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Rechtsterrorismus Fotos zeigen mutmaßlichen Lübcke-Mörder vor drei Monaten auf Neonazi-Veranstaltung

Stephan E., der dringend tatverdächtig ist, den Politiker Walter Lübcke ermordet zu haben, hatte offenbar bis zuletzt Kontakte zu anderen Neonazis.
21.06.2019 Update: 21.06.2019 - 16:51 Uhr Kommentieren
Walter Lübcke wurde mit einem Kopfschuss auf der Terrasse seines Wohnhauses getötet. Quelle: dpa
Trauerfeier für getöteten Kasseler Regierungspräsidenten

Walter Lübcke wurde mit einem Kopfschuss auf der Terrasse seines Wohnhauses getötet.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der für den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke tatverdächtige Stephan E. hat noch 2019 an einem konspirativen Treffen von Mitgliedern neonazistischer Organisationen teilgenommen. Das belegen Fotos, die das ARD-Magazin „Monitor“ in Zusammenarbeit mit einem Gutachter ausgewertet hat.

Bisher wurde vermutet, dass Stephan E. seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zur rechten Szene gehabt habe. Doch nach den neuen Erkenntnissen nahm Stephan E. am 23. März dieses Jahres an einer konspirativen rechten Veranstaltung im sächsischen Mücka teil, wo er zusammen mit Mitgliedern der Organisation „Combat 18“ (deutsch: „Kampftruppe Adolf Hitler“) und der Vereinigung „Brigade 8“ fotografiert wurde. Das Bild finde sich auf der Plattform „pixelarchiv.org“, wo viele Versammlungen von Rechtsextremisten dokumentiert sind.

„Combat 18“ wurde als bewaffneter Arm des Neonazi-Netzwerks „Blood and Honour“ gebildet, das wiederum als zentrale Unterstützergruppe der Terrorvereinigung NSU gilt.

Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang hatte noch am Dienstag gesagt, der Tatverdächtige im Mordfall Walter Lübcke habe sich zwar viele Jahre in rechtsextremen Kreisen bewegt, sei aber in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr so deutlich wie früher als Rechtsextremist in Erscheinung getreten.

Die von Monitor ausgewerteten Fotos von dem Treffen in Mücka zeigen außer Stephan E. unter anderem auch Stanley R., der als eine zentrale Figur des deutschen „Combat 18“ gilt. Beide haben eine gemeinsame Vergangenheit in der Neonazi-Szene, haben zum Beispiel im Jahr 2002 gemeinsam an einer NPD-Wahlkampfveranstaltung teilgenommen.

Laut pixelarchiv.de wurde dieses Bild am 23. März 2019 aufgenommen und zeigt Neonazis am Rande eines Rechtsrock-Konzerts. Quelle: Pixelarchiv
Rechtsrock-Konzert in Mücka

Laut pixelarchiv.de wurde dieses Bild am 23. März 2019 aufgenommen und zeigt Neonazis am Rande eines Rechtsrock-Konzerts.

(Foto: Pixelarchiv)

Dass es sich bei der auf den Fotografien aus Mücka zu sehenden Person wirklich um Stephan E. handelt, gilt laut Monitor als sicher. Der Münchner Sachverständige George A. Rauscher hat die Bilder im Auftrag des Magazins analysiert und kommt zu dem Schluss: „Die Identität der Person Stephan E. als sichtbare Person auf den Lichtbildern der Veranstaltung vom 23.03.2019 ist als praktisch erwiesen anzusehen.“ Den Anstoß zu der Fotorecherche gab das Rechercheportal Exif.

Der „Spiegel“ berichtet indes, E. könnte 2015 an einer Bürgerversammlung mit Lübcke teilgenommen haben. Auf dieser Veranstaltung hatte der CDU-Politiker eine geplante Flüchtlingsunterkunft verteidigt und sich gegen Schmährufe gewehrt. Dabei sagte er, wer gewisse Werte des Zusammenlebens nicht teile, könne das Land verlassen.

Ermittler sagten dem „Spiegel“, E. habe Lübckes Auftritt nicht nur „sehr genau wahrgenommen“, sondern gegenüber Gleichgesinnten auch „kommentiert und bewertet“. In einem Chat habe er sich über Lübcke aufgeregt und ihn als „Volksverräter“ bezeichnet.

Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, hatte Lübcke sich schon länger im Visier von Rechtsextremen befunden. Der Zeitung zufolge findet sich der Name auf einer Liste der rechten Terrorzelle NSU. Laut Sicherheitskreisen umfasst die Aufstellung potenzieller Ziele rund 10.000 Personen. Die Ermittler zeigten sich dennoch überrascht, dass Lübcke bereits Jahre, bevor er im Netz von Rechtsextremen angefeindet wurde, als Gegner bezeichnet wurde.

Mehr: Die Ermittler im Mordfall Lübcke gehen der Frage nach einem rechtsextremen Netzwerk nach. Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes spricht von einer neuen Form des Terrorismus.

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