Manager-Boni: Der Schweizer Königsweg
Berlin Nach dem Schweizer Bürgervotum gegen überzogene Manager-Gehälter wird auch in Deutschland der Ruf nach schärferen Gesetzen lauter. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle plädierte am Montag dafür, noch bis zur Bundestagswahl im September eine neue Regelung zu finden. Ähnlich äußerte sich Joachim Poß, der Vize-Fraktionschef der SPD. Im Kampf gegen exzessive Manager-Gehälter müssten die deutschen Gesetze verschärft werden, sagte er Reuters.
Der Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Norbert Walter-Borjans (SPD), erhob schwere Vorwürfe gegen die deutsche Wirtschaft. „In den Topetagen der Wirtschaft hat sich vielerorts ein Selbstbedienungswettbewerb mit gleichzeitigem Ausschluss jedes Haftungsrisikos breitgemacht, mit dem der Höhenflug der Vergütungen noch immer gerechtfertigt wird“, sagte Walter-Borjans Handelsblatt Online. „Viele Verträge sind zunehmend zu einer höchstdotierten Rundumversicherung bis ans Lebensende geraten, die auch bei unternehmerischem Misserfolg goldene Nasen garantieren.“
Zum Ende des Infineon-Geschäftsjahrs (30. September 2012) wechselte auch der Vorstandschef. Reinhard Ploss übernahm von Peter Bauer den Posten.
Bauer hatte 2011/12 insgesamt 2,9 Millionen Euro verdient und damit etwas deutlich weniger als 2011 (3,7 Millionen Euro).
Der Chef des Chemiekonzerns, Kurt Bock, verdiente mit 5,29 Millionen Euro im Jahr 2012 nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr. Er hatte sein Amt im Mai 2011 angetreten.
Marijn Dekkers, Niederländer an der Spitze des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, hat im Jahr 2012 insgesamt 5,06 Millionen Euro verdient, nach 4,49 Millionen Euro im Vorjahr.
Ende April hatte Stefan Heidenreich beim Kosmetikkonzern Beiersdorf das Amt des Vorstandschefs übernommen. Im Jahr 2012 verdiente er 2,6 Millionen Euro.
Das Adidas-Ergebnis fiel 2012 vor allem wegen eines schwachen Geschäfts der Marke Reebok nicht so rosig aus. Adidas-Chef Herbert Hainer verdiente 2012 insgesamt 4,18 Millionen Euro und damit 28 Prozent weniger als 2011 (5,14 Millionen Euro).
Bei Thyssen-Krupp kämpft Vorstandschef Heinrich Hiesinger mit der Aufarbeitung diverser Skandale und Fehlinvestitionen. Im Geschäftsjahr 2011/2012 (bis 30. September) verdiente er 3,85 Millionen Euro.
Der Vorstandschef des Pharmakonzern verdiente 2012 insgesamt 5,52 Millionen Euro und damit fast ein Drittel mehr als 2011 (4,2 Millionen Euro).
Der Österreicher verdiente im Geschäftsjahr 2011/2012 insgesamt 7,87 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 8,74 Millionen Euro.
Ende 2013 gibt René Obermann sein Amt an den jetzigen Finanzvorstand Timotheus Höttges weiter. Obermann verdiente 2012 insgesamt 3,78 Millionen Euro und damit nahezu unverändert so viel wie 2011 (3,85 Millionen Euro).
Der Linde-Chef hat gesagt, kein Interesse an einer Vertragsverlängerung zu haben. Im Jahr 2012 verdiente er bei dem Industriegase-Spezialisten 6,9 Millionen Euro, fast genau so viel wie ein Jahr zuvor.
Der dänische Chef des Konsumgüter- und Klebstoffkonzerns Henkel, Kasper Rorsted, hat im Jahr 2012 insgesamt 6,18 Millionen Euro verdient, ein sattes Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr (4,79 Millionen Euro).
Zur Jahresmitte 2012 hatte Peter Terium den Spitzenposten beim Energiekonzern RWE angetreten. Er verdiente im Jahr 3,8 Millionen Euro, ein sinnvoller Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich.
Der VW-Chef erhält rund 14,5 Millionen Euro für das abgelaufene Jahr (2012) und damit 5,5 Millionen weniger, als ihm nach den zuletzt gültigen Kriterien zugestanden hätten.
