Lautenschläger-Nachfolge Bundesregierung schlägt Isabel Schnabel für EZB-Direktorium vor

Die Wirtschaftsweise wird Lautenschläger-Nachfolgerin.
Berlin Die Bundesregierung wird die Wirtschaftsprofessorin Isabel Schnabel als neues Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) vorschlagen. Dies erfuhr das Handelsblatt aus Regierungskreisen. Schnabel wird damit Nachfolgerin von Sabine Lautenschläger, die überraschend zum 1. November ihren Rücktritt bei der EZB eingereicht hatte. Die Personalie soll am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden.
Das EZB-Direktorium besteht aus sechs Mitgliedern. Die vier größten Mitgliedsstaaten besetzten traditionsgemäß jeweils einen Posten. Neben Lautenschläger hatten zuvor auch bereits Jörg Asmussen Jürgen Stark ihren Posten im EZB-Direktorium vorzeitig aufgegeben.
Isabel Schnabel ist seit 2015 Professorin für Finanzmarktökonomie in Bonn. Seit 2014 ist sie zudem Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, also eine der fünf so genannten „Wirtschaftsweisen“. Schnabel gilt insbesondere als Expertin für Finanzmärkte.
Der Geldpolitik Mario Draghis stand Schnabel immer kritisch-konstruktiv gegenüber. Zuletzt hatte sie in einem Handelsblatt-Interview den scheidenden EZB-Chef gegen harte Kritik aus Deutschland verteidigt. Die EZB werde in Deutschland ständig zum Sündenbock gemacht. „Dass Politiker, Journalisten und Banker das Narrativ verstärken, die EZB stehle den deutschen Sparern ihr Geld, das ist gefährlich. So etwas rächt sich irgendwann“, sagte Schnabel.
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Nach dem Ausscheiden Lautenschlägers wollte die Bundesregierung die Stelle wieder mit einer Frau besetzen. Schnabel galt deshalb von Anfang an neben Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch als Kandidatin. Für etliche Beobachter war sie die Favoritin, da sie kommunikativ als etwas stärker gilt. Und der kritischen deutschen Öffentlichkeit die EZB-Politik nahezubringen, wird eine der wichtigsten Aufgaben des deutschen Direktoriumsmitglieds in der Notenbank sein.
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