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Norbert Röttgen Wie „Muttis Klügster“ alles verspielte

Ende eines politischen Wunderkindes: Bundesumweltminister Norbert Röttgen wollte eine Karriere ohne Risiko. Jetzt hat er alles verloren.
16.05.2012 - 19:10 Uhr 6 Kommentare

Röttgen im Aus - Der „Klügste” vor Merkels Tür

Düsseldorf Vergangenen Sonntag, kurz vor 18 Uhr, die Wahllokale sind noch gar nicht geschlossen, aber in der Düsseldorfer CDU-Parteizentrale hat sich längst herumgesprochen, welches Desaster die Fernsehsender der Partei gleich bescheren werden. Bedrückte Gesichter, und so mancher CDUler kann seine Wut kaum unterdrücken. Die Wut auf Norbert Röttgen. „Kardinalfehler“, „unverständlich“, „gegen jeden Rat“ – die Christdemokraten schimpfen über Röttgens Wahlkampf mit Rückfahrkarte nach Berlin. Seine „Weigerung, sich zur Landespolitik zu bekennen“, wie es ein CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen nennt.

Röttgen wollte sich nach einer Wahlniederlage alle Wege offen halten, er wollte unbefleckt nach Berlin auf seinen Posten als Umweltminister zurückkehren können. Was er aber nie klar sagte. Stattdessen antwortete er auf die ewig wiederkehrende Frage nach seinen Plänen ausweichend mit der Floskel „… werden das nach der Wahl gemeinsam entscheiden …“.

Seine Mutlosigkeit kostete die CDU in NRW acht Prozentpunkte – und ihn direkt nach Schließung der Wahllokale den Job als Landesvorsitzender. Einen Posten, den er erst zwei Jahre zuvor in einem Mitgliederentscheid gegen seinen Konkurrenten Armin Laschet erkämpf hatte und der ihm Macht und Einfluss in der Bundes-CDU sicherte.

Um 18.10 Uhr tritt er vor die Presse, gibt die Niederlage zu, die „umfassend“ war und „auch meine Niederlage“. „Davon“, sagt noch am Wahlabend ein langjähriger politischer Beobachter im Düsseldorfer Landtag, „wird er sich nie wieder erholen“. Es sollte keine drei Tage dauern, bis diese Voraussage eintritt. Am Ende steht Norbert Röttgen mit leeren Händen da. Die Kanzlerin jagt ihn vom Hof.

Mit Röttgens Demission durch die Kanzlerin endet eine politische Karriere, die einst verheißungsvoll begann und ihn eine Sprosse nach der anderen erklimmen ließ. Sogar Kanzler trauten ihm viele in der Union zu – und er sich selbst auch. Er gilt als intelligent, als guter Stratege. „Muttis Klügster“ rufen ihn Spötter.

Zügig macht der junge Röttgen, Jahrgang 1965, Karriere. Juristisches Staatsexamen, Doktortitel, von 1992 bis 1996 war er Vorsitzender der Jungen Union in Nordrhein-Westfalen, zwei Jahre später zieht er in den Bundestag ein. In Bonn gehört er mit Abgeordneten wie Hermann Gröhe oder Ronald Pofalla zu den „jungen Wilden“ in der Union. Die Jungspunde provozieren die eigenen Reihen, machen sich für ein liberaleres Staatsbürgerschaftsrecht stark . Die „Pizza Connection“ pflegt außerdem einen Draht zu den Grünen. Schwarze und grüne Jungabgeordnete treffen sich in einer Pizzeria.

Dabei ist Rebellion gar nicht Röttgens Sache. Er gilt als zielstrebig und fleißig, sein Auftreten ist ruhig, er besitzt rhetorisches Talent. Röttgen steigt in der Fraktion auf, wird stellvertretender Vorsitzender der einflussreichen CDU-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, rechtspolitischer Sprecher, schließlich Parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer. Er sorgt dafür, dass die Große Koalition zwischen CDU und SPD funktioniert.

