Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Pandemie „Jeder Tag zählt“: Spahn appelliert an Länder, Notbremse bereits jetzt umzusetzen

Die Fallzahlen steigen deutlich, die Lage in deutschen Krankenhäusern ist laut dem Minister und Wieler dramatisch. Der RKI-Chef rät Kliniken, ihren Regelbetrieb bereits einzuschränken.
15.04.2021 Update: 15.04.2021 - 14:11 Uhr 3 Kommentare
Der RKI-Chef und der Bundesgesundheitsminister warnen vor den Folgen dritten Welle. Quelle: Reuters
Lothar Wieler (links im Bild) und Jens Spahn

Der RKI-Chef und der Bundesgesundheitsminister warnen vor den Folgen dritten Welle.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Deutschland befindet sich mitten in der dritten Corona-Welle. In Anbetracht dieser Situation hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Länder aufgefordert, nicht auf die geplante Bundes-Notbremse zu warten – und bereits jetzt die strengen Maßnahmen in stark betroffenen Regionen umzusetzen.

„Jeder Tag zählt gerade in dieser schwierigen Lage“, sagte der CDU-Politiker an diesem Donnerstag in der Bundespressekonferenz, in der er gemeinsam mit RKI-Präsident Lothar Wieler und Steffen Carsten-Webers, Intensivmediziner in der Berliner Charité, über die Corona-Lage in der Bundesrepublik informierte.

In der kommenden Woche soll der Bundestag das neue Gesetz beschließen, das unter anderem Ausgangsbeschränkungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 und Schulschließungen ab 200 vorsieht. Spahn erwartet zwar, dass die Ausgangssperre vor dem Bundesverfassungsgericht landen wird. Er gehe aber davon aus, dass sie als vorübergehende Maßnahme trage und daher einer gerichtlichen Prüfung standhalte.

Bereits jetzt haben laut Spahn alle die Möglichkeit, das Infektionsgeschehen durch ihr Handeln einzudämmen. „Das was wir jetzt möglicherweise versäumen, rächt sich in zwei, drei Wochen. Genauso wie sich jetzt rächt, was vor zwei, drei Wochen nicht entschieden wurde“, mahnte Spahn.

Mit 29.426 Neuinfektionen hat sich die Zahl der neuen Fällen nach Angaben des Robert Koch-Instituts an diesem Donnerstag dem bisherigen bundesweiten Höchstwert genähert. Mitte Dezember war in Deutschland mit 33.777 neuen Fällen binnen 24 Stunden ein Rekord registriert worden.

Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche sprang an diesem Donnerstag von 153,2 auf 160,1. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona betrug 294 und stagniert laut RKI derzeit.



Die Fallzahlen nehmen laut Wieler nicht zu, weil mehr getestet werde. Es gebe zwölf Prozent positive PCR-Tests – aber nur die Hälfte der Kapazität wird dem Wissenschaftler zufolge überhaupt ausgeschöpft.

Die besonders ansteckende britische Virus-Variante hat dem RKI-Präsidenten zufolge mittlerweile einen Anteil von 90 Prozent erreicht. Die meisten Neuinfektionen gibt es nach Angaben des Instituts bei den 15- bis 49-Jährigen.

Die Lage auf den deutschen Intensivstationen ist laut Spahn und Wieler dramatisch. Dem Minister zufolge werden dort derzeit etwa 4600 Covid-Patienten behandelt – bis Ende des Monats rechne man bereits mit 6000 Patienten. Wegen der Schwere der Erkrankungen würden auf den Intensivstationen immer mehr künstliche Lungen benötigt, sagte der RKI-Präsident. Acht von zehn Geräten seien mit Covid-Patienten belegt. Darunter seien inzwischen auch viele jüngere Erwachsene.

„Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich teilweise dramatisch zu und wird uns auch noch härter treffen als in der zweiten Welle. Wir müssen jetzt handeln“, sagte Wieler. Es sei naiv zu glauben, das Virus wegtesten zu können. „Das funktioniert nicht“, sagte der RKI-Chef. „Wir müssen die Zahlen runterbringen.“

Wieler riet allen Kliniken, ihren Regelbetrieb einzuschränken, um Kapazitäten zur Behandlung von schwer kranken Patienten zu schonen. Bereits jetzt gibt es in einigen Regionen kaum noch freie Betten. „Machen Sie sich mal eines klar: Wenn Sie sich die Länderkarte ansehen, haben einige Regionen nur noch zehn Prozent freie Kapazitäten“, mahnte Intensivmediziner Weber-Carstens. In manchen Regionen könne dies bedeuten, dass nur noch ein einziges freies Bett zur Verfügung stünde.

