"Das Bundesverfassungsgericht hat mit seiner heutigen Entscheidung den Weg für den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) frei gemacht. Wir begrüßen, dass das Bundesverfassungsgericht mit seinen Auflagen für die Ratifizierung zugleich deutlich gemacht hat, dass der ESM kein Fass ohne Boden sein darf. Jetzt steht Europa mit dem Stabilitätsmechanismus ein dauerhaftes Instrument zur kurzfristigen Krisenbewältigung zur Verfügung.
Jedes Land, das Hilfe bekommt, muss seine eigene Bevölkerung auf dem schwierigen aber unerlässlichen Reformweg mitnehmen. Das liegt in seinem eigenen Interesse."
"Das Karlsruher Urteil ebnet den Weg für weitere Rettungsmaßnahmen in der Euro-Krise. Die Frage ist, ob Länder wie Spanien oder Italien diese Hürde nehmen werden. Wenn die Zinsen am Anleihenmarkt für diese Länder sinken, so wie es zurzeit der Fall ist, lässt der Druck natürlich nach. Ob Staaten einen Hilfsantrag stellen, hängt letztlich von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Ich könnte mir vorstellen, dass Spanien noch dieses Jahr nach der Rettungsleine greift, Italien eher nicht im Jahr 2012.
Ich denke nicht, dass das Verfassungsgericht im Hauptsacheverfahren die Anleihekäufe der EZB beanstanden wird. Die Europäische Zentralbank ist schließlich unabhängig. Die EZB hat ihre Entscheidungen mit dem Handeln des ESM verknüpft, womit der Reformdruck auf die zu stützenden Staaten gesichert werden kann. Mitsprache ist so indirekt gegeben."
"Das ist eine gute Nachricht für den Euro. Wir können jetzt voranschreiten mit den Stabilisierungsmaßnahmen. Der Weg ist damit frei, dass eventuell Spanien und womöglich Italien auf Staatsanleihekäufe des ESM zurückgreifen können. Es sind allerdings Grenzen gesetzt worden für die maximale Haftungsgrenze, die Deutschland im Rahmen des ESM zu tragen bereit ist. Es muss jetzt noch ausformuliert werden, wie das genau ausgestaltet wird. Da sind also noch ein paar Punkte zu klären. Ich glaube nicht, dass im Hauptsacheverfahren noch Störfeuer des Verfassungsgerichts zu den Anleihekäufen der EZB kommen wird. Das wird durchgehen."
"Das ist ein guter Tag für die Euro-Zone. Sie erhält jetzt einen zweiten wichtiger Stützpfeiler in ihrer Architektur - mit dem ESM und Fiskalpakt auf der einen Seite sowie den EZB-Anleihenkäufen auf der anderen Seite. Diese beiden Stützen werden die Finanzmärkte beruhigen. Viele Krisenländer erhalten jetzt Zeit, um ihre Reformen voranzubringen. Damit befindet sich die Währungsunion auf einem guten Weg. Der ist zwar noch lang und steinig, aber er wird sich mittelfristig bezahlt machen."
"Der ESM kann an den Start gehen. Die EZB wird im großem Stil Staatsanleihen kaufen. Wir bekommen eine Haftungsunion, die den Charakter der Währungsunion ändern wird - hin zu einer italienisch geprägten Währungsunion. Sie wird Parallelen aufweisen zum Italien der siebziger und achtziger Jahre."
"Das ist im Prinzip ein Freibrief. Der Fiskalpakt ist durch. Der ESM muss nicht neu verhandelt werden. Damit kann er sicher im Laufe des Oktober seine Arbeit aufnehmen. Außerdem kann das Kapital des ESM nicht ohne Zustimmung Deutschlands erhöht werden."
"Der Markt hatte damit gerechnet, auch mit Auflagen, die es nun offenbar gibt. Was ich bislang an Auflagen gesehen habe, scheint keine große Überraschung zu sein. Zumindest hat es den Markt nicht negativ überrascht und daher kann es mit den Kursen weiter nach oben gehen."
"Für die Märkte positiv ist, dass die Verfassungsrichter grünes Licht gegeben haben. Positiv ist auch, dass die bisherige Haftungsgrenze von 190 Milliarden Euro aufgestockt werden kann. Da das aber an die Zustimmung des Bundestags gekoppelt wird, ist in der derzeitigen rechtlichen Form wohl keine Banklizenz für den ESM möglich. Offenbar wollen die Richter verhindern, dass der Betrag unbegrenzt aufgestockt werden kann."
"Das ist ein positiver Ausgang mit akzeptablen Bedingungen, und der Markt sollte darauf positiv reagieren. Die Euro-Zone hat eine weitere Hürde genommen - langsam, aber sicher wird die Region stabiler, weniger risikoreich. Das einzig große Problem, das wir jetzt noch haben, ist Spanien. Aber der Mechanismus, um die Probleme des Landes anzugehen, nimmt Gestalt an."
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@Benassar
Da sieht man mal, wie nützlich so eine Krise doch ist, wenn sie zum Dauerzustand wird. Zumindest kann man mit ihr sehr gut die etablierten Machtverhältnisse zementieren, denn wer hat in einer Krise schon die Zuversicht, etwas neues zu wagen?!
Die armen Banken/die Europäer könnten/sollten die Zahlung an die internationale Finanzkrake verweigern.
Zuerst brauchen wir aber das Trennbanken-System!
Vom Saulus zum Paulus?
..ups...aber Herr Steinbrück - sehr überraschend...
Trennbankensystem?
Gläubigerbeteiligung?
..das wäre sehr wünschenswert.
Wo ist der Haken?
"Ein wichtiges Instrument der sozialen Marktwirtschaft funktioniere nicht mehr, Haftung und Risiko fielen nicht mehr zusammen."
Herr Steinbrück, soziale Marktwirtschaft ging uns seit Beginn der EWG durch immer größere Umverteilungsmassnahmen Stück für Stück verloren. Zu einer Marktwirtschaft gehört auch, dass pleite gehen muss, was pleite ist. Oder auch, das man falsche Entscheidungen korrigiert.
Herr Steinbrück betreibt Wahlkampf. Wie hoch waren seine Nebeneinnahmen durch
Vorträge? Finanziert von Banken! Die SPD will doch die Verbindlichkeiten der €-Zone
Sozialisieren. Nicht Staaten werden durch den EMS gerettet sondern nur Banken.
Im Herbst 2011 betrug die Verschuldung der €-Staaten ca, 9 Billionen (Blomberg).
Heute dürften es inzwischen 12Billionen sein.
Die EU-Banken müssen wohl bis 2020 ca. 50000 Milliarden an wertlosen Papieren abschreiben. Wie sagte eine EU-Kommissarin letzte Woche in München sinngemäß „Verträge sind dafür da, gebrochen zu werden.“ Stresstest bei den Banken ist reine Makulatur. Eine gute Bankenaufsicht ist Politisch nicht gewollt und wird es auch nicht geben, selbst wenn dort 100000 Personen eingestellt werden. Ohne Vertrags-und Rechtsbruch
ist die €-Zone nicht überlebensfähig. Erst wenn die €-Zone ausgeplündert ist, (die Politiker wollen es so) können wir neu anfangen. Unter eine Diktatur von Technokraten.
steinbