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Kosten der Energiewende Die grüne Rechnung

Die Große Koalition trat mit dem Ziel an, die Kosten der Energiewende zu senken. Tatsächlich steigen sie – auf 28 Milliarden im Jahr. Die EEG-Reform von 2014 reicht wohl nicht aus. Politik und Industrie sind alarmiert.
24.08.2015 - 13:26 Uhr Kommentieren

Energiewende kostet Stromkunden 28 Milliarden Euro

Berlin Sigmar Gabriel (SPD) kann sehr eindringlich sein. Es müsse endlich eine „wirksame Kostenbremse“ im Energiesektor her, forderte der Bundeswirtschaftsminister Anfang 2014. Bei privaten sowie gewerblichen Konsumenten sei „mittlerweile die Schmerzgrenze überschritten“. Bei einem weiteren Kostenanstieg „haben wir mit Zitronen gehandelt“, befand er.

Anderthalb Jahre später steht fest: Ja, es ist offenbar tatsächlich mit Zitronen gehandelt worden. Die Kosten für die Energiewende steigen weiter. Das ermittelte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Die Forscher errechneten für das Handelsblatt, dass die Energiewende künftig insgesamt 28 Milliarden Euro im Jahr koste.

Bei der EEG-Umlage hat das IW eine
Energiewende – die Rechnung

Bei der EEG-Umlage hat das IW eine "Kernumlage" von 5,957 Cent ermittelt, die von der eigentlichen Umlage von 6,17 Cent abweicht. Die Kernumlage enthält allein die prognostizierten Kosten für 2015 - ohne Verrechnungen mit dem Vorjahreskonto. Analog wurde bei der KWK- und der Offshore-Umlage verfahren. Bei den Netzentgelten hat das IW versucht, den Anteil zu ermitteln, der aus dem Netzentwicklungsplan und der Verteilnetzstudie des Bundeswirtschaftsministeriums folgt. Kosten, die der Finanzierung des Bestandsnetzes dienen, bleiben unberücksichtigt. Hinzu kommen die Kosten für die Umsetzung der am 1. Juli verabschiedeten Eckpunkte (Kapazitätsreserve, Erhöhung KWK-Förderung). Zum Vergrößern der Grafik bitte auf die Lupe klicken.

Die Experten arbeiteten jüngste politische Entscheidungen ein. Allein die Zuschüsse für Kraft-Wärme-Koppelung sowie die Regelungen für alte Braunkohlekraftwerke, die nur noch als Reserve dienen sollen, verursachen laut IW Mehrkosten von jährlich zwei Milliarden Euro. Da fällt kaum ins Gewicht, dass Minister Gabriel mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den Kostenanstieg bei der Förderung von Sonnen- und Windstrom gebremst hat. Unter dem Strich wird die als Exportschlager gedachte deutsche Energiewende nicht billiger, sondern teurer. Für einen Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Stromverbrauch entstehen so Kosten von 270 Euro pro Jahr.

Energiewende entwickelt sich zum Standortnachteil

„Die Energiewende ist mit der Annahme gestartet, dass die Energiekosten hierzulande beherrschbar bleiben und international in vergleichbarem Maße ansteigen. Beides hat sich nicht bewahrheitet“, klagt Barbara Minderjahn, Geschäftsführerin des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK).

BDI-Präsident Ulrich Grillo schlägt angesichts der IW-Zahlen Alarm: „Die Berechnungen machen klar, mit welchen Kosten die Energiewende wirklich verbunden ist. Unternehmen fürchten, dass sie sogar noch weiter steigen.“

Die EEG-Reform aus 2014 reicht wohl nicht aus, wenn die Energiewende billiger werden soll. „Insgesamt muss die Große Koalition noch mal nacharbeiten“, sagt Carsten Linnemann, Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union: „Die Folgen der Energiewende entwickeln sich zu einem bedrohlichen Standortnachteil, der Investoren abschreckt und Arbeitsplätze kostet.“

Es gibt auch andere Einschätzungen, etwa von Jürgen Karl, Professor für Energieverfahrenstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er befand nach einer Studie, dass die Alternative zur Energiewende auch nicht billiger gekommen wäre: „Wir verheizen heute überwiegend fossile Energien, die immer knapper werden. Und damit ist klar, dass die Energiekosten allgemein steigen werden.“

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