OECD-Studie: Langzeitarbeitslosigkeit bleibt großes Problem
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
OECD-StudieLangzeitarbeitslosigkeit bleibt großes Problem
Deutschland gilt als Fels in der Brandung der Eurokrise und wird immer wieder als Vorbild für andere Länder benannt. Schattenseiten werden selten beleuchtet: Wer hierzulande arbeitslos ist, bleibt es oft besonders lang.
Die Kehrseite der deutschen Krisenfestigkeit: In Deutschland gibt es unter den Arbeitslosen besonders viele, die ein Jahr und länger nach neuer Beschäftigung suchen.
Berlin Trotz Fortschritten bekommt Deutschland einer Studie der Industriestaaten-Organisation OECD zufolge das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit nicht in den Griff. „Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 ist sie so stark zurückgegangen wie in keinem anderen OECD-Land“, erklärte die 34 Mitgliedsstaaten zählende Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in ihrem Beschäftigungsausblick. „Sie ist allerdings immer noch wesentlich ausgeprägter als im Rest der OECD.“ Nahezu 45 Prozent aller Arbeitslosen in Deutschland seien länger als ein Jahr ohne Job, im OECD-Schnitt nur 35 Prozent.
Die Betroffenen und deren Familien bringe das in eine schwierige Lage. Zudem könne sich Langzeitarbeitslosigkeit verfestigen und zu einem strukturellen Problem werden. „Deutschland sollte daher Programme ausweiten, die Langzeitarbeitslosen gezielt Lohnsubventionen, Beratung, Weiterbildung und Weiterbetreuung im neuen Job anbieten“, sagte OECD-Expertin Kristine Langenbucher.
Insgesamt sei Europas größte Volkswirtschaft aber auf gutem Wege. Die nach internationalen Maßstäben berechnete Arbeitslosenquote dürfte 2015 unter fünf Prozent fallen. Schon jetzt liege sie mit 5,1 Prozent unter dem OECD-Schnitt von 7,4 Prozent und dem des Euro-Raums von 11,6 Prozent. Die Beschäftigungsquote zähle zu den höchsten der Industriestaaten: 73,4 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter hätten einen Job.
Was ist Hartz IV
Menschen ohne Job wieder in Arbeit zu bringen.
Langzeitarbeitslose fördern und fordern. Kritiker sagen, das Fördern komme zu kurz.
Als Grundsicherungsleistung erhalten Langzeitarbeitslose das Arbeitslosengeld II, besser bekannt als Hartz IV. Dieses liegt derzeit für einen Single bei 391 Euro im Monat, plus Miete und Heizkosten. Für Partner in einer Bedarfsgemeinschaft liegt der Regelsatz bei jeweils 352 Euro.
Wer Hartz IV in Anspruch nimmt, muss jeden zumutbaren Job annehmen. Auch wenn dieser schlecht bezahlt ist. Wer sich verweigert oder Termine im Jobcenter schwänzt, riskiert Leistungskürzungen. Seit Anfang 2015 der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro in Kraft trat, profitierten Langzeitarbeitslose, die eine Stelle fanden, davon nur bedingt: Erst nach sechs Monaten hatten sie Anspruch auf Mindestlohn.
Hartz IV ist eine Bedarfsleistung. Das heißt: Nur wer bedürftig ist, bekommt sie. Einkommen oder eigenes Vermögen werden angerechnet. Bei einem Hinzuverdienst beträgt die Freigrenze 100 Euro im Monat.
Wer Vollzeit arbeitet, aber so wenig verdient, dass er damit seinen Lebensunterhalt und den der Familie nicht sichern kann, hat auch Anspruch auf Hartz IV: Dies sind die sogenannten Aufstocker.
Im Jahr 2018 empfingen circa 4,26 Millionen Menschen Arbeitslosengeld II.
Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt, stellt auch das World Economic Forum in seiner jährlichen Studie zur Wettbewerbsfähigkeit fest. Dabei verlor Deutschland einen Platz und nimmt von 114 untersuchten Staaten nun den fünften Rang ein. „Deutschlands Wirtschaft könnte noch wettbewerbsfähiger sein, wenn der Arbeitsmarkt effizienter gestaltet wird“, heißt es in der Studie. „Angesichts des rückläufigen Bevölkerungswachstums bedarf es eines ganzheitlichen Konzeptes für die Einwanderung und für mehr Anreize für Frauen, am Erwerbsleben teilzunehmen.“ Nur so könne für genügend Talente gesorgt werden, die den Wohlstand sicherten. Angeführt wird die Rangliste das sechste Jahr in Folge von der Schweiz, vor Singapur, den USA und Finnland.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und per E-Mail benachrichtigt werden.
Die OECD bezeichnete die Beschäftigungsqualität in Deutschland als gut. So gehöre der Durchschnittsverdienst in Deutschland zu den höchsten im OECD-Raum, während die Einkommensungleichheit vergleichsweise gering sei. „Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist relativ gering“, heißt es in der Studie. „Zudem sichert das deutsche Sozialsystem Arbeitslose und ihre Familien effektiv ab.“ Bei der Qualität des Arbeitsumfeldes schneidet Deutschland vergleichsweise schlecht ab. 2010 hätten 19 Prozent der Arbeitnehmer über schwierige und stressige Arbeitsbedingung geklagt, etwa großen Zeitdruck, schwierige Aufgaben oder unzureichende Unterstützung im Job.
Bemängelt wird auch der große Unterschied in der Arbeitsplatzsicherheit von befristeten und unbefristeten Jobs. Befristete Anstellungen seien oft kein Sprungbrett in einen permanenten Jobs. Die OECD begrüßt die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro. Dieser Stundensatz berge allerdings Risiken für die Beschäftigungschancen von Arbeitskräften in bestimmten Regionen sowie mit wenig Erfahrung oder geringen Qualifikationen. Die Folgen müssten beobachtet werden. „Im Bedarfsfall sollten Anpassungen vorgenommen werden“, rät die OECD.
2 Kommentare zu "OECD-Studie: Langzeitarbeitslosigkeit bleibt großes Problem"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
locked...
Firmen verdienen an Arbeitslosen. Wenn z. B. ein Pflegeheim (oder andere) einen Arbeitslosen als 1 €-Jobber einstellen, erhalten sie von ARGE dafür mehr als 300 Euro. Also wäre doch ein Areitgebr blöd, einen Arbeitsloeen richtig einzustellen
Herr Wolfgang Trantow
Problem? Warum haben wir Argen, Jobcenter und Unternehmensberater? Nur Menschenfeinde, bzw. faule, unfähige Mitarbeiter, die für jeden Arbeitslosen Prämie erhalten???
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Firmen verdienen an Arbeitslosen.
Wenn z. B. ein Pflegeheim (oder andere) einen Arbeitslosen als 1 €-Jobber einstellen, erhalten sie von ARGE dafür mehr als 300 Euro.
Also wäre doch ein Areitgebr blöd, einen Arbeitsloeen richtig einzustellen
Problem? Warum haben wir Argen, Jobcenter und Unternehmensberater? Nur Menschenfeinde, bzw. faule, unfähige Mitarbeiter, die für jeden Arbeitslosen Prämie erhalten???