Marlis Tepe Lehrer-Gewerkschaft: „Der Lehrkräftemangel ist dramatisch"

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sieht optimistisch auf die kommende Tarifrunde.
Düsseldorf Wie optimistisch sind Sie, dass in der Tarifrunde deutliche Verbesserungen für Lehrer kommen?
Wir haben ja in der jüngsten Runde 2017 schon viel erreicht. Von der neuen Erfahrungsstufe sechs in höheren Tarifgruppen profitieren viele erfahrene Lehrkräfte. Aber wir müssen und werden noch weiterkommen.
Etwa bei der Bezahlung von Grundschullehrern?
Ja. Für uns ist das Lehramt an Grundschulen gleich viel wert wie etwa am Gymnasium, weil die Kollegen in der Regel genauso lange studieren. Wir wollen, dass alle verbeamteten Grundschullehrkräfte und alle Kollegen im Sekundarbereich, die noch A 12 bekommen, mit A 13 besoldet werden. Sachsen, Brandenburg und Berlin gehen da mit gutem Beispiel voran.
Dadurch wächst aber der Abstand zu den Angestellten ...
Deshalb wollen wir in dieser Tarifrunde ja auch einen weiteren Schritt in Richtung Paralleltabelle gehen. In fast allen Bundesländern werden die Grundschullehrkräfte, in Bayern und Nordrhein-Westfalen etwa aber auch die Hauptschullehrer nach A 12 besoldet. Ihre angestellten Kollegen sind nicht in der entsprechenden Entgeltgruppe E 12 eingruppiert, sondern in E 11. Das muss sich ändern.
Auch Aufstiege wollen Sie stärker belohnen?
Ja. Heute werden angestellte Kollegen, die in eine höhere Entgeltgruppe kommen, oft in eine niedrigere Erfahrungsstufe eingruppiert. Im Extremfall haben sie am Ende weniger Geld als vorher. Das ist doch absurd.
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All das kostet aber. Warum sollten die übrigen Tarifbeschäftigten im Landesdienst Abstriche machen, damit es den Lehrern besser geht?
Bei den Berechnungen, was unsere Forderung kosten würde, liegen wir mit den Arbeitgebern noch weit auseinander. Alle Gewerkschaften tragen die Forderung nach der Paralleltabelle mit. Fakt ist: Der Lehrkräftemangel ist dramatisch. Wir müssen den Lehrerberuf aufwerten, wenn wir wieder genug Nachwuchskräfte bekommen wollen. Daran könnten die Kultusminister der Länder die Arbeitgeber durchaus noch stärker erinnern.
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