Inwiefern?
Innerhalb des liberalen Weltbildes müssen unterschiedliche Sichtweisen zugelassen werden. Das ist zu wenig beachtet worden. Man muss aus meiner Sicht auch eine eurokritische Haltung integrieren. Die Rechnung dafür, dass das nicht geschehen ist, haben wir bei der Europawahl präsentiert bekommen. Deshalb gilt: Wir müssen in der Partei alle liberalen Strömungen angemessen berücksichtigen, sonst hat die FDP keine Zukunft.
Wer in der FDP kann denn aus Ihrer Sicht der AfD in Euro-Fragen glaubhaft Paroli bieten?
Die Parteiführung, unsere Europaabgeordneten, wir in den Ländern. Man sollte zudem die Chancen einer APO nicht unterschätzen. Und das werden künftig auch diejenigen Euro-Kritiker machen, die im Moment nicht an vorderster Front dabei sind. Sie sind ja alle noch da. Niemand hat die FDP verlassen. Keiner ist zur AfD gewechselt, keiner hat eine eigene Partei aufgemacht. Hier ist jede Menge Potenzial. Ich gehe davon aus, dass die FDP die richtigen Lehren aus der Vergangenheit ziehen wird und dieses Potenzial auch nutzen wird. Dann finden wir auch zu alter Stärke zurück.
Was macht Ihnen mehr Sorgen, der fulminante Aufstieg einer Partei, die erst vor einem Jahr gegründet wurde oder, dass die CDU noch nicht abschließend geklärt hat, ob die AfD ein möglicher Partner wäre?
Weder - noch. Eine Protestpartei ist per se populär. Deshalb lebt die AfD von der Aufmerksamkeit, die sie mit ihrem Protestgeschrei erzeugt. Das hat aber nicht viel Substanz und es hat noch weniger mit der Lebenswirklichkeit in Sachsen zu tun. Ich setze auf die Stärke unserer sächsischen Regierungsarbeit. Das ist die Alternative zu Schwarz-Rot in Berlin, war aber auch schon besser als die schwarze-gelbe Bundesregierung davor. Am 31. August legen wir die Prüfung ab, dann bekommen wir ein Zeugnis. Entweder wir bestehen die Prüfung oder eben nicht. Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, weil die FDP in Sachsen zu Land und Leuten passt und unsere Leistungsbilanz richtig gut ist.
Auf einen Schlag haben 93 Bundestagsabgeordnete der FDP ihren Job verloren – doch das ist bei weitem nicht die größte Konsequenz.
Nach Angaben der FDP-Fraktion könnten insgesamt etwa 500 bis 600 Beschäftigte vom Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde betroffen sein. Denn jeder Bundestagsabgeordnete hatte bisher etwa drei bis Mitarbeiter, einige mit befristeter Festanstellung, andere mit 400-Euro-Verträgen. Dazu kommen die Zuarbeiter in den Wahlkreisbüros der Politiker im ganzen Land.
Die Bundestagsfraktion selbst hatte bisher 120 feste Angestellte, deren Verträge Ende Oktober auslaufen. Viele hoffen, in anderen Fraktionen wie etwa bei der Union unterzukommen. Einige könnten auch in Ministerien zurückkehren.
Die FDP-Bundespartei steht vor schwierigen finanziellen Zeiten. Im Wahlkampf waren dort etwa 45 Mitarbeiter aktiv, die Stammbelegschaft liegt bei rund 30. Die Parteizentrale, das Thomas-Dehler-Haus in Berlin-Mitte, ist gemietet. Geld bekommt die FDP aus der Parteienfinanzierung für die bei der Wahl erhaltenen Zweitstimmen. Die Altschulden der Bundespartei lagen zuletzt bei etwa 4,9 Millionen Euro. Das Budget für den Bundestagswahlkampf betrug etwa vier Millionen Euro.
Irritiert Sie es nicht, dass es Stimmen in der CDU gibt, die sich eine Kooperation mit der AfD durchaus vorstellen können?
Nein, das passt zu dieser CDU. Die Partei von Angela Merkel hat ihren Kompass verloren. Die CDU in Berlin ist komplett sozialdemokratisiert. Man setzt auf den Machterhalt und auf den Kanzlerbonus. Die Frage ist nur, was nach der Ära Merkel passiert. Darauf sollte die CDU mal eine Antwort geben. Als Konservativer in der CDU würde ich mich schon lange fragen, was an dieser Partei noch konservativ ist.
