Klimaschutzbericht 2019 Die Emissionen in Deutschland sinken – außer im Verkehrs- und im Gebäudesektor

Im Verkehrssektor sind die Emissionen auch 2019 gestiegen.
Berlin Die Emissionen sind in Deutschland zuletzt gesunken: In der Bundesrepublik wurden 2019 knapp 805 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das sind etwa 6,3 Prozent weniger als 2018. Damit reduzierten sich die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen 2019 um insgesamt fast 54 Millionen Tonnen. Gegenüber 1990 entspricht dies einer Minderung um 35,7 Prozent.
Die Zahlen gehen aus dem Klimaschutzbericht 2019 hervor, den das Bundeskabinett an diesem Mittwoch verabschiedet hat und der dem Handelsblatt vorliegt. Dabei handelt es sich um vorläufige Angaben.
Der Bericht untersucht die Entwicklung der Emissionen vor dem Hintergrund beschlossener Klimaschutzmaßnahmen bis einschließlich 2019. Die definitiven Treibhausgasemissionen fürs vergangene Jahr werden im ersten Quartal 2021 verfügbar sein, heißt es in dem Bericht.
Den größten Anteil am Rückgang der Emissionen im vergangenen Jahr hatte mit einem Minus von 51 Millionen Tonnen die Energiewirtschaft. Dieser Sektor sorgt allerdings auch für die meisten Emissionen in Deutschland.
Zweitgrößter Verursacher von Emissionen war die Industrie, aber auch in diesem Sektor gingen die Emissionen um 7,3 Millionen Tonnen zurück. Eine fallende Tendenz melden zudem Landwirtschaft (minus 1,6 Millionen Tonnen) und Abfallwirtschaft (minus 0,5 Millionen Tonnen).
Kritisch ist die Entwicklung nach wie vor im Verkehrs- und im Gebäudesektor. In beiden Bereichen erhöhten sich im vergangenen Jahr die Emissionen – und zwar um insgesamt 6,2 Millionen Tonnen.
„Wirtschaftskrise macht keinen Strukturwandel“
Ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Akteure forderte denn auch sogleich die Nachschärfung der Klimaschutzmaßnahmen. Die unter dem Dach des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR) und des Bündnisses Klima-Allianz Deutschland organisierten Verbände warnen in einem am Mittwoch veröffentlichten Forderungspapier davor, sich auf die bisherigen Maßnahmen zu beschränken.
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2020 – bezogen auf die Emissionen des Jahres 1990 – um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, bis 2030 um mindestens 55 Prozent. Bis zur Mitte des Jahrhunderts will Deutschland treibhausgasneutral wirtschaften.
Sollte Deutschland entgegen den bisherigen Prognosen das Klimaziel 2020 doch erreichen, sei das kein Ergebnis zusätzlicher klimapolitischer Anstrengungen, sondern die Folge des geringeren Energieverbrauchs im Zuge des milden Winters und des Einbruchs der Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie, mahnen die Umweltverbände.
„Eine Wirtschaftskrise macht keinen Strukturwandel“, sagte DNR-Präsident Kai Niebert. Die bisherigen Anstrengungen reichten weder für die derzeitigen Klimaschutzziele noch für ein höheres EU-Klimaziel aus.
Dagegen äußerte sich Umweltministerin Svenja Schulze vorsichtig optimistisch: „Wir haben im vergangenen Jahr die richtigen Lehren aus den Versäumnissen der Vergangenheit gezogen“, so die SPD-Politikerin.
Mit dem Klimaschutzgesetz seien Verbindlichkeit, Transparenz und Überprüfbarkeit in der Klimapolitik sichergestellt. „Wir werden jedes Jahr überprüfen, ob wir auf dem beschlossenen Pfad sind, und bei Bedarf nachsteuern.“ Dazu hatte die Bundesregierung jüngst fünf Mitglieder des sogenannten Expertenrats für Klimafragen berufen.
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