Neuer DIHK-Präsident Wie Peter Adrian die Fliehkräfte im Wirtschaftsverband bekämpfen will

Das „Maulkorb“-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts erzwingt eine weitgehende Funkstille des neuen DIHK-Präsidenten.
Berlin Bei Staffelübergaben in Wirtschaftsverbänden schlägt normalerweise die Stunde der Öffentlichkeitsarbeit. Der scheidende Amtsinhaber zieht Bilanz, der neue stellt sich vor. Gemessen daran, vollzieht sich der Wechsel beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) derzeit ausgesprochen geräuschlos. Weder vom bisherigen Amtsinhaber Eric Schweitzer noch vom Trierer Unternehmer Peter Adrian, den die Vollversammlung am Mittwoch einstimmig zum neuen Präsidenten wählte, war in den vergangenen Tagen und Wochen viel zu hören.
Schuld ist das „Maulkorb“-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Oktober 2020, das eine weitgehende Funkstille erzwingt. Kammerkritiker hatten in allgemeinpolitischen Äußerungen von DIHK-Funktionären eine Kompetenzüberschreitung des Dachverbands gesehen und eine erste der insgesamt 79 Kammern vor Gericht zum Austritt gezwungen. Um Fliehkräfte zu stoppen, will die Bundesregierung den DIHK nun per Gesetz enger an die Leine nehmen.
Der 64-jährige Adrian rückt also in äußerst schwieriger Zeit an die Spitze. Er muss die Kammerkritiker besänftigen und – wenn das neue DIHK-Gesetz verabschiedet ist – zugleich dem Eindruck entgegentreten, unter Kuratel des Wirtschaftsministeriums zu stehen. Und dann ist da noch die Coronakrise, die die mehr als drei Millionen Unternehmen, deren Gesamtinteresse der DIHK vertritt, weiter vor enorme Herausforderungen stellt.
Die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zählt Adrian, der seit 2006 Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier ist, denn auch zu seinen vordringlichen Aufgaben. „Hunderttausende Unternehmerinnen und Unternehmer stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Adrian nach Angaben von Teilnehmern in der Vollversammlung.
Nötig seien deshalb mehr Zukunftsperspektiven: „Wir brauchen Betriebe, die ihre Azubis durch die Krise bringen. Wir brauchen Gründerinnen und Gründer, die an die Zukunft glauben und hart am Aufbau arbeiten. Und wir brauchen auch innovative Familienunternehmen, die jetzt und hier investieren.“
Miteigentümer der Triwo AG
Adrian, der in Köln geboren und in Trier aufgewachsen ist, hat das Risiko selbst nicht gescheut. Nach einer Banklehre gründete er noch während des Volkswirtschaftsstudiums seine erste Firma. Inzwischen betreibt die von ihm aufgebaute Triwo AG, deren Miteigentümer er ist, bundesweit 30 große Industrie- und Gewerbeparks. Zur Unternehmensgruppe gehören auch fünf Regionalflughäfen, darunter die in Oberpfaffenhofen und Egelsbach. Adrian selbst besitzt seit seinem 29. Lebensjahr die Pilotenlizenz, war an der Sanierung mehrerer Fluggesellschaften beteiligt und Sachverständiger des Luftfahrtbundesamtes.
Etwas mehr Unternehmergeist könnte auch der öffentlichen Verwaltung nicht schaden, findet der verheiratete Vater von vier Kindern. Baugenehmigungsverfahren oder Umweltprüfungen müssten einfacher, schneller und digitaler – schlicht bürger- und unternehmensfreundlicher – ablaufen, findet er: „Wir Deutschen dürfen gern weiterhin besonders gründlich sein“, sagte er vor der Vollversammlung, „aber nicht mehr so viel umständlicher als andere.“ Dafür werde der DIHK auch immer konkrete und praktikable Vorschläge machen. Soweit es der gerichtliche „Maulkorb“ zulässt.
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