Klimaschutz Greenpeace fordert staatliche Förderung von Homeoffice

Arbeiten im Homeoffice spart Emissionen im Verkehrssektor.
Berlin Seit März, mit Beginn der Coronakrise in Deutschland, arbeiten viele Menschen am heimischen Schreibtisch. Viele von ihnen sind bislang nicht an ihre Arbeitsplätze im Büro zurückgekehrt. Eine Studie des Berliner Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) hat sich nun die Auswirkungen auf die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen angesehen, wenn Menschen auch über die Corona-Pandemie hinaus häufiger von zu Hause aus arbeiten würden.
Die im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace erstellte Studie zeigt ein CO2-Minderungspotenzial im Verkehr von jährlich bis zu 5,4 Millionen Tonnen klimaschädlicher Emissionen.
Dies entspricht nach Berechnungen von IZT 18 Prozent der Emissionen aus dem Pendelverkehr und vier Prozent der Gesamtemissionen des Personenverkehrs in Deutschland und setzt voraus, dass 40 Prozent der Arbeitnehmer dauerhaft an zwei Tagen pro Woche von zu Hause aus arbeiten.
Vor der Coronakrise war der Anteil derjenigen, die im Homeoffice arbeiteten, mit 13 Prozent bei den Männern und elf Prozent bei den Frauen deutlich niedriger. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
In verschiedenen Szenarien kalkulieren die beiden Autorinnen Lisa Büttner und Anna Breitkreuz durch, welche Menge an Treibhausgasen eingespart werden könnte, wenn künftig mehr Menschen dauerhaft im Homeoffice arbeiten würden.
Bruch der Routinen könnte Bestand haben
In einem konservativen Szenario arbeitet künftig ein Viertel der Arbeitnehmer zeitweise im Homeoffice. In einem zweiten Szenario wird davon ausgegangen, dass künftig 40 Prozent der Arbeitnehmer an einem oder zwei Tagen im Homeoffice arbeiten. Die Spannbreite der eingesparten Emissionen bewegt sich zwischen 1,6 und 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr.
Beim IZT geht man davon aus, dass der Bruch mit alten Routinen über die Pandemie hinaus Bestand haben wird. Arbeitsroutinen seien neu bewertet worden: Müssen wir fünf Tage die Woche von unserer Wohnstätte zu einem teilweise weit entfernten Schreibtisch pendeln? Nein, meint das Institut.
Die für manche überraschende Effektivität der Arbeitsprozesse während der ersten Monate der Pandemie habe weltweit die Akzeptanz gegenüber dem Homeoffice gestärkt. „Die Corona-Monate haben gezeigt, dass sich viele Arbeiten problemlos von zu Hause aus erledigen lassen“, sagt auch Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan.
Darum müsse mit Blick auf eine Zeit nach Corona vor allem aufgrund der virulenten Klimakrise die Frage gestellt werden, was die Gesellschaft aus den Covid-19-Erfahrungen lernen könne. Die weltweiten CO2-Emissionen, so das Institut, seien auf dem Höhepunkt der Coronakrise deutlich zurückgegangen, auch weil flexible Arbeitsstrukturen mit mehr Homeoffice weniger Pendelverkehr bedeuten. Das Homeoffice sei eine Möglichkeit, stau- und abgasgeplagte Städte dauerhaft zu entlasten und Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, den Trend zu mehr Homeoffice zu verstärken und ihn sozial gerecht zu gestalten. „Die Bundesregierung sollte jetzt damit beginnen, die Pendlerpauschale schrittweise zu streichen und die frei werdenden Gelder in einen attraktiven öffentlichen Verkehr zu investieren“, forderte Stephan. „So profitieren auch schlechter bezahlte Arbeitnehmende, deren Tätigkeiten sich seltener ins Homeoffice verlagern lassen.“
Anders als die Emissionen in der Energiewirtschaft, der Industrie oder der Landwirtschaft steigen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bislang weiter an. Am Mittwoch hatte die Bundesregierung die vorläufigen Zahlen für 2019 bekanntgegeben. Demnach erhöhten sich die Emissionen im Verkehrssektor um 1,2 Millionen Tonnen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.