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Münchner Sicherheitskonferenz MSC soll unter neuer Führung wirtschaftlich unabhängig bleiben

Wolfgang Ischinger machte die Organisation groß. Auch nach seinem Abgang soll sie finanziell autark bleiben. Den Frauenanteil zu erhöhen wird eine wichtige Aufgabe der neuen Führung unter Christoph Heusgen.
05.12.2021 - 18:15 Uhr Kommentieren
Der 66-jährige Christoph Heusgen soll „das neue Gesicht“ der Münchner Sicherheitskonferenz werden, der zuletzt deutscher UN-Botschafter in New York war. Quelle: Archive Photos/Getty Images
Christoph Heusgen

Der 66-jährige Christoph Heusgen soll „das neue Gesicht“ der Münchner Sicherheitskonferenz werden, der zuletzt deutscher UN-Botschafter in New York war.

(Foto: Archive Photos/Getty Images)

Berlin Als Wolfgang Ischinger 2008 die Führung der Münchner Sicherheitskonferenz übernahm, habe er zunächst „anderthalb Mitarbeiter mit einem Etat von etwa 400.000 Euro“ gehabt, erzählt der frühere deutsche Botschafter in den USA und Großbritannien, „damit konnte man gerade eine Wochenendkonferenz pro Jahr in München organisieren“.

1963 gegründet hieß die Sicherheitskonferenz zunächst bis 1993 „Münchner Wehrkundetagung“ und war nur Fachleuten bekannt. Erst 2009 wurde daraus die Munich Security Conference (MSC), die heute als weltweit wichtigster Treffpunkt für Außen- und Sicherheitspolitiker gilt.

Die Organisation beschäftigt mittlerweile über 60 fest angestellte Mitarbeiter und verwaltet ein Jahresbudget von über zehn Millionen Euro. Formal gehört die Sicherheitskonferenz einer von Ischinger gegründeten Stiftung. Die nächste Hauptkonferenz soll vom 18. bis 20. Februar 2022 in München stattfinden. Im Gründungsjahr kamen 60 Teilnehmer in die bayerische Hauptstadt, zuletzt waren es fast 850.

Die Sicherheitskonferenz ist unter Ischingers Führung längst über München hinausgewachsen. „Jedes Jahr richten wir neben der bekannten Hauptkonferenz weltweit eine Vielzahl an weiteren Veranstaltungen aus, die sich mit einem deutlich erweiterten Themenportfolio von nuklearen Fragen über Technologie bis zu Energie, Klima, Gesundheitspolitik oder Künstlicher Intelligenz befassen“, berichtet der Diplomat a. D. Zudem betreibe die MSC auch noch eine kleine Denkfabrik, die unter anderem den ‚Munich Security Report‘ herausgebe.

Der Diplomat führte die Münchner Sicherheitskonferenz seit 2008. Quelle: imago images/Political-Moments
Wolfgang Ischinger

Der Diplomat führte die Münchner Sicherheitskonferenz seit 2008.

(Foto: imago images/Political-Moments)

Der Neue ist ein alter Bekannter

Jetzt soll der 66-jährige Christoph Heusgen „das neue Gesicht“ der Sicherheitskonferenz werden, der zuletzt deutscher UN-Botschafter in New York war und davor Kanzlerin Angela Merkel außenpolitisch beraten hat. Heusgen sei weltweit exzellent vernetzt und werde allseits geschätzt. Ischinger selbst will Vorsitzender des Stiftungsrats bleiben.

Auch an eine Frau habe Ischinger bei seiner Nachfolge gedacht. Im Stiftungsrat der Münchner Sicherheitskonferenz sitze zum Beispiel Helga Schmid, Ex-Chefin des europäischen Auswärtigen Dienstes. Für den Konferenzvorsitz komme sie jetzt aber nicht infrage, so Ischinger, weil sie inzwischen für die nächsten Jahre zur Generalsekretärin der OSZE gewählt worden sei.

Im Stiftungsrat der Münchner Sicherheitskonferenz sitzt Helga Schmid, Ex-Chefin des europäischen Auswärtigen Dienstes. Quelle: imago images/TT
Helga Schmid

Im Stiftungsrat der Münchner Sicherheitskonferenz sitzt Helga Schmid, Ex-Chefin des europäischen Auswärtigen Dienstes.

(Foto: imago images/TT)

Den Frauenanteil der Konferenz zu erhöhen, der aktuell bei etwa 20 Prozent liege, gehöre jedoch zu den wichtigsten Aufgaben seines Nachfolgers. Die Veranstaltung müsse auch jünger und diverser werden. Kernaufgabe der MSC bleibe es jedoch, „weiter transatlantisch zu wirken und eine regierungsunabhängige Plattform für den Dialog zwischen internationalen Entscheidungsträgern zu bieten“.

Wichtig ist Ischinger, die politische und finanzielle Unabhängigkeit der Sicherheitskonferenz zu erhalten. Neben der Bundesregierung gebe es eine Vielzahl an Partnern und Sponsoren, die sich für die Arbeit der Münchner Sicherheitskonferenz interessierten. Insgesamt sind es weit über 40 Unternehmen aus aller Welt. „Unsere Partner aus der Wirtschaft reichen von Airbus über Microsoft und Siemens bis hin zu Westenergie.“

Auch große Stiftungen wie die Robert Bosch Stiftung oder die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung habe man gewonnen. „Keiner dieser Partner trägt jedoch mehr als fünf Prozent zum Gesamtbudget bei, sodass keine Abhängigkeiten entstehen.“

Mantel der Geschichte

Mit Ischingers Abschied geht auch eine Ära oft turbulenter, manchmal sogar historischer Konferenzen zu Ende. Besonders gern erinnert sich der MSC-Chef daran, dass erbitterte Gegner sich in München nicht nur einen verbalen Schlagabtausch geliefert, sondern manchmal auf offener Bühne auch die Hand gegeben haben. „Denken Sie an gemeinsame Auftritte der Präsidenten von Serbien und Kosovo oder von Aserbaidschan und Armenien“, sagt Ischinger.

Zu seinen Highlights gehört auch die Sicherheitskonferenz 2011, als die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr russischer Amtskollege Sergey Lawrow auf offener Bühne die Ratifikationsurkunden des gerade ausgehandelten New-START-Abrüstungsabkommens austauschten. „Da spürte man schon den Mantel der Geschichte.“

Denkwürdig sei auch der Auftritt von Emmanuel Macron 2020 gewesen, weil der französische Präsident eine Stunde lang mit dem Publikum diskutierte. „Das hat ihm offensichtlich großen Spaß gemacht“, schmunzelt der MSC-Chef und fügt hinzu: „und mir auch.“

Mehr: Kommentar: Eine transatlantische Allianz muss Kleptokraten entschlossener entgegentreten, meint Wolfgang Ischinger.

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