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Ökonomie des Terrors Das Franchise-Unternehmen Al-Kaida

Al Kaida arbeitet wie ein Firmengeflecht, finanziert sich aus dem Drogenhandel, der Unternehmenszweck ist der Terror. Experten sind überzeugt, dass das "Unternehmen" von der Tötung seines Chefs sogar profitieren wird.
03.05.2011 Update: 03.05.2011 - 15:42 Uhr 7 Kommentare
Al-Kaida-Chef Osama bin Laden und sein Stellvertreter Eiman el Sawahiri, aufgenommen am 08.11.2001. Quelle: dpa

Al-Kaida-Chef Osama bin Laden und sein Stellvertreter Eiman el Sawahiri, aufgenommen am 08.11.2001.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird der Tod von Osama bin Laden das Terrornetzwerk Al Kaida mehr stärken als schwächen. "Sein Tod wird eine neue Generation von Gotteskriegern motivieren, sich auf sinnlose ideologische und gewalttätige Schlachten einzulassen", schreibt der Leiter der Abteilung Weltwirtschaft am DIW, Tilman Brück, in einem Gastbeitrag für Handelsblatt Online. "Oft sind diese Kämpfer, die untersten Glieder der Wertschöpfungskette im globalen Terrorismus, motiviert, sich individuelle Anerkennung und einen Lebenssinn zu schaffen. Das Aufopfern für einen überlebensgroßen Anführer kann hier eine wichtige Rekrutierungsstrategie des mittleren Managements der Terroristen sein." Die Kommandoaktion gegen bin Laden könne daher sogar zu einem "verstärkten Zulauf und einer Radikalisierung der Terroristen führen, mit negativen Konsequenzen für westliche Demokratien".

Brück, zu dessen Forschungsschwerpunkt auch die Ökonomie von Terrorismus zählt, sieht in Al Kaida eine Organisation mit Unternehmensstrukturen. Das Netzwerk sei "mittlerweile eine weitverzweigte, wenn nicht zersplitterte, Gruppe - eher einem Franchise-Unternehmen ähnlich, wenn nicht einem ganzen Marktsegment", beschreibt es der Ökonom. Die Organisation existiere auch, "weil ihre Gründer Plattformen suchen, sich und ihre Ideen darzustellen und weil sie Macht über ihre Untergebenen ausüben wollen", erläutert Brück. "Ähnlich wie andere Gruppen-basierte Institutionen einschließlich Firmen konkurrieren die Terrorzellen um Finanzierungen und Mitarbeiter - unter anderem mit einem Wettstreit der Angriffe und des Presseechos. Größere, ungewöhnlichere Angriffe verbreiten die eigene Ideologie - aber ziehen auch neue Ressourcen und Täter an." So entstehe ein Teufelskreis. Diese "Logik der Gewalt" könne durch das Ausschalten einzelner Anführer nur bedingt unterbrochen werden. "Al Kaida ist zu etabliert, als dass es als One-Man-Show nur von bin Laden abhängen würde", schreibt der DIW-Ökonom.

Die Tötung Bin Ladens ist "zweifellos ein schwerer Schlag für Al Kaida", ist sich auch der pakistanische Taliban- und Terrorexperte Ahmed Rashid sicher. "Aber seit Jahren schon hat das Netzwerk seine stark zentralisierte Hierarchie aufgegeben."

Rashid bezeichnet Al Kaida ebenfalls als "ein Franchise-Unternehmen", das nach dem Motto operiere "Ein Mann, eine Bombe." Sie würden jetzt aus Rache für die Ermordung Bin Ladens Anschläge verüben. "Al Kaida wird nicht so schnell verschwinden", sagt Rashid.

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7 Kommentare zu "Ökonomie des Terrors: Das Franchise-Unternehmen Al-Kaida"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ich halte Ihre Überschrift für absurd. Erfolgreiches Franchising setzt im Gegensatz zum "Terrorgeschäft" von Al Kaida eine starke Systemzentrale voraus.

    Das Erfolgskonzept der asymmetrischen Kriegsführung durch Terrororganisationen, das auf der Unsichtbarkeit des Angreifers beruht, wird mit Ihrem Vergleich auf den Kopf gestellt.

