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Lisa Federle Appell an die Bundesregierung: Tübinger „Rockerlady“ wirbt für Corona-Lockerungen

Die Notärztin steht für das Tübinger Corona-Modell. Sie ruft zur Fortsetzung des eingeschlagenen Weges auch bei Verschärfungen auf – und erhält breite Unterstützung.
20.04.2021 - 17:38 Uhr 2 Kommentare
Von der öffentlichen Aufmerksamkeit lässt die Notärztin sich nicht beeindrucken. Quelle: REUETRS
Lisa Federle

Von der öffentlichen Aufmerksamkeit lässt die Notärztin sich nicht beeindrucken.

(Foto: REUETRS)

Düsseldorf Die Corona-Pandemie hat sie bekanntgemacht: Lisa Federle, Notärztin und Initiatorin des Tübinger Modellprojekts. Am Montag hat sie einen Appell an die Bundesregierung geschickt.

Darin fordert sie, die Corona-Lockerungen in der Stadt beizubehalten. „Wenn die bundesweite Notbremse kommt, wird Tübingen zugemacht“, sagt sie. „Das will ich verhindern.“

Seit Mitte März testet Tübingen, ob Öffnungsschritte mit weitreichenden Tests möglich sind, ohne dass die Zahl der Infektionen stark zunimmt. Mit einem negativen Testergebnis dürfen Bewohner der Universitätsstadt einkaufen, zum Friseur gehen, selbst Theater, Kinos und Museen besuchen. Zweimal wurde das Projekt bereits verlängert.

Mit dem Appell will Federle bewirken, das Projekt trotz bundesweiter Corona-Verschärfungen fortzusetzen. „Wir appellieren an die Bundesregierung und das Parlament, das Pilotprojekt der Stadt Tübingen nicht zu beenden“, heißt es darin.

Das Projekt fortzusetzen sei ein Signal, „jene Defizite zu mildern, die abseits der Pandemiebekämpfung entstanden sind“. Dabei würden „keine inakzeptablen Risiken eingegangen“.



Tatsächlich lag die Inzidenz in Tübingen in den vergangenen Wochen zwischen 70 und 90 und damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von aktuell rund 165. Auch im Landkreis Tübingen ist die 7-Tages-Inzidenz von knapp 172 deutlich höher.

Den Appell unterstützen namhafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur, unter anderem der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger, Trigema-Chef Wolfgang Grupp und die Schauspieler Jan Josef Liefers und Moritz Bleibtreu. Oettinger habe sich schon länger für das Projekt interessiert, berichtet Federle.

Sie lernte ihn 2010 kennen, als sie Mitglied der CDU wurde und für den baden-württembergischen Landtag kandidierte. Oettinger war zu der Zeit Ministerpräsident. Mit 21 Stimmen habe Federle den Einzug in den Landtag knapp verpasst, dafür wurde sie Mitglied im Tübinger Gemeinderat und Kreistag.

Dass die Ärztin in die CDU eintrat, wundert Unternehmerinnen vor Ort, die Federle seit der Jugend kennen. Sie sei eine „Rockerlady, die zur Tübinger Stadtszene dazugehört“.

Federle lässt sich davon nicht beeindrucken. „Ich vertrete meine Meinung, das habe ich schon immer getan.“ Aber an höchster Stelle stehe nicht die Partei, sondern die Gesundheit der Menschen. „Nach dem Motto habe ich immer gelebt.“

Austausch mit Gesundheitsminister Spahn

Wer mit der Notärztin spricht, erkennt eine genügsame Frau, die sich von der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht beeindrucken lässt. Dabei reicht ihre Arbeit weit über die Stadtgrenze hinaus.

Politiker und Wirtschaftsvertreter fragen die Notärztin um Rat. In Talkshows diskutiert sie unter anderem mit Karl Lauterbach ihr Vorgehen, regelmäßig tauscht sie sich mit Gesundheitsminister Jens Spahn über die Tübinger Öffnungsstrategie aus.

Selbst im Ausland wird ihre Arbeit wahrgenommen: Vor einigen Wochen führte sie Journalisten aus Dubai und Japan durch die Stadt.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer unterstützt Federles Strategie. Die beiden seien ein gutes Team, sagen Wirtschaftsvertreter vor Ort. Die Notärztin verfüge über das medizinische Fachwissen, Palmer sorge für den Rückhalt in der Stadt.

Privatleben hat die 59-Jährige momentan kaum. Was sie nach der Pandemie als Erstes tun will? „Mich mit meiner Familie zurückziehen und Zeit mit meinen vier Kindern und Enkelkindern verbringen.“

Ihre Kinder helfen ihr in der Krise. Das sei eine große Erleichterung, sagt sie, denn neben den Corona-Tests stehen täglich Hausbesuche und Notarzteinsätze an.

Sich aus dem Modellprojekt zurückzuziehen habe sie nie in Erwägung gezogen. „Ich kann nicht aus einem ICE bei voller Geschwindigkeit herausspringen.“

Mehr: Tübingens Sonderweg könnte ein Modell für das ganze Land sein

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2 Kommentare zu "Lisa Federle: Appell an die Bundesregierung: Tübinger „Rockerlady“ wirbt für Corona-Lockerungen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Und wenn ich Argumente lese, dass Hamburg ein gutes Beispiel sei, dass eine Ausgangssperre wirksam ist, dann möchte ich doch auch Freiburg ins Spiel bringen. Hier haben wir keine verschärften Maßnahmen und wir liegen trotzdem konstant bei einer Inzidenz von 70-80.

    Oder meiner Heimatstadt Rastatt.. Hier gibt es seit Wochen eine Ausgangssperre, aber es ist keine Verbesserung festzustellen.



  • Bevor man das Infektionsschutzgesetz verschärft, sollte man das Virus neu bewerten!

    Noch vor einem Jahr war es ganz natürlich das man sich die Frage gestellt hat ob das Corona-Virus schlimmer/gefährlicher sei als andere Viren wie z.b. das Influenza-Virus.. Relativ schnell kam man zu dem Ergebnis, dass es besonders für Risikogruppen und Vorerkrankte gefährlicher sei. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt weder mögliche Impfungen noch gab es Behandlungsmöglichkeiten im Falle einer Infektion.

    Das hat sich jetzt alles geändert. Wir sehen, das die Risikogruppen geimpft sind und wir haben mittlerweile zahlreiche medizinische Behandlungsmöglichkeiten um einen Krankenhausaufenthalt abzuwenden (siehe Herr Lauterbach Asthmamittel als "Gamechanger").


    Man muss sich also die Frage stellen dürfen, ob das Virus überhaupt noch so gefährlich ist wie vor einem Jahr. Erst wenn diese Frage beantwortet ist, sollten weitreichende Maßnahmen ergriffen werden.

    Schließlich liegt der Anteil an Coronapatienten auf Intensivstationen seit Januar konstant bei ca. 20%. (Die Kapazitätsgrenze wird wegen dem neu eingeführten Pflege-Schlüssel erreicht, nicht wegen Corona)
    Darüber hinaus gibt es immer noch keine Informationen wer an und wer mit Corona gestorben ist. Fakt ist allerdings, dass immer noch 80% der täglichen Toten ihre Lebenserwartung bereits erreicht haben..


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