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Pandemie Essener Uniklinik-Chef Jochen Werner: „Wir brauchen unbedingt weitere Therapien gegen Covid-19“

Der Chef des Uniklinikums Essen fordert, mehr Geld in die Erforschung neuer Covid-19-Therapien zu investieren. Derweil brauche es einen harten Lockdown.
30.03.2021 - 04:00 Uhr 1 Kommentar
Der Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Essens, Jochen A. Werner, fordert mehr Investitionen in die Entwicklung weiterer neuer Therapien zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung. Quelle: Universitätsklinikums Essen
Uniklinikchef Jochen A. Werner

Der Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Essens, Jochen A. Werner, fordert mehr Investitionen in die Entwicklung weiterer neuer Therapien zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung.

(Foto: Universitätsklinikums Essen)

Frankfurt Zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung brauche es unbedingt noch weitere Therapien, sagt Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Essens. Vor allem solche, mit denen schwere Verläufe vermieden oder beherrscht werden können.

Insgesamt sei das Uniklinikum besser für steigende Patientenzahlen gerüstet als in der zweiten Welle, so Werner. Der Klinikchef warnt aber davor, bei der Diskussion um Corona-Maßnahmen nur auf die Belegung der Intensivstationen zu schauen.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Herr Werner, die Corona-Infektionszahlen steigen. Wie viel besser ist Ihr Klinikum im Vergleich zum Anfang der Pandemie für steigende Patientenzahlen gewappnet?
Wir haben seit Beginn der Pandemie deutlich über 1500 Covid-19-Patienten behandelt. Dabei haben wir gelernt, wie wir viele infizierte Patienten gleichzeitig versorgen können. Wir besprechen jeden Morgen, ob und wo wir Betten freiräumen müssen und Personal verschieben müssen. Und mittlerweile ist fast das gesamte Personal, das am Patienten arbeitet, durchgeimpft. Damit sind wir viel besser gerüstet als noch zu Beginn der zweiten Welle, mit einer bereits jetzt erkennbar geringeren Personalausfallquote.

Inwieweit hat sich die Behandlung von Covid-Patienten durch neue Medikamente verbessert?
Auch in dieser Hinsicht gibt es Fortschritte. Zu Beginn der ersten Welle war es beispielsweise nicht bekannt, wie wichtig es ist, der Bildung von Blutgerinnseln medikamentös vorzubeugen. Es stehen mittlerweile verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung, um den Verlauf der Erkrankung abzumildern. Monoklonale Antikörper scheinen sich in der Frühphase erkrankter Risikopatienten zu bewähren. Dennoch benötigen wir unbedingt weitere Therapien, vor allem um schwere Verläufe vermeiden oder beherrschen zu können. Hier denke ich vor allem an durch Mutationen verursachte Infektionen, die nicht durch Impfungen vermieden werden können. Wir müssen zwingend therapeutisch nachrüsten und Geld in diesen Ansatz investieren. Das kommt bisher zu kurz.

Wie stark ist die Intensivstation im Uniklinikum Essen derzeit mit Covid-19-Patienten ausgelastet?
Zurzeit sind 26 Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Ein gewisser Spielraum bleibt. Würden mehr Covid-19-Patienten intensivpflichtig werden, könnten wir auch diese versorgen, allerdings nur, indem wir unser Operationsprogramm wieder reduzieren, nach einem Konzept, wie es sich in der zweiten Welle bewährt hat. Hier haben wir bis zu 50 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation und weitere 100 auf der Normalstation versorgt. Aber da hat das Personal über den Belastungsgrenzen gearbeitet. Zudem mussten eine ganze Reihe nicht an Covid-19 erkrankte Patienten verschoben werden.

Die Vereinigung der Intensivmediziner fordert erneut einen harten Lockdown. Was sagen Sie?
Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten Wochen um einen wirklich harten Lockdown herumkommen. Davon abgesehen: Wir sollten nicht nur auf die Intensivbetten schauen. Wir haben auch auf den Normalstationen Covid-19-Patienten, die wegen der Hygiene- und Schutzmaßnahmen einen überproportionalen Pflegeaufwand brauchen. Bei den Intensivbetten gibt es mittlerweile ein bundesweites digitales Belegungsregister. Wenn wir aber wissen wollten, wie viele Betten bundesweit auf den Normalstationen mit Covid-19-Patienten belegt sind, könnten wir auf kein Register zurückgreifen.

Woran liegt das?
Das ist auch ein wirtschaftliches Thema. Viele Krankenhäuser haben kein Interesse daran, ihre Belegungen transparent zu machen. Dann würde klar sichtbar, dass der Markt überbesetzt ist und wir viele frei stehende Betten haben. Dabei könnte ein digitales Register uns gerade jetzt helfen, die Versorgung von Covid-19-Patienten sinnvoll in bestimmten Zentren zu bündeln. Auch hier zeigt die Pandemie deutlich, dass Deutschland die Digitalisierung verschlafen hat.

Wie bei der Kontaktverfolgung?
Genau. Wir haben ein Jahr nach Start der Pandemie durch überbordenden Datenschutz keine funktionierende Kontaktnachverfolgung und in der Breite keine wirkliche Teststrategie, die es auch ermöglicht, die Schnelltestergebnisse elektronisch flächendeckend zu dokumentieren. Obwohl Lösungen verfügbar sind. Schauen Sie sich die Uneinigkeit zur Kontaktverfolgungssoftware Sormas in den Gesundheitsämtern an: Da fehlen einem doch die Worte! Bietet man Lösungsansätze, werden sie nicht angenommen – verharren statt verändern. Zusätzlich zum R-Faktor sollten wir über den D-Faktor, den Digitalisierungsfaktor sprechen. Wer digital stärkt, gehört belohnt.

Mehr: So wirken die Corona-Impfstoffe

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1 Kommentar zu "Pandemie: Essener Uniklinik-Chef Jochen Werner: „Wir brauchen unbedingt weitere Therapien gegen Covid-19“"

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  • Sehr interessant... "Viele Krankenhäuser haben kein Interesse daran, ihre Belegungen transparent zu machen. Dann würde klar sichtbar, dass der Markt überbesetzt ist und wir viele frei stehende Betten haben."

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