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Merkel und das Flüchtlingsmädchen Ein Jahr nach dem Kopftätscheln

Vor einem Jahr weinte ein Flüchtlingskind, weil die Kanzlerin offen sagte, dass Deutschland nicht alle aufnehmen kann. Heute nennt Reem Sawihl die Stadt Rostock ihr Zuhause – und Merkel ist die Flüchtlingskanzlerin.
14.07.2016 - 20:49 Uhr
Vor einem Jahr streichelte die Kanzlerin dem Flüchtlingsmädchen Reem über den Kopf – und löste damit eine landesweite Debatte aus. Quelle: dpa
Reem Sahwil

Vor einem Jahr streichelte die Kanzlerin dem Flüchtlingsmädchen Reem über den Kopf – und löste damit eine landesweite Debatte aus.

(Foto: dpa)

Berlin So etwas hatte die Kanzlerin noch nicht erlebt. Es ist ein besonderer, ein seltener, für Politiker hochsensibler, heikler Moment: Mit einem Satz bringt Angela Merkel ein Flüchtlingsmädchen zum weinen, vor laufender Kamera. Man sieht, wie leid das der mächtigen Frau tut und wie sie versucht, das Kind zu trösten. Doch sie kann nicht aufhalten, was dann passiert: In den sozialen Medien bricht ein Sturm aus Entrüstung, Spott und Häme los. Merkel, die Gnadenlose, Gefühllose. Das war am 15. Juli 2015. Ein Jahr danach sieht vieles besser aus. Zumindest für Reem Sawihl.

Was war passiert? Merkel war nach Rostock gefahren, um mit Schülern im Alter von 14 bis 17 Jahren in einem sogenannten Bürgerdialog über aktuelle, brennende Themen zu reden. Die Palästinenserin Reem aus dem Libanon sagt in astreinem Deutsch: „Ich möchte studieren (...). Es ist wirklich sehr unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man es selber halt nicht mitgenießen kann.“ Und: „Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht.“ Damals hatte Reem nur eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung.

Merkel antwortet: „Das ist manchmal auch hart, Politik (...) Du bist ja ein unheimlich sympathischer Mensch, aber du weißt auch, in palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon gibt es noch Tausende und Tausende. Und wenn wir jetzt sagen: Ihr könnt alle kommen und ihr könnt alle aus Afrika kommen (...) Das können wir auch nicht schaffen.“ Bei Reem fließen Tränen, Merkel will trösten. Nach außen mag das unbeholfen wirken, weil sie sagt, dass sie Reem einmal streicheln möchte. Abgezockt sei die Kanzlerin, twittert einer.

Und wie empfand Reem das? Sie sagt heute der „Bild am Sonntag“ (17. Juli): „Sie hat damals sehr viel Kritik dafür bekommen, dass sie mich gestreichelt hat. Aber es war sicher auch für sie aufregend und eine besondere Situation. Ich würde ihr einfach nur Danke sagen wollen. Von mir und meiner Familie, aber auch von all den Flüchtlingen, denen sie geholfen hat. Das war für sie und Deutschland alles nicht so einfach, und ich danke Frau Merkel sehr dafür.“

All die anderen Flüchtlinge. Etwa eine Million Menschen kam allein im vorigen Jahr nach Deutschland. Merkel wurde zur „Flüchtlingskanzlerin“, öffnete Türen und Herzen – während ihre Union in eine Krise stürzte und sich Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union heftige Auseinandersetzungen lieferten.

Ist Reem der Grund für „Wir schaffen das“?
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