Damit will VW verhindern, erneut ins Zentrum einer Diskussion um hohe Managementbezüge zu geraten wie 2011, als Winterkorn mehr als 17 Millionen Euro verdiente.
Der Daimler-Vorstandschef hat im vergangenen Jahr inklusive Aktienoptionen 8,15 Millionen Euro verdient. Das war etwas weniger als 2011 (8,65 Millionen Euro).
Geschäftsberichte / Hostettler, Kramarsch & Partner
Mit Markt habe das schon lange nichts mehr zu tun, kritisierte der Minister. „Mir kann niemand erzählen, dass sich unterhalb eines gesicherten Millionengehalts keine erfahrenen Menschen mehr finden lassen, die ein Unternehmen mit dem notwendigen Engagement führen würden.“ Es sei daher „dringend“ nötig, dass die vorhandenen Ansätze für eine Deckelung der Managergehälter, vor allem aber für eine Einbeziehung der Aktionäre, mit Nachdruck weiter entwickelt würden. „Ziel muss es sein, Topgehälter nicht nur zu veröffentlichen, sondern den Einfluss der Aktionäre auch vor Vertragsabschluss zu gewährleisten“, sagte Walter-Borjans.
Den Schweizern sollte der Minister „Respekt“ für ihre erfolgreiche Volksinitiative. „Das ist ein Signal mit Aufforderungscharakter weit über die Alpenrepublik hinaus“, betonte der SPD-Politiker. „Die Abzocke durch explodierende Topgehälter von Managern, die von darauf spezialisierten Anwälten beraten werden, ist kein Phänomen, das auf die Schweiz begrenzt ist.“
Schärfere Kontrolle von Managergehältern
Auch Linke und Grüne wollen Grenzen für Vorstandsvergütungen. Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Jürgen Trittin, konkretisierte Überlegungen seiner Fraktion für ein härteres Vorgehen gegen überzogene Managergehälter. „Wir brauchen so schnell wie möglich eine Begrenzung der steuerlichen Absetzbarkeit von Managergehältern auf 500.000 Euro“, sagte Trittin Handelsblatt Online. „Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass der Steuerzahler in Deutschland für die Gehaltsexzesse der Chefetagen mitbezahlt“, betonte der Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl und fügte hinzu: „Von der Schweiz lernen heißt sparen lernen.“
Die Schweizer hatten am Wochenende mit fast 68 Prozent für eine "Volksinitiative gegen die Abzockerei" gestimmt. Diese zielte darauf ab, dass künftig Aktionäre in der Hauptversammlung jedes Jahr neu über die Höhe der Manager-Vergütungen von börsennotierten Firmen entscheiden. Bisher ist das Sache der Verwaltungsräte. Antritts- und Abgangszahlungen soll es zudem überhaupt nicht mehr geben. Bei Verstößen drohen hohe Geldbußen und Freiheitsstrafen.
Deutsche Politiker quer durch alle Parteien äußerten Verständnis für den Unmut vieler Bürger über Millionen-Gehälter und hohe Boni für Vorstände. "Wir können in der Koalition noch vor der Bundestagswahl ein Zeichen setzen", sagte Brüderle. Er hoffe, dass sich aus der Diskussion Konsequenzen entwickelten. "Wir prüfen die Schweizer Entscheidung", hieß es im Justizministerium. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) begrüßte den Ansatz, der Hauptversammlung stärkeres Gewicht zu geben.
SPD-Fraktionsvize Poß sagte: "Im Kampf gegen exzessive Managergehälter reicht die derzeitige gesetzliche Grundlage nicht aus." Änderungen seien nötig. Freiwillige Lösungen und Absprachen führten hier nicht weiter. Das zeige die Vergangenheit. Darüber hinaus will er die Bonuszahlungen für Bank-Manager noch stärker als von der EU vorgeschlagen deckeln. "Hier müssen wir das, was aus Brüssel kommt, nicht nur Eins zu Eins umsetzen, sondern noch verschärfen."
14 Kommentare zu "Nach Schweizer Anti-Abzocke-Votum: Deutsche Politik schießt sich auf Manager ein"
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Die meisten Politiker haben wohl die Initiative nicht verstanden - oder geben die Ziele bewusst falsch wieder.