17,6 Prozent der Bevölkerung hat Erstimpfung erhalten

Trotz des Stopps für den Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson bekräftige Spahn, bis Ende des Sommers allen Bürgern in Deutschland ein Impfangebot unterbreiten zu wollen. Am Mittwoch wurden 738.501 Impfdosen verabreicht. Damit haben 17,8 Prozent der Bevölkerung (rund 14,8 Millionen Bürger) mindestens eine Dosis erhalten, insgesamt wurden mehr als 20 Millionen Vakzin-Dosen genutzt.

In dieser Woche haben laut dem CDU-Politiker 45.000 Arztpraxen in Deutschland Bedarf an Corona-Impfstoff gemeldet, für die kommende Woche seien es bereits 50.000. Dabei hätten die Praxen gleichermaßen die Präparate von Biontech und Astra-Zeneca angefragt.

Einer deutschen Notfallzulassung für das Präparat des Tübinger Herstellers Curevac, wie von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach gefordert, erteilte Spahn eine Absage. Er gab zu bedenken, dass derzeit noch die Phase-drei-Studie läuft und somit noch keine Daten vorliegen.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) den Impfstoff prüfe, sobald die Studie abgeschlossen ist und Daten vorliegen. Lauterbach hatte kritisiert, dass die Ema sich zu viel Zeit mit der Überprüfung von Vakzinen lasse.

Mit Agenturmaterial

Mehr: Biontech zieht Lieferung an Europa vor – EU verhandelt über 1,8 Milliarden Dosen bis 2023

Startseite
Mehr zu: Pandemie - „Jeder Tag zählt“: Spahn appelliert an Länder, Notbremse bereits jetzt umzusetzen
3 Kommentare zu "Pandemie: „Jeder Tag zählt“: Spahn appelliert an Länder, Notbremse bereits jetzt umzusetzen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Jeder Tag zählt" zu sagen nach mehr als einem Jahr mit Corona ist schon irgendwie seltsam.

  • Könnte bitte irgendjemand Herr Spahn, Herr Wieler und sämtliche Ärzte die vor überfüllten Intensivstationen warnen, wegen der Verbreitung von Falschmeldungen "Fake News" anklagen? So langsam nimmt es groteske Züge an.

    Fakt ist:
    - Die Intensivstationen sind zwar voll, aber nur zu ca. 20% mit Coronapatienten belegt (Quelle: https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/kartenansichten)
    - 89% der Corona Toten waren älter als 70 Jahre bzw. sogar 70% waren älter als 80 Jahre und hatten somit die durchschnittliche Lebenserwartung erreicht. (Quelle: https://de.statista.com/infografik/23756/gesamtzahl-der-todesfaelle-im-zusammenhang-mit-dem-coronavirus-in-deutschland-nach-alter/)
    - Das Verhältnis aus der Anzahl der Infizierten und der Toten ist mittlerweile ähnlich gering wie von dem Influenza Virus (Mit Influenza musste man sogar häufiger ins Krankenhaus - aber keine Intensivstation).
    - Wir haben mittlerweile viele Informationen über das Virus. Es ist nicht die gleiche Situation wie vor einem Jahr!! Wir haben Impfstoffe und Behandlungsmöglichkeiten wie bspw. das Asthmaspray welches zu 90% vor einem Krankenhausaufenthalt schützen soll.
    - Seit der 7.Kalenderwoche haben wir eine Untersterblichkeit in Deutschland (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html) --> jeder weitere Corona-Tote kann als natürliche Auslese betrachtet werden.

    Ich glaube einige Politiker aber auch normale Menschen da draußen sind noch nicht im Jahr 2021 angekommen und befinden sich mental noch in "Schockstarre" des ersten Lockdowns.

    Die Situation/das Virus muss komplett neu bewertet werden. Aber die Politiker haben keinen Bock auf extra Arbeit bzw. das würde ja die Arbeit von gestern unnötig machen... traurig.. armes Deutschland..

  • Die Inzidenzen steigen genau deshalb, weil inzwischen getestet wird wie verrückt.

    Ergo: Weniger testen, weniger Inzidenz.

    Gar nicht mehr testen - gar keine Inzidenz.

    Wie übrigens in nunmehr 22 US-Bundes-Staaten : Dort wurden teils vor Wochen und Monaten die Pandemie für beendet erklärt. Es gibt keine Maßnahmen mehr wie Maksenpflicht oder Lockdowns oder sonstiges Gedöns.

    Und: Die Medien und Fauci und Biden attestierten seinerzeit explodierende Zahlen.

    Tatsächlich: Weiterhin stark sinkende Inzidenden bspw. in Florida, Texas etc.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%