Haben Sie eine Antwort?
Die CDU ist zur Partei der Beliebigkeit geworden. Das funktioniert in national wirtschaftlich guten Zeiten, in denen die Wahrnehmung zudem vorwiegend außenpolitisch geprägt ist. Aber am Tag danach nicht mehr. In diese Gemengelage passt, dass die CDU derzeit mit allem und jedem ein Bündnis bilden könnte – auch mit der AfD. Ich sehe da keine Hemmungen.
15 Kommentare zu "Interview mit Holger Zastrow: „Ohne Euro-Kritiker hat die FDP keine Zukunft“"
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Ja, da muss ich meinem "Chef" in allem Recht geben. Auch wenn ich selbst noch ein paar Dinge zu sagen habe. Als Ergänzung zu den aktuellen Überlegungen, wie man die FDP wider zu einer ernst zunehmenden politischen Kraft in Deutschland macht. Wer noch ein bisschen mehr zum Thema will, hier ist die Möglichkeit. http://www.youtube.com/watch?v=fPlGHO28-0Q
Wenn die FDP tatsächlich für Europa stehen möchte, dann sollte sie sich mit unserem Geldsystem auseinander setzen. Leider hat auch Herr Schäffler unser Geldsystem nicht verstanden und kommt von daher zu den falschen Schlüssen. Gerald Braunberger (einer der ganz wenigen Journalisten, der die Geldpolitik seit mehreren Jahrzehnten verfolgt) hat „Die große Ratlosigkeit der Ökonomen“ treffend thematisiert: http://blogs.faz.net/fazit/
Herr Scheffler befindet sich allerdings in Bezug auf seine Geld- und Schuldenirrtümer in guter Gesellschaft mit den anderen 99,9 %. Willkommen in der Zinsmatrix! Wir stehen hier vor einer kopernikanischen Wende. Allerdings müssen zuvor wohl erst noch einige Scheiterhaufen brennen. So wird das nichts mit dem Euro und auch nichts mit Europa: http://zinsfehler.wordpress.com/
Jede Partei braucht als erstes Glaubwürdigkeit. Und die hat man nicht, wenn man nur aus taktischen Gründen ein paar Eurokritiker in der Partei lässt (siehe Gauland/CSU), die Wähler binden sollen.
Na endlich sagt mal einer der führenden FDP-Vertreter mit Landespolitischer Verantwortung, was Sache ist.
Inhaltsloses Euro-Mainstream-Geschwafel können sich nur die Volksparteien leisten. Die FDP war dann sehr erfolgreich, wenn sie sich als Programmpartei aufführte – UND das glaubwürdig.
Als sie nur noch auf Machterhalt spielte, war sie erledigt. Denn das können die Leute bei CDU/CSU und SPD erheblich besser.
Die FDP hatte massive Zweifel am Atomausstieg – hat die Kröte aber geschluckt
Die FDP hat mit Schäffler auf die Einhaltung der Bail-Out-Klausel gepocht – aber am Schluss die Kröte geschluckt
Die FDP hat gegen das Herumtrampeln der NSA auf bundesdeutschen Bürgerrechten protestiert – aber am Schluss die Kröte geschluckt
Die FDP wollte die kalte Progression für den Mittelstand abschaffen, aber am Schluss Seehofers Kröte geschluckt
- Zu viele Kröten – ohne die Koalition platzen zu lassen.
- Herr Zastrow – singen Sie Ihr Credo viel lauter und geben Sie auch die Fehler zu, die andere gemacht haben, dann wird man Sie auch wählen!
Hans-Dietrich Genscher
7.10.2013
"Die FDP steht für Europa und den Euro. Wer das nicht akzeptiert, sollte sich fragen, ob er bei uns noch richtig ist".
