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Konjunktur-Folgen Ökonomen kritisieren Corona-Lockerungen – und erwarten Jo-Jo-Effekt mit neuen Einschränkungen

Die jüngsten Beschlüsse der Teilnehmer des Corona-Gipfels alarmieren die Wirtschaftsexperten. Nur schnelles Testen und Impfen helfe der Konjunktur, warnen sie.
04.03.2021 - 17:37 Uhr 1 Kommentar
Corona-Schnelltests gehören zu den wichtigen Bestandteilen der Lockerungspläne von Bund und Ländern in der Pandemie. Quelle: obs
Schnelltest-Center

Corona-Schnelltests gehören zu den wichtigen Bestandteilen der Lockerungspläne von Bund und Ländern in der Pandemie.

(Foto: obs)

Berlin Deutschlands Spitzenökonomen halten nur wenig von den Beschlüssen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder. Die Beschlüsse würden der Konjunktur nicht helfen.

Der Grund: Sie glauben nicht daran, dass die versprochenen Schnelltests wirklich in großer Zahl verfügbar sind, wenn ab Montag die nächsten Lockerungen anstehen. Sie bezweifeln zudem, dass es gelingt, die Zahl der Impfungen jetzt schnell hochzufahren.

Für Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ist der „Strategiewechsel im Lockdown ein Eingeständnis des Scheiterns“. Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), vermisst eine „wirkliche Deutschland-Strategie in der Pandemiebekämpfung“.

Und die Wirtschaftsweise Veronika Grimm betonte gegenüber dem Handelsblatt, dass es „auf das Vorhandensein von Schutzkonzepten“ ankomme: „Schnell- und Selbsttests müssen verfügbar sein und auch strategisch eingesetzt werden, um Öffnungen abzusichern“, verlangt sie.

Ifo-Präsident Clemens Fuest fürchtet zudem, dass die Notbremse, die bei einem Anstieg der Infiziertenzahlen über 100 pro 100.000 Einwohner pro Woche (Inzidenzwert) den aktuellen Lockdown zurückbringt, schneller gezogen werden muss, als die Ministerpräsidenten es bei ihren Beratungen wahrhaben wollten.

Wenig Zutrauen in die geplante Teststrategie

Von der Teststrategie werde in Deutschland seit über einem Jahr gesprochen, sagte Gabriel Felbermayr dem Handelsblatt: „Ich fürchte, hier droht nach dem Impfdebakel die nächste große Enttäuschung.“

DIW-Präsident Fratzscher erwartet deshalb, dass „die Lockerungen einen signifikanten Schaden für die Gesundheit und auch für die Wirtschaft verursachen“. Er rechnet mit einem „Jo-Jo-Effekt, mit neuen Einschränkungen“. Die daraus resultierende Planungsunsicherheit schade den Unternehmen mehr als die Einschränkungen der vergangenen Monate, sagt Fratzscher.

Laut der Wirtschaftsweisen Grimm lasse sich der Jo-Jo-Effekt nur vermeiden, wenn die Massentests funktionierten und es der Politik gelinge, einen Überblick über das Infektionsgeschehen im Detail zurückzugewinnen. „Dann muss man nicht gleich alles zumachen mit den entsprechenden Folgen“, sagte sie. Das könnte dann auch der Konjunktur helfen.

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Auch Felbermayr hält die Unsicherheit sowohl über den weiteren Pandemieverlauf als auch über die weiteren politischen Schritte für „sehr groß“. Dies wiege umso schwerer, als die Unternehmenshilfen immer noch nicht richtig funktionierten. Laut Fratzscher haben zudem die vielen Kehrtwenden der Politik die Akzeptanz für die Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung zerstört.

Das Infektionsgeschehen wird die Lockerungen steuern

Uneins sind die Ökonomen, wie sehr der Winterlockdown der Wirtschaft insgesamt geschadet hat. „Die Wirtschaftsleistung könnte im ersten Quartal infolge des Shutdowns um bis zu zwei Prozent niedriger ausfallen“, sagte Grimm. Es sei überhaupt nicht klar, wann welche Öffnungsschritte tatsächlich kämen: Sie „können nach Infektionsgeschehen erfolgen“ sagte sie.

Ifo-Präsident Fuest erwartet demgegenüber nur eine wirtschaftliche Stagnation im ersten Quartal. „Der Teil, der stillliegt, macht lediglich drei Prozent der Wertschöpfung aus“, sagte er am Donnerstag während einer Onlineveranstaltung der Leibniz-Institute.   

Bisher hat der Winterlockdown der Konjunktur weit weniger geschadet, als anfänglich befürchtet worden war. Und das, obwohl stationärer Einzelhandel, Gastronomie und Veranstalter massiv unter dem Verbot ihrer Geschäftstätigkeit leiden. Im vierten Quartal 2020 maß das Statistische Bundesamt wider Erwarten ein Wachstum von 0,3 Prozent.

Die jüngsten Frühindikatoren signalisierten zu Wochenbeginn, dass die Industrie auf Wachstumskurs geblieben ist. Das Ifo-Geschäftsklima stieg Ende Februar deutlich, auch die Ifo-Exporterwartungen hellten sich auf: Der entsprechende Index stieg auf das Niveau von September 2018.

Laut Felbermayr stehen auch die Zeichen im internationalen Handel auf Expansion. „Das ist gut für die Industrie, die personennahen Dienstleistungen profitieren davon nicht“, sagte er.

Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft bleibt daher wohl noch länger zweigeteilt: „Während die persönlichen Dienstleistungen und der stationäre Einzelhandel durch den Shutdown stark eingeschränkt sind, zeigt sich die Industrie aufgrund der Erholung der Weltkonjunktur robust“, sagt Grimm.

Sie erwartet allerdings, dass ein großer Teil der Wertschöpfung, die aktuell nicht stattfindet, zurückkehren wird. Spätestens im dritten Quartal dürften die betroffenen Branchen „zumindest das Niveau des Sommers 2020 wieder erreichen“, ist sie überzeugt.

Mehr: Altmaier lobt Corona-Beschlüsse – Handel nennt sie eine „Katastrophe“

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1 Kommentar zu "Konjunktur-Folgen: Ökonomen kritisieren Corona-Lockerungen – und erwarten Jo-Jo-Effekt mit neuen Einschränkungen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wer hätte das gedacht…?
    Jetzt muss man nur noch die ganzen Koryphäen aus der Diskussion heraushalten.
    - Der BDI-Präsidenten faselt Sätze wie, schweißen aus dem Homeoffice habe noch niemand erfunden.
    - BASF vermeldet gestern, testen auf der Arbeit sei ganz schlecht und sogar mit Arbeit verbunden
    - Der Chef von Thalia trägt im TV irgendwelche Ausschnitte aus seinen (natürlich erstklassigen) Motivationsworkshops vor
    - Und Armin Laschet poliert in der Zwischenzeit noch mal seine Bergmannsmarken auf
    Dank an Alle, die mit Ambitionen und Seriosität den Menschen ernsthaft helfen!

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