Den Schweizern ging es um Stärkung der Eigentümerrechte - nicht aber um staatliche Eingriffe ins Eigentum.
Herbert Wehner; wir werden die Belastbarkeit der Untenehmer (Manager ) austesten „! heißt ...ihnen soviel Ballast umhängen , dass sie ersaufen .
Warum nicht auch Fußballergehälter oder Gehälter von Schauspielern deckeln? Ist doch gar nicht einzusehen, weshalb hier ein Vielfaches eines einfachen Zeugwarts oder einer Regieassistenz gezahlt werden! Der schweizer Weg, die Entscheidung den Eignern zu übertragen, ist völlig in Ordnung. Eine politisch motivierte, wie auch immer ausgeprägte "Deckelung" hingegen ein monströses Ungetüm, das einzig dazu geeignet ist, den Neid-Faktor zu befriedigen.
Manager sollten eine Armbinde tragen müssen ! Mit einem gelben M drauf !
@Ihr_waehlt_die_DDR
ihr habt gar nichts begriffen um was da in der Schweiz abgestimmt wurde. Da wir eine Direkte Demokratie haben, ist das Oberste Staatsorgan das Volk. Und das Volk hat das Aktionärsrecht neu definiert. Also, sagen jetzt die Aktionäre, wie viel die Entlöhnung ist für den Verwaltungsrat, Beirat, Aufsichtsrat usw. und das jedes Jahr an der Hauptversammlung.Und das hat nichts mit dem DDRsystem zutun, sondern das war ein Volks Entscheidung.
Wer noch mal ansatzweise den Osten von 1989 erleben will, fährt einfach mal durch das Ruhrgebiet. Trostloser geht es schon nicht mehr. Und wer regiert dort ...? Reden wir gar nicht von Vorratsdatenspeicherung,Auflösung des Bankgeheimnisses, Zusammenarbeit mit Straftätern zum Ankauf von Daten im Ausland, usw ... Wer grün und rot wählt, wählt den Kommunismus.
Wir sollten einen Pisa-Test für deutsche Politiker einführen ! Wir müssen unbedingt noch mehr Gesetze erlassen ..., bis keiner mehr durchblickt und atmen außerhalb des eignen Grundstücks steupflichtig wird.
Auf in die neue DDR-Planwirtschaft mit begrenzten Verdienstmöglichkeiten. Lasst uns wieder Volkseigene Betriebe (VEB) gründen, die von Parteivorsitzenden geführt werden. Die Mangelwirtschaft sehen wir doch schon jeden Tag, wenn wir über die Holperpisten an den geschlossenen Schwimmbädern vorbeifahren. In den KiTa's und den Schulen dürfen die Eltern wieder selbst Bäume pflanzen und die Klassenzimmer renovieren. In der DDR nannten sie es Subbotnik. Während Schäuble sich mit den höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten rühmt, steuern wir auf die selben grauen und bröckelnden Fassaden zu, die wir bis Ende 1989 im Osten sehen konnten. Aber ihr Merkel-Wähler wollt es ja unbedingt so.
Wer Merkel wählt, wählt die DDR!!
Und wer SPD, Grüne, FDP u. die anderen etablierten Parteien wählt, der wählt Merkel-Verehrer ohne eigene Initiative!!
Staune wie das Handelsblatt die Position der Schweizer Boulevard Presse und einigen Äusserungen unsere demagogischen linken Politiker wider gibt. Liebe Handelszetung Journalisten, lest bitte den Initiativtext der Abstimmung vorher durch, dann würde ihr Artikel anders lauten.
http://www.abzockerinitiativeja.ch/wp-content/uploads/Initiativtext.pdf
Momentan schreien die Planwirtschaftler bei uns, in der Hoffnung, niemand wüsste dann worum es gegangen ist !
Staune wie das Handelsblatt die Position der Schweizer Boulevard Presse und einigen Äusserungen unsere demagogischen linken Politiker wider gibt. Liebe Handelszetung Jaournalisten, lest bitte den Initiativtext der Abstimmung vorher durch, dann würde ihr Artikel anders lauten.
http://www.abzockerinitiativeja.ch/wp-content/uploads/Initiativtext.pdf