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Rassismus in Sachsen „Menschenverachtung ist normal geworden“

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Rassismus ist nicht auf Schichten beschränkt

Dabei war Nathalie von ihren beiden Brüdern gewarnt worden. Ihr Onkel arbeitete damals als Professor in Dresden – für die jungen Kameruner Grund genug, auch in der Elbestadt zu studieren. „Meine Brüder sagten mir schon, dass Dresden sehr „speziell“ sei“, berichtet die junge Frau. Eine nette Umschreibung für das, was das Leben in Dresden für Menschen aus anderen Kulturkreisen mitunter zur Hölle macht. Es muss nicht immer ein direkter Angriff oder eine Bedrohung sein. Auch das ungenierte Anstarren, Beschimpfungen oder Beleidigungen sind ein Teil von Alltagsrassismus. Manchmal muss Nathalie daran denken, wie Weiße in ihrer Heimat empfangen werden: „Man behandelt sie wie Könige.“

Rassismus ist nicht auf einzelne Schichten beschränkt. Junge, Alte, Arbeiter und Akademiker – alle machen mit. Nathalies Bruder, der als Zahnarzt in Dresden arbeitet, bekam von einem Ingenieur zu hören, dass er „nicht von einem Neger behandelt“ werden wolle. Nathalie sagt: „Ich reise viel und bin auch schon in Asien in Dörfern gewesen, wo man bis dahin noch nie einen schwarze Frau gesehen hatte. Aber die Leute waren neugierig, wollten meine Haut anfassen. In Dresden dagegen wird man beschimpft, selbst von Kindern. Die Mütter stehen daneben. Ich möchte wissen, was aus denen wird, wenn sie mal 18 Jahre alt sind.“

Humberto wiederum stammt aus Mexiko und hat Dresden – als er 2007 ankam – anfangs von seiner besten Seite kennengelernt. „Ich fand damals die Anonymität in Deutschland schön. Ich mag es zwar, in Gesellschaft zu sein, brauche aber auch Zeit für mich allein.“ Das alles habe er in Dresden gefunden. Doch seit etwa zwei Jahren habe sich die Situation verändert: „Man wird fast jeden Tag in der einen oder anderen Form auf der Straße beleidigt“, erzählt der 32-Jährige, der Stadtplanung studierte. Jetzt wohnt er in einer Wohngemeinschaft im Viertel Johannstadt und geht wie viele Ausländer abends nicht mehr auf die Straße – aus Angst vor Übergriffen.

Dabei kennt Humberto, dem man in Dresden auch schon Schläge androhte, solche Zustände sonst nur aus der Heimat. Dort sei es mancherorts gefährlich, abends das Haus zu verlassen. Deshalb habe er in Dresden zu Beginn so viel Freiheit empfunden: „Ich bin auch nach Deutschland gekommen, weil ich mich hier gefahrlos bewegen konnte.“ Seit etwa zwei Jahren habe sich eine Atmosphäre von Angst entwickelt: „Ausländer haben Angst vor Deutschen, und Deutsche haben Angst vor Ausländern.“ Überall wo er hingehe, habe er das Gefühl, angestarrt zu werden: „Manchmal drücken Frauen ihre Taschen eng an sich, weil sie denken, ich würde sie stehlen wollen.“

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