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Nachwuchsorganisation Die Junge Union bestimmt per Kampfabstimmung ihren neuen Chef

Die Jugendorganisation von CDU und CSU wählt am Samstag einen neuen Vorsitzenden. Ähnlich wie beim CDU-Vorsitz gibt es unerwartet mehrere Kandidaten.
16.03.2019 - 07:30 Uhr Kommentieren
Weil der bisherige JU-Chef Generalsekretär der CDU geworden ist, sucht die Jugendorganisation einen Nachfolger. Quelle: AFP
Paul Ziemiak

Weil der bisherige JU-Chef Generalsekretär der CDU geworden ist, sucht die Jugendorganisation einen Nachfolger.

(Foto: AFP)

Berlin Annegret Kramp-Karrenbauer trägt Schuld daran, dass sich die Jugendorganisation von CDU und CSU für diesen Samstag zu einem außerordentlichen Deutschlandtag, eine Art Bundesparteitag, treffen muss: Die Saarländerin hat nicht nur beim Bundesparteitag im Dezember überraschend die Wahl um den Parteivorsitz gegen den von vielen favorisierten Friedrich Merz gewonnen.

Sie überredete noch in derselben Nacht Paul Ziemiak, neuer Generalsekretär unter ihrer Führung zu werden – ausgerechnet der Vorsitzende der Jungen Union (JU), die sich mehrheitlich klar für Merz als neuen Parteichef ausgesprochen hatte. Der 33-jährige Paderborner Ziemiak sagte dennoch zu und ließ umgehend sein Amt als Vorsitzender der Jungen Union ruhen. Das hatte er bis dahin vier Jahre inne.

In Berlin nun wird die JU sich eine neue Führung geben. Bundesweit vereint sie nach eigenen Angaben rund 105.000 Mitglieder. Die Jugendorganisation gilt als zentrale Kampagnenplattform der Partei, vor allem in Wahlkämpfen. Wer sie anführt, kann mit einer weiteren politischen Karriere rechnen.

Zunächst hatte es so ausgesehen, als würde der Thüringer JU-Chef Stefan Gruhner das Rennen allein und ohne Konkurrenten machen. Ihn hatten die großen Landesverbände Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg vorgeschlagen, nachdem der NRW-Chef Florian Braun verzichtet hatte. Er wollte sich lieber auf sein Mandat im Landtag konzentrieren. Dann aber meldete sich noch Tilman Kuban, JU-Chef aus Niedersachsen. Der Wettbewerb um den Parteivorsitz habe gezeigt, „dass Führungspositionen heute fair, offen und transparent und nicht mehr durch die Absprache einiger weniger vergeben werden“, erklärte er seine Kandidatur.

Damit haben die 240 Delegierten aus den Landesverbänden im Berliner Kongresscentrum BCC die Wahl: Da ist der 34-jährige Gruhner, der auf Grund seines Alters ein Kandidat für den Übergang wäre, da er nur zwei Jahre Vorsitzender bleiben könnte. Im Alter von 35 Jahren endet die Mitgliedschaft.

Er brächte indes zum einen als Landtagsabgeordneter politische Erfahrung mit und könnte zudem für einen Schub im Wahlkampf der thüringischen CDU sorgen, um die Linke als Regierungspartei abzulösen und wieder den Ministerpräsidenten zu stellen. Zudem wäre er der erste ostdeutsche Chef der Jugendorganisation, was sich auch positiv auf die Wahlkämpfe in Sachsen und Brandenburg auswirken könnte.

Gruhner versucht, den vermeintlichen Makel des Alters auf einem Flugblatt, mit dem er für sich wirbt, in einen Vorteil umzumünzen: Er wolle mit seinem „Sprintvorsitz“ für „Dynamik und Umsetzung“ sorgen. „Lange Vorsitzzeiten bieten nur Raum für Routine und Langsamkeit“, schreibt Gruhner. Er wolle mit der JU „der Stachel im Fleisch der GroKo sein“, „gegen linke und rechte Populisten“ kämpfen und die Erneuerung der CDU in Fragen der „Digitalisierung, Bildung und Innovation“ vorantreiben. 

Die Kritik an langen Amtszeiten dürfte so mancher als Kritik an den verstorbenen CDU-Politiker Philipp Mißfelder verstehen, der zwölf Jahre die JU führte und heute noch als große Figur der Jugendorganisation gilt. Ihm folgte nach seinem plötzlichen Tod Ziemiak. Mißfelder hatte provokant Generationengerechtigkeit angemahnt, was auch Burschenschaftler Gruhner kürzlich tat, als er forderte, es müsse „Schluss sein mit einer Politik der Rentengeschenke“. In Anlehnung an den Chef der Jungsozialisten, Kevin Kühnert, sympathisierte er auch mit dem Ausstieg aus der Großen Koalition.

Und da ist der 31-jährige Kuban, der seit 2014 JU-Landeschef ist und es weniger markig angeht als Gruhner. Gleich nach seiner Kandidatur wandte sich der Niedersachse mit einem Video an die Mitglieder der JU. Darin kündigt er eine „Mitmach-JU“ an, die in „Regionalkonferenzen“ und einer „Perspektivwerkstatt“ Zukunftsfragen diskutiert. Philipp Mißfelder habe die JU „wahnsinnig professionalisiert“ und Paul Ziemiak sie „im Digitalbereich weiterentwickelt“, erklärte Kuban in seiner Bewerbung. Nun gehe es darum „zusammen mit ihm die CDU zu erneuern“.

Kuban würde vielleicht bei den Wahlkämpfen in Ostdeutschland weniger Wirkung entfalten, wohl aber bei der anderen wichtigen Wahl in diesem Jahr: der Europawahl. Er kandidiert in seiner Heimat Hannover für das Europaparlament und will der erste JU-Vorsitzende dort sein. Der Jurist wirbt entsprechend für einen „Kontinent der Innovation mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen, starken Produkten und Dienstleistungen sowie lebenswerten Regionen“.

Er kämpft wie Gruhner – was sich für jeden Jungpolitiker gut macht – für Generationengerechtigkeit und hat jüngst gefordert, die Rente mit 63 auszusetzen und ebenso die Mütterrente. Das Umlagesystem stehe „vor dem Infarkt“, hatte er gewarnt.

Mit der Profilbeschreibung: gegen das Establishment und für Generationengerechtigkeit, dazu noch jung und dynamisch, werden beide zurechtkommen. Entsprechend wird es auf dem Deutschlandtag nicht nur darauf ankommen, wer welche Landesverbände hinter sich versammelt. Entscheidend dürften die Reden werden – so war es auch beim Rennen zwischen Kramp-Karrenbauer und Merz der Fall. Zwar gilt Gruhner als Favorit, aber ausgeschlossen ist nichts.

Die neue CDU-Vorsitzende wird im Übrigen auch auf dem Deutschlandtag reden, ebenso wie Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef. Beiden haben der JU einiges zu verdanken:  Die Jungen halfen Kramp-Karrenbauer kräftig im Landtagswahlkampf 2017 und damit beim Sieg, der ihr den Aufstieg im Bund ermöglichte; Söder hatte im Machtkampf mit seinem Rivalen Horst Seehofer maßgeblich Unterstützung der bayerischen JUler erhalten.

Er war im Übrigen lange Zeit Vorsitzender der bayerischen Jugendorganisation; Kramp-Karrenbauer zumindest Vize-Chefin an der Saar. Sie nutzten den Landesvorsitz der Frauenunion als Sprungbrett. Wohin die Reise für Gruhnert und Kuban geht, entscheidet sich maßgeblich am Wochenende.

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