Das war doch eine klare Aussage. Jetzt zu liebäugeln mit "Ohne Euro-Kritiker hat die FDP keine Zukunft" und "Frank Schäffler auszugrenzen, war ein Fehler" ist populistisch und alles anderes als konsistent.
wer einmal lügt, dem glaubt man nicht...
die FDP hat ihre Wähler und alles, aber auch alles verraten, wofür sie stand. Bankgeheimnis, Marktwirtschaft, mehr Netto vom Brutto, "Ihre Arbeit muß sich wieder lohnen" usw. Stattdessen die größte Steuererhöhungsserie der Republik mitgemacht, Insolvenzverschleppung von Staaten und Banken auf dem Steuerzahler abgeladen, Kapitalverkehrskontrollen miteingeführt usw. Alles? nein nicht alles. Das Recht der Raucher, anderen an öffentlichen Orten die Luft zu verpesten wird eisern verteidigt; ebenso der Schutz von Verbrechern vor wirksamer Strafverfolgung per Vorratsdatenspeicherung. Dies sind die einzig übriggebliebenen Positionen, die ich als ehemaliger FDP-Wähler und jetziges AFD-Mitglied bei der FDP noch erkennen kann.
Politikwissenschaftler kritisieren Umgang mit AfD
Oberreuter: »Mit der AfD NICHT reden, ist pubertär«
RICHTIG !
Mit der Bevölkerung nicht reden ist diktatorisch. Das muss aufhören, Frau Merkel. ! So einfach darf man es sich nicht machen !
" Konservative in CSU formieren sich gegen Seehofer
Sie wollen die Wendungen ihres Parteichefs nicht länger hinnehmen. Eine Gruppe von CSU-Politikern gründet eine konservative Basisbewegung. Sie fordert die "personelle Erneuerung" der Parteiführung. "
NA ENDLICH !
http://www.welt.de/politik/deutschland/article129250270/Konservative-in-CSU-formieren-sich-gegen-Seehofer.html
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++ Rechts blinken und scharf links abbiegen ++
==> Die CSU ist eine verlogene Partei. Jetzt wird das immer klarer ! <==
SPIEGEL.de "CSU-Debakel bei Europawahl - Seehofer bot seinen Rücktritt an"
Erst macht Herr Stäuber einen auf Sudenten-Deutschen als ultra-rechter um als Stimmenmagnet zu agieren, dann die absolute "EU in Brüssel"-Unterwürfigkeit durch Seehofer und die CSU. Mit Souveränitätsverlust Deutschlands und Zentral-Regierung aus Brüssel hat die CSU auch kein Problem. War alles nur Täuschung !! Herr Stäuber kassiert stumm-freudig die EU-Gehälter und ist jetzt "EU-Fan".
Die Wähler in Bayern wurden regelrecht betrogen von der CSU. Erst ultra-rechts "einsammeln" und dann abtauchen mit Seehofer und Merkel als EU-Vasallen-Parteien CDU/CSU.
Ganz klarer Betrug ist das.
Aber es gibt in Sachsen und Bayern ja ALTERNATIVE.
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Mit "EU in Brüssel" ist alles verlogen, undemokratisch und ekelhaft.
Merkel mächtig ?? Ja wo denn ??
Sie hängt doch auch nur an Strippen an denen andere ziehen. Deutschland ist vollkommen wehrlos und ferngesteuert. Mit Scheindemokratie und Lügenpresse. Ekelhafter geht es garnicht mehr.
Bundeswehr ein Krippenplatz-Wohlfühl-Hotel und Zapfenstreich-Spielkapelle. Überall Porno- Propaganda und Lügen in den Zeitungen. Zum Gruseln ist das in Deutschland seit Merkel "oben" ist. Wie eine Güllegrube, Hauptsache es stinkt nach GELD. Widerlich ist das.
Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.
Die FDP ist tot und wird auch nicht mehr lebendig.
Frank Scheffler hatte versucht, der FDP ein anderes Gesicht zu geben, er ist innerhalb der FDP gescheitert und vertritt nur noch eine Außenseiterposition. Er wird vielleicht in der FDP gerade noch geduldet aber nicht mehr respektiert. Zastrow mag diesen Umstand beklagen, das ändert nichts an der Tatsache, Personen wie Lambsdorff oder Lindner als Eurogläubige in einer Partei mit Frank Scheffler, trägt micht dazu bei, der FDP die Glaubwürdigkeit neu zu verschaffen, die ihr in Gänze verloren gegangen ist.
Der liberale Wahlbürger weiß, es gibt Alternativen und wird sich entsprechend positionieren.