Mecklenburg-Vorpommern Wie die Parteien die Wahlergebnisse auslegen

Die Wahlplakate werden schon abgebaut. Einen Tag nach der Abstimmung in Mecklenburg-Vorpommern interpretieren die Parteien die Wahlergebnisse in ihrem Sinn.
Berlin Nach der Wahl ist vor der Wahl – aber diesmal ist der nächste Test für die Parteien nur zwei Wochen entfernt. Die Verlierer vom Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern haben also kaum Zeit zum Umsteuern bis zur Berliner Abgeordnetenhauswahl am 18. September.
Welche Signale haben die Parteien erhalten - und wie können sie damit umgehen? Ein Ausblick auf die Wahl-Nachlese in Berlin und Schwerin an diesem Montag.
CDU
Während Angela Merkel beim G20-Gipfel in China große Politik macht, muss ihre Partei ein Nicht-mal-20-Prozent-Debakel aufarbeiten. Nach dem Absturz in ihrem Stammland auf Platz drei, noch hinter der AfD, wird die Kanzlerin zwar Kontakt zum Adenauer-Haus halten - den Blumenstrauß an Verlierer Lorenz Caffier muss sie aber nicht überreichen.
Schon am Sonntag kam bei der CDU keiner auf die Idee, die Schlappe ein Jahr vor der Bundestagswahl als Regionalphänomen kleinzureden. Angesichts der mit Merkel verbundenen Flüchtlingspolitik hätten die Menschen Angst, räumte CDU-General Peter Tauber ein. Ob und wie es die CDU schafft, gegen diese Angst und den Merkel-Malus anzukämpfen, könnte 2017 wahlentscheidend sein. Zunächst einmal bleibt nur Kurshalten. Wann die Entscheidung über eine vierte Kanzlerkandidatur Merkels fällt, ist da im Moment das kleinere Problem. Zumal jetzt die Wahl in einer Großstadt vor der Tür steht – schwieriges Gelände für die CDU.
CSU
Für die Schwesterpartei ließ Generalsekretär Andreas Scheuer schon am Wahlabend keinen Zweifel daran, dass man sich bestätigt fühlt: Merkels liberale Flüchtlingspolitik vergraule die Wähler und treibe sie in Scharen der AfD zu. Mit dieser Sicht der Dinge wird die CSU am Tag danach nicht hinter dem Berg halten.
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) legte später nach: Er wertete das Ergebnis der Landtagswahl als „Weckruf für die Union“. Der „Bild“ und den „Nürnberger Nachrichten“ (Montagsausgaben) sagte er: „Die Stimmung der Bürger lässt sich nicht mehr ignorieren. Es braucht einen Kurswechsel in Berlin.“
Scheuer nannte auch das Reizwort „Obergrenze für Flüchtlinge“. Und zu Merkels Kanzlerkandidatur sagte der Adlatus ihres Kontrahenten Horst Seehofer: „Erst müssen Kurs und Inhalte stimmen, dann wird über Köpfe und das Personal entschieden.“ Die CSU möchte ihre Entscheidung über eine Unterstützung Merkels bis zum Frühjahr 2017 hinauszögern.