihre Komfortzone zu verlassen“, sagte die 17-jährige Schwedin auf einer halbstündigen Pressekonferenz am Nachmittag. Eine Wutrede wie im vergangenen Jahr am Rande des Klimagipfels der Vereinten Nationen hielt Thunberg dieses Mal nicht.
Merkel, der sie wiederholt vorgeworfen hatte, sich nicht ausreichend für das Klima einzusetzen, halte sie für „nett“ und „freundlich“. Die Bundeskanzlerin habe durchaus das Potenzial, eine Führungsfigur beim Klimaschutz zu werden. Merkel selbst war da bereits zu einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in dessen Mittelmeerresidenz Fort de Brégançon abgereist.
„Merkel versteht, dass es eine Klimakrise gibt“, sagte Neubauer. Sie habe durchaus den Eindruck gehabt, dass die Kanzlerin entschlossen sei, während der EU-Ratspräsidentschaft bis zum Jahresende „Dinge“ umzusetzen. Neubauer erklärte, sie und die anderen Frauen seien „dankbar“ für das Gespräch gewesen.
Sie hätten aber deutlich gemacht, dass sie nicht mehr und nicht weniger verlangten, als dass das Pariser Klimaabkommen in Politik übersetzt werde. Neubauer kritisierte, die Klimakrise werde nicht halb so ernst gesehen wie Corona. „Solange die Klimakrise nicht wie eine echte Krise behandelt wird, werden wir keine ausreichenden Änderungen erreichen“, sagte Thunberg.
Die Belgierin Adélaïde Charlier verriet, die vier hätten Merkel gesagt, sie brauchten Anführer, die mutig genug seien, die notwendigen Schritte zu tun – auch wenn es harte Entscheidungen seien. „Sie hat uns gesagt, dass sie es in Erwägung ziehen wird, zu versuchen, mutiger zu sein.“
Problem bleibt Verkehr
Die klimaschädlichen Emissionen waren in Deutschland zuletzt gesunken. Im vergangenen Jahr wurden laut Klimaschutzbericht 2019 knapp 805 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das sind etwa 6,3 Prozent weniger als 2018. Damit reduzierten sich die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen 2019 um insgesamt fast 54 Millionen Tonnen. Gegenüber 1990 entspricht dies einer Minderung um 35,7 Prozent.
In der Bundesregierung hofft man deswegen darauf, das Klimaziel 2020 – die Reduzierung von 40 Prozent der Emissionen im Vergleich zu 1990 – doch noch erreichen zu können. Das allerdings wäre dann vor allem auf den Lockdown während der Coronakrise zurückzuführen.
Zudem ist die Entwicklung in den einzelnen Sektoren sehr unterschiedlich: Während die Emissionen sowohl in der Energiewirtschaft und der Industrie als auch in der Landwirtschaft und Abfallwirtschaft zurückgingen, sind sie im Verkehrs- und im Gebäudesektor weiter angestiegen.
Hier gibt es also dringenden Handlungsbedarf für die deutsche Regierung – und zwar durchaus auch aus wirtschaftlichen Interessen. So warnten Wissenschaftler erst am Mittwoch, dass steigende Temperaturen durch den Ausstoß von Treibhausgasen der Wirtschaft größeren Schaden zufügen könnten, als frühere Untersuchungen vermuten ließen. Das erklärten das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin.
Für die jungen Klimaaktivistinnen steht fest: „Krisen zu vermeiden statt sich später an Krisen abzuarbeiten – das wäre besser.“
Mehr: Greenpeace fordert staatliche Förderung von Homeoffice.
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Hi, Letzte Woche konnte ich auf dem Heck eines brandneuen Motorrads den fechen Aufdruck "Fuck you Greta" lesen. Zwei Jungs um die 20 knatterten an meinem "500 Yamaha T-Max Moped" vorbei. Wir röcheln uns durch dicke Luft der Innenstädte und da gibt es Leute die sich Luft machen in dem sie „Fridays for Future“ anpissen. Als Kind bin ich mit Schuttloren durchs zerbombte Köln gefahren. Wenn Greta, Neubauer etc. was von Komfortzone meinen, dann meinen sie sicherlich nicht wir sollten zurück in die Jahre 1940 bis 1950. Die Maßlosigkeit unserer Gesellschaft zeigt sich in den überfüllten Supermarktregalen, täglichen Staus und auch in den grün gekotzten Aussprüchen nachfolgender Leserbriefe. Vermutlich sind hier heftige Maskengegner am Werke. Die spinnen doch meine lieben Mitbürger.
Es ist ja schön das die Welt gerade keine anderen Probleme hat und Fr. Merkel sich einen Kinder-/Jugend- Nachmittag gönnt wo zwei Rotznasen ihr die Welt erklären.
Es gibt wohl keine Corona Pandemie wenn man für sowas Zeit hat.
Es gibt auch keine Wirtschaftskriese die viele Menschen arbeitslos macht und noch viel mehr Arbeitslose hervor bringen wird, eine Wirtschaftskrise die nur bedingt durch Corona entstand sondern nur durch Corona verstärkt wurde.
Die Krisen der Welt und die in unserer Nachbarschaft wie Belarus, Libanon, Türkei-Griechenland usw., aber nein das ist nicht so wichtig wie mit zwei verzogenen Gören sich den Nachmittag sinnlos um die Ohren zu hauen, oder wollte Fr. Merkel als alte SED-FDJ-Agitprop Expertin den beiden nur zu einem medialen Auftritt verhelfen, da sich für die beiden seit Monaten keine Sau mehr interessiert?
Ich denke es ging um den Medialen Auftritt, also eine Promotion-Aktion.
Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch ökonomisch oder ökologisch sinnvoll.
Durch die 'Energiewende' wurden bereits Milliarden sinnlos verpulvert, und wir nähern uns mit unserem Stromnetz dem präindustriellen Stand. Dank des Verbunnetzes in Europa ist bisher das Licht noch nicht ausggangen. Im Gegensatz zu Kaliforniern, wo in manchen Bereichen der Strom abgeschaltet wird, wenn die Sonne untergeht. Auch hier hat man ganz auf Solarstrom gesetzt.
Wenn wir schon über Komfortzonen sprechen...evtl möchten die Damen ja mal ihre persönliche Komfortzone (und PR-Berater) verlassen und Mathematik oder Klimatologie studieren? Die Simulation komplexer gekoppelter nichtlinearer Differentialgleichungssysteme ist ein dankbares Thema, verbunden mit den Auswirkungen von Wasserdampf in der Atmosphäre und der daraus resultierenden Wolkenbildung. Das ist noch ein großer Schwachpunkt aktueller Modelle. Das wäre dch mal ein sinnvoller Beitrag zum Verständnis der Klimaentwicklungen.
Genauso habe ich mich auch schon mehrfach ausgedrückt. Wir sollten alles, was für uns machbar ist, tun! Aber Greta Thunberg sollte anerkennen, was wir tun und sich dahin begeben, wo es mehr Probleme gibt! Frau Merkel hört sich das an, muß es aber selbst nicht bezahlen. Ich hätte jetzt garnicvht mit Greta -gesprochen,
Dann sollten wir auch anerkennen, dass wir die Welt nicht reparieren können;wir erreichen ein wenig - es kostet uns nur viel Geld. Greta Thunberg wollte ihre Aktivitäten auch in andere europäische Länder verlegen, wie z.B. Polen. Wenn ich mir meine Energiekosten-Rechnung ansehe, die weiterhin steigend ist, wird mir übel!