Patentanmeldungen Erfinderinnenanteil in Deutschland sinkt

In Deutschland sind nur sehr wenige Frauen an Erfindungen beteiligt.
Berlin Der Anteil von Frauen, die Erfindungen in Deutschland angemeldet haben, ist im vergangenen Jahr gesunken. Wie aus Zahlen des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) hervorgeht, die dem Handelsblatt vorab vorliegen, lag der Anteil von Erfinderinnen mit Sitz in Deutschland an allen erstmaligen Patentanmeldungen mit Wirkung in Deutschland im Jahr 2018 nur bei 6,1 Prozent. 2017 hat der Anteil noch 6,3 Prozent betragen.
Das DPMA veröffentlicht am Freitag seinen kompletten Jahresbericht. Die Behörde, die zum Geschäftsbereich des Bundesjustizministeriums gehört, ist besorgt über den geringen Anteil von Frauen.
„Wenn nur etwas mehr als sechs Prozent der Erfinderinnen Frauen sind, dann zeigt das für mich eindeutig, dass wir das Innovationspotenzial unserer Gesellschaft nicht optimal ausschöpfen“, warnte Cornelia Rudloff-Schäffer, Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamts, bereits bei der Vorlage der Zahlen von 2017 im Handelsblatt. „Frauen haben die gleichen Fähigkeiten wie Männer, aber sicher in Teilen eine andere Erlebnis- und Erfahrungswelt“, so Rudloff-Schäffer. Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen müsse Deutschland stärker für den Innovationsstandort nutzbar machen.
Ein Blick auf die Entwicklung macht wenig Mut, dass sich an der Situation zeitnah etwas ändert. Der Anteil von Frauen wächst im Bereich der Erfindungen nur sehr langsam – 2009 betrug er 5,1 Prozent. Experten sehen traditionelle Rollenbilder schon im Kindesalter und traditionelle Arbeitsteilung als Gründe dafür, dass wenige Frauen Erfindungen machen und anmelden.
Laut einer Erhebung der Weltorganisation für geistiges Eigentum gibt Deutschland auch international kein gutes Bild ab, wenn es um die Beteiligung von Frauen bei Erfindungen geht. Laut dem Bericht „World Intellectal Property Indicators 2018“ waren im Jahr 2017 an nur 19 Prozent aller internationalen Patenanmeldungen aus Deutschland Frauen beteiligt.
Im Vergleich zu 2016 ist dieser Anteil sogar um 5,9 Prozent gefallen. In anderen Ländern sieht es besser aus: In China waren an rund 48 Prozent der Patentanmeldungen Frauen beteiligt, in Spanien immerhin bei 35 Prozent, in Frankreich und den USA bei knapp einem Drittel aller internationalen Patentanmeldungen.
Der Anteil von Frauen an allen Erfindern ist in Deutschland laut der Erhebung ebenfalls außerordentlich gering. Nur 10,2 Prozent der Erfinder, die in den internationalen Patenanmeldungen aufgelistet sind, sind weiblich. In Spanien beträgt der Anteil rund ein Viertel, in Frankreich ist der Anteil mit 17,8 Prozent immerhin fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Am höchsten ist er mit knapp 29 Prozent in China.
Mehr: Zurzeit sind die Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes praktisch lahmgelegt. Was das mit dem Standort München zu tun hat, lesen Sie hier.
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