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Lehrstellen Bundesregierung will Ausbildungsprämie auf 4000 Euro verdoppeln

Wegen der Auswirkungen der Coronakrise ist die Furcht groß, dass Betriebe bei der Ausbildung sparen. Höhere Prämien sollen dem nun entgegenwirken.
02.03.2021 - 16:57 Uhr Kommentieren
Die Bundesregierung will Betrieben höhere Anreize zur Ausbildung bieten. Quelle: dpa
Azubis

Die Bundesregierung will Betrieben höhere Anreize zur Ausbildung bieten.

(Foto: dpa)

Berlin Zum kommenden Herbst zeichnet sich am Lehrstellenmarkt coronabedingt ein weitaus größerer Einbruch ab, als bereits 2020. Die Bundesregierung will nun die Prämien für Betriebe, die trotz ihrer Einbußen in der Pandemie die Lehrstellen im Ausbildungsjahr 2021/2022 nicht abbauen, von 2000 auf 4000 Euro verdoppeln.

Unternehmen, die ihre Ausbildungskapazitäten etwa ausbauen und mehr Auszubildende als in den letzten drei Jahren einstellen, sollen einen Zuschuss von 6000 Euro erhalten. Dies geht aus einem Referentenentwurf des Arbeitsministeriums hervor, der dem Handelsblatt vorliegt.

Das aufgestockte Paket mit dem Namen „Ausbildungsplätze sichern“ soll möglichst schon am 10. März im Kabinett verabschiedet werden. Die höheren Prämien sollen für Ausbildungsverhältnisse gelten, die ab Juni 2021 beginnen.

Dann sollen auch größere Betriebe mit bis zu 499 Beschäftigten die Prämie erhalten - im laufenden Ausbildungsjahr lag die Grenze bei 249 Mitarbeitern. Die Kosten für das Paket werden auf rund 570 Millionen Euro kalkuliert und sollen vom Bundesbildungsministerium getragen werden.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Vortag beim Mittelstandverbands (BVMW) vor einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt gewarnt. Ein solcher „Corona-Jahrgang“ müsse unbedingt verhindert werden. „Die Azubis von heute, das sind die Fachkräfte, die wir morgen brauchen“, sagte Heil mit Blick auf den Fachkräftemangel.

Bedingungen für Prämien werden gelockert

Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatte zudem vor wenigen Tagen die Sorgen noch verstärkt: Demnach plant ein Zehntel der ausbildungsberechtigten Betriebe im kommenden Ausbildungsjahr weniger Lehrstellen anzubieten, oder ganz auf die Bereitstellung von Ausbildungen zu verzichten.

Im Dezember gaben drei von zehn Betriebe an, stark unter der Coronakrise zu leiden. Sieben Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe rückten somit von ihrem ursprünglichen Plan ab, im Ausbildungsjahr 2021/22 noch Lehrstellen anzubieten. Weitere vier Prozent reduzierten ihre Ausbildungskapazitäten.

Bis Ende September 2020 hatten nur 467.500 Azubis eine duale Ausbildung begonnen - das sind elf Prozent weniger als im Vorjahr. Für das laufende Jahr befürchten Fachleute einen weiteren Einbruch - und damit nachhaltigen Schaden für die duale Ausbildung von Facharbeitern.

Das Förderpaket von Arbeits- und Bildungsministerium soll nun verhindern, dass die Ausbildung einbricht. Neben der Verdopplung der Prämien sollen auch die Bedingungen für ausbildende Unternehmen gelockert werden: Diese gelten nun schon als „in erheblichem Umfang von der Coronakrise betroffen“, wenn sie seit Januar 2020 mindestens einen Monat Kurzarbeit vermelden mussten, oder ihr Umsatz in einem Monat 30 Prozent unter dem vom Vorjahr 2019 lag. 

Arbeitsminister Hubertus Heil kündigt Verdopplung der Ausbildungsprämien an

Außerdem werden die Lohn-Zuschüsse verlängert, wenn damit etwa Kurzarbeit verhindert werden kann. Neu hinzu kommt ein Zuschuss für die Ausbilder von 50 Prozent der Gehälter. Maximale Bemessungsgrundlage soll hier ein monatlicher Bruttolohn von 4000 Euro sein - bei Ausbildern, die zugleich auch Geschäftsführer sind, hingegen 2500 Euro. 

Auch bei den Unternehmen, die ihre Ausbildungskapazität ausbauen und eine Prämie von 6000 Euro erhalten, sollen die Anforderungen weniger streng sein: So wird der Zuschuss nicht mehr nur bei coronabedingter Insolvenz des Ausbildungsbetriebes gezahlt, sondern bereits dann, wenn dieser die Ausbildung nicht mehr fortführen kann oder sich mit einem Azubi auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt hat. 

DIHK: Ausbildungsprämien genügen nicht

Im Zuge der Pandemie mussten viele Betriebe ihr Geschäft stark herunterfahren oder schließen und konnten so, wegen ungewisser wirtschaftlicher Aussichten, weniger Lehrstellen anbieten.

Besonders betroffen sind die Branchen Hotel und Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel, die Eventbranchen, aber auch große Teile der Industriebranche, in denen zahlreiche Aufträge gekürzt wurden, oder entfallen sind. Ende Januar 2021 fiel das Ausbildungsplatzangebot laut Bundesagentur für Arbeit entsprechend rund acht Prozent niedriger aus als im Vorjahr. 

Auch nach den Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) liegen die Angebote der IHK-Lehrstellenbörse aktuell gut 8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Ausbildungsprämien allein würden außerdem nicht genügen, um neue Ausbildungsplätze zu schaffen, heißt es vom DIHK. 

Entscheidend sei nun viel mehr, dass die Unternehmen baldige Öffnungsperspektiven für ihre Branchen erhalten - nur so ließen sich verlässliche Ausbildungsperspektiven bieten. 

Positiver sieht das Handwerk hingegen die geplanten Verbesserungen bei den Azubi-Prämien: Eine Erhöhung der Prämien sei ein „deutliches politisches Zeichen an die Betriebe im Handwerk, dass ein gesellschaftliches Engagement in der beruflichen Ausbildung unter den aktuell schwierigen Bedingungen wertgeschätzt wird“, heißt es beim Zentralverband des Handwerks. Zusätzlich müssten aber auch die Auszubildenden, die vor ihrem Abschluss stehen, bei der Prüfungsvorbereitung unterstützt werden. 

Auch der Bundesverband der freien Berufe (BfB) begrüßt die Pläne und drängt darauf, das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ bekannter zu machen. Im November  2020 etwa wusste rund die Hälfte der Betriebe nichts von möglichen Azubi-Prämien, zeigte damals eine Umfrage des IAB. Hilfreich wäre es zudem, „wenn die Ausbildungsprämien auch möglichst unbürokratisch bewilligt werden“, so BfB-Präsident Wolfgang Ewer. 

Mehr: Wegen unsicherer Geschäftserwartungen schrauben die Unternehmen ihr Ausbildungsengagement zurück, zeigt eine IAB-Umfrage. Die Bundesregierung will mit neuen Hilfen gegensteuern.

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