Neues Modell in Hamburg Flüchtlinge sollen auf Kreuzfahrtschiffe

Auf einer ehemaligen Park & Ride-Anlage in Hamburg stehen Wohn-Container. Hamburgs Sozialsenator Scheele hatte kürzlich erklärt, Hamburg stehe bei der Unterbringung von Flüchtlingen mit dem Rücken zur Wand.
Hamburg Es klingt wie eine Art Überbietungswettbewerb. Bei der schwierigen Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge in Hamburg kommen immer neue Vorschläge ins Spiel: Neben Containerdörfern und Hotels sind jetzt auch Wohnschiffe im Gespräch – und sogar ausrangierte Kreuzfahrtschiffe.
Die Diskussion zeigt, unter welchem Druck die Hansestadt steht. Die Zahl der Flüchtlinge, die vor Krisen und Krieg Schutz suchen, steigt überall in Deutschland deutlich an. Wohnraum in Hamburg ist jedoch knapp, und in der öffentlichen Unterbringung gibt es bisher viel zu wenig Plätze.
Mit drastischen Worten macht Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) auf die Notlage in Deutschlands zweitgrößter Stadt aufmerksam. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, fest angelehnt“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. „Die Lage ist extrem.“ Bis Ende des Jahres müssen 4000 Plätze hinzukommen - bei 1600 davon steht noch nicht einmal fest, wo sie entstehen könnten. Und ob die dann insgesamt etwa 14.000 Plätze in der Hansestadt ausreichen, ist ebenfalls unklar.
Schon in den 1990er Jahren gab es einen starken Zustrom von Menschen, die vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien flüchteten. Damals lagen Wohnschiffe mit Hunderten Flüchtlingen im Hamburger Hafen. Als jedoch immer weniger Zuwanderer kamen, wurden viele Plätze abgebaut - seit 2006 sind sogar die Angebote für Flüchtlinge und Obdachlose zusammengefasst. „Reine Flüchtlingsunterkünfte gibt es in Hamburg gar nicht mehr“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer.
Seit etwa zwei Jahren gehen die Flüchtlingszahlen allerdings wieder deutlich nach oben. Allein 2013 wurden Hamburg nach Zahlen der Innenbehörde mehr als 3600 Asylbewerber zugewiesen. Für dieses Jahr rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit einer Steigerung der Zahlen um rund 30 Prozent - das hieße, dass die Hansestadt etwa 5000 Asylbewerber aufnehmen könnte. Zum Beispiel aus Afghanistan, Syrien, Somalia und dem Iran. Möglicherweise wird es auch eine Flüchtlingswelle aus dem Irak geben.
Hamburg nimmt nach dem Königsteiner Schlüssel, dem bundesweiten Verteilungsschlüssel, gut 2,5 Prozent aller in Deutschland schutzsuchenden Menschen auf. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zeigt sich besorgt: Der Zustrom von Flüchtlingen habe ein Ausmaß erreicht, das noch vor wenigen Jahren nicht vermutet worden sei.
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