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MINT-Gipfel Fachkräfte dringend gesucht: Experten fordern von den Parteien konkrete Pläne

Vertreter von Wissenschaft und Wirtschaft beklagen Defizite in naturwissenschaftlich-technischer Bildung. Die Folgekosten für die Gesellschaft sind hoch.
08.06.2021 - 18:29 Uhr Kommentieren
Mädchen hinken in Mint-Fächern noch immer weit hinterher: Unter den Ingenieurs-Erstsemestern sind nur zu einem Viertel Frauen. Quelle: Imago/Westend61
Chemie-Experiment

Mädchen hinken in Mint-Fächern noch immer weit hinterher: Unter den Ingenieurs-Erstsemestern sind nur zu einem Viertel Frauen.

(Foto: Imago/Westend61)

Berlin Ohne bessere naturwissenschaftlich-technische Qualifizierung der Schüler droht Deutschland ein großer ökonomischer Schaden. Das war die zentrale Botschaft des MINT-Gipfels von Wirtschafts- und Wissenschaftsvertretern am Dienstag. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Jan Wörner, Präsident der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), sagte: „Für Pandemiebekämpfung, Klimaschutz oder digitale Transformation braucht es technische und naturwissenschaftliche Bildung.“

Nach dem jüngsten „MINT-Frühjahrsreport“ des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten im April rund 142.000 Fachkräfte in naturwissenschaftlich-technischen Berufen. Und die Experten erwarten, dass es mit der anziehenden Konjunktur noch viel mehr werden. 

Edith Wolf, Sprecherin des Nationalen MINT-Forums, forderte daher: „Die nächste Bundesregierung muss sich deutlicher für MINT-Bildung positionieren: effizientere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen organisieren, den dramatischen MINT-Lehrkräftemangel beheben und mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe herstellen.“ 

Das MINT-Forum setzt vor allem auf das Aufstiegspotenzial naturwissenschaftlich-technischer Bildung: Sie biete gerade Kindern aus bildungsfernen Familien und Migranten gute Chancen, auch weil es in Mathe, Physik und verwandten Fächern nicht so sehr auf die Sprache ankomme. Berufsberater und Lehrer müssten aber besser über MINT-Berufe informieren und auch die oft vernachlässigten Topschüler besser fördern.

Ideal für die bessere Förderung und die Kooperation mit außerschulischen Anbietern sei Ganztagsunterricht. Dazu müsse der ab 2025 geplante Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen aber auch mit guter Bildung verknüpft werden. 

Mathe-Leistungen der Viertklässler sinken

Nach dem „MINT-Nachwuchsbarometer“ von Acatech sind die Leistungen der Viertklässler in Mathematik seit 2011 zurückgegangen, die Gruppe der besonders leistungsschwachen ist auf gut 25 Prozent gestiegen. Klein ist hingegen mit sechs Prozent die Spitzengruppe. Die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Grundschüler liegen unter dem Durchschnitt der EU-Staaten sowie der OECD-Industrieländer. 

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Technische Bildung führt ein Schattendasein: Ein Fach Technik für alle Klassenstufen gibt es allein in Sachsen-Anhalt. Nur Mecklenburg-Vorpommern bietet ab Klasse fünf verbindlich Informatikunterricht, Sachsen immerhin ab der siebten Klasse. 
Mädchen hinken noch immer weit hinterher: Physik-Leistungskurse wählen zu 25 Prozent Mädchen, unter den MINT-Azubis finden sich gerade einmal elf Prozent junge Frauen. Und unter den Ingenieurs-Erstsemestern sind zu einem Viertel Frauen. 

Der MINT-Fachkräftemangel sei aber nicht nur Sache der Bildungspolitik, sagte Co-Forumssprecher Ekkehard Winter, sondern der ganzen Regierung: „Ohne eine kraftvolle, dauerhafte MINT-Förderung würde auch das zwei Milliarden Euro schwere Bundesprogramm #Aufholen nach Corona wie ein Strohfeuer verpuffen.“ Das Forum pocht daher auf die Fortsetzung des MINT-Aktionsplans des Bundes.

Lob für FDP und Grüne 

In den Wahlprogrammen der Parteien „fehlt es an eindeutigen Strategien, wo die klugen Köpfe, die wir so dringend brauchen, zukünftig herkommen sollen“, kritisiert Wolf. Die SPD bekenne sich zwar klar zu MINT und betone die Förderung von Mädchen. Ansonsten sehe sie aber „die Antworten auf viele bildungspolitische Fragen ausschließlich in der Digitalisierung“. 

Lob erntet hingegen die FDP, die eine „MINT-Offensive“ verspreche und „sehr detaillierte Vorschläge zur MINT-Bildung macht, die weitgehend unseren Vorstellungen entsprechen“.

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Auch das Programm der Grünen biete „viele gute Ansätze wie multiprofessionelle Teams oder die breite Zusammenarbeit der Schulen mit außerschulischen Akteuren“, meint Winter. „Diese Partei sieht zudem vielleicht am deutlichsten den Zusammenhang zwischen Fachkräftebedarf und dem Erreichen der großen Herausforderungen wie Klimawende oder Digitalisierung.“

Die Linke mache gute Vorschläge etwa pro Fachpersonal für die IT-Infrastruktur der Schulen, irritiere aber mit der Aussage, es gebe keinen Fachkräftemangel, so Winter. 

Was fehlt, ist das Programm der CDU: „Natürlich hoffen wir, dass CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet bewusst ist, dass das von ihm angekündigte ‚Modernisierungsjahrzehnt‘ in direktem Zusammenhang mit technischen Innovationen steht – das nur gelingt, wenn sofort und gezielt MINT-Bildung in den Fokus der Politik rückt“, sagte Winter.

Mehr: „Sommer der Ausbildung“ soll die Flaute am Lehrstellenmarkt-bekämpfen

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