Zu steif, zu berechnend, zu fremd
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6 Kommentare zu "Norbert Röttgen: Wie „Muttis Klügster“ alles verspielte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Beobachter56:
    Kann es sein, daß mögliche Geschäftsführer von Industriellenverbänden (die sich schon seinerzeit nur als Zauderer hervortaten) im ehemaligen Industrie- und heutigen Hartz-4-Land NRW grundsätzlich nicht mehrheitsfähig sind?
    Kann es sein, daß die aalglatten Nachwuchs-Stars, die ihre Schülersprecher-Gesichtchen über die Universitätsassistenz in die politisch-mediale Zweitkarriere praktisch unverändert hineintragen, nur in einem Milieu der -doppelsinnig gesprochen- Mittelklasse zurechtkommen? Kann es sein, daß "Muttis Klügster" stets nur irgendjemandes bevollmächtigter Kofferträger gewesen ist, ihm das aber von den Koffer-Besitzern, seinem eigenem Milieu und einer Journaille, die ihre Brotgeber nur allzugut kennt, über die Jahre stetig als maximaler Erfolg" angedichtet wurde?
    Welche Herausforderungen hat dieses Männchen über den Vortrag seiner weichgespülten politischen Lyrik hinaus jemals selbständig bewältigt?
    Kann es sein, daß jemand, der stets nur durch die Gewächse der ihm reichlich zuteil gewordenen Vorschußlorbeeren flaniert ist, endlich selbst beratungsresistent wird und kulturelle und numerische Selbstverständlichkeiten auch nach zahlreichen freundschaftlichen Hinweisen gar nicht mehr erkennen kann?

    Kann es sein, daß sich jeder verständige Mensch mit einem Minimum an Lebenserfahrung fragt, was von all den Kristina Schröders, Nahles, Roths, Schavans, Röttgens, Lindners, Röslers, Bahrs, Gabriels und Oppermanns ausser Spiegelfechtereien, öffentlichen Antworten auf nicht gestellte Fragen und Bekundungen sorgfältigst ab- und ausgewogener Inhalts- und Sinnfreiheit eigentlich zu erwarten sein wird?
    Kann es sein, daß Bewertung dieser mittelmässigen und bis zum Kostüm oder Anzug schwundfrei austauschbaren Sprechblasenproduzenten so überflüssig sind wie die Erörterung des Privatlebens der Millionenkicker aus München oder Hoffenheim?
    Kann es sein, daß das Studium der Bild-Zeitung anregender scheint als die(Aus)-"Wahl" solcher Sorte PR-Clowns?

  • Ich finde es sehr merkwürdig, dass in KEINEM Artikel erwähnt wird, dass es sich um eine vorgezogene Wahl in NRW handelte und dadurch Röttgens an sich recht kluge Planung - wenn in 2 Jahren die derzeitige Bundesregierung abgewählt wird, könnte er eventuell sogar als Ministerpräsident nach NRW - über den Haufen geworden wurde. DAS und NUR das ist der Grund dafür, dass Röttgen nun so abgestürzt ist. Durch die vorgezogene Neuwahl hatte er nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

  • Ich finde schon den Terminus "Muttis Klügster" unangemessen.Merkel ist gerade mal gut 10 Jahre älter als Röttgen,also wie soll das gehen...?
    Außerdem war Röttgen schon lange in der CDU,als Merkel noch fleißig die FDJ-Fahne geschwungen hat.

  • Am Rande bemerkt:

    Wo sind die Ansprüche der Journalisten geblieben? Jeder, der drei Sätze geradeaus sprechen kann, wird von ihnen als
    rhetorisches Talent bejubelt. Es wird mal wieder Zeit, daß eine Berufsgruppe, deren "Arbeitsgerät" die Sprache ist, nicht ganz so inflationär mit diesem "Attribut" umgeht.
    Es stimmt nachdenklich, wenn gerade diese Berufsgruppe auf ihrem ureigenstem Gebiet so einfach zu beeindrucken ist.

  • Wau, wenn der Mutti's klügster sein soll, wie dumm müssen dann nur die anderen sein. Ausnahme Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die sich für die Menschenrechte einsetzt.

  • Hallo,
    Hand auf's Herz; wer glaubt ernsthaft, dass mit der "Abordnung" nach NRW nicht bereits der Abschied fest stand. Einzige Ausnahme; er hätte die Mehrheit geholt.

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