    Gruß U. Kessler

  • Nichts gegen den Artikel an sich, aber der Vergleich von Al-Kaida mit einem Franchise-Unternehmen hinkt nicht nur, sondern ist schlichtweg falsch. Dieser Vergleich wird inzwischen regelmäßig unhinterfragt übernommen. Wer nur ein wenig vom Franchising versteht, weiß, dass alle zentralen Elemente von Franchise-Systemen nicht auf Al-Kaida zu treffen. Franchise-Blog.de nennt derzeit viele gute Argumente, warum dieser Vergleich nicht mehr verwendet werden sollte.

  • Wiedermal ne Aufwärmung des Terror-Drogenmärchens.
    Steht es mit der Weltwirtschaft tatsächlich schon soo schlimm dass mal wieder so ne Ablenkung von Nöten ist? Es schaudert mich in der Berichterstattung ständig so selektiv bedient zu werden.
    Zur Klärung des 9-11 Events wäre für mich eine Analyse, wer direkt und inzwischen welche finanzwirtschaftlichen Veränderungen erlebte wichtig. Schauen wir uns mal in aller Ruhe den nächsten Schelmenstreich in Richtung Weltherrschaft an...

  • Das die Al Quaida sich mit Drogenhandel finanziert kann nicht stimmen, da diese genauso wie die Taliban strikt gegen Opiumanbau in Afghanistan waren.
    In der Zeit in der die Taliban in Afghanistan regiert haben gab es dort fast keinen Opiumanbau / Heroinproduktion – das ist eine Tatsache die gerne verschwiegen wird.
    Ein eventueller Auslöser für die „Ent-Talibanisierung???“
    (Die schnellste Quelle die ich zu dieser Info gefunden habe: http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan#Drogenproduktion) Nein nicht von mir editiert.

    Erst seitdem die USA die Taliban vertrieben haben floriert wieder die Opiumproduktion, denn die Drogenbarone zahlen den armen Bauern pro Tonne Opium mehr als für Weizen oder andere Lebensmittel... Somit ist das für die Bauern vermeintlich lukrativer.

    Das man aber nun die so gesehen „Erzkonservative“ Al Quaida als Drogenhändler betitelt ist genauso propagandistisch wie die Taliban als Terroristen beschimpfen.

    Im Focus gab es (ich denke so gegen 2003) einen Interessanten Artikel in dem sich hohe Kommandeure der Bundeswehr zu ihrem Afghanistaneinsatz äußern. Darin wird klar beschrieben das die nicht gegen Terroristen alla Bin Laden kämpfen die sich im Gebirge verschanzen sondern gegen - mit besten Waffen ausgerüstete - Soldaten der Drogenbarone.

    Eine Bitte an die Autoren Neuerer, Brüggmann und Scheidges, vielleicht könntet ihr das mal ein wenig recherchieren vor allem der damalige Focus Artikel war echt klasse.

    Viele Grüße
    CV
    Nein ich bin weder Araber noch Moslem noch irgendein Verschwörungstheoretiker...
    Ich lauf lediglich mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und glaube nicht alles ohne darüber kurz nachgedacht zu haben ; )

  • "...arbeitet wie ein Firmengeflecht, finanziert sich aus dem Drogenhandel, der Unternehmenszweck ist der Terror. Experten sind überzeugt, dass das "Unternehmen" von der Tötung Bin Ladens sogar profitieren wird." ... damit kann nur der CIA gemeint sein.

  • Sehr richtig bemerkt. Verschwände Al Kaida wäre auch das Sicherheitsgewerbe arbeitslos und ohne Existenzberechtigung.Im Wirtschaftsleben wäre es ein fundamentaler Fehler, diejenigen zu beseitigen von deren Existenz man abhängt. Kein Kaufmann bringt seinen "Hauptabnehmer" um die Ecke und hofft auch noch davon zu profitieren. Im Gegenteil, ein kluger Kaufmann stärkt die Kaufkraft seiner Kundschaft.

  • Eine ganz interessante wirtschaftliche Analyse! Nur fehlt hierzu nun Teil 2 èber all jene Personen/Organisationen, die im westlichen Lager mit den Aktivitäten von al-Qaida ihr Sèppchen kochen oder gar davon abhängen. Man denke da an politische Scharfmacher, die die Bürgerrechte noch weiter einengen wollen, an den Staatsapparat (Polizei, Armee, Geheimdienste), der damit seine Budgetwünsche begründet, das gesamte Sicherheitsgewerbe, das mit al-Qaida groß geworden ist und mit deren Verschwinden um seine Existenz bangen müßte, usw usw. Da würde eine Analyse erst richtig interessant und auch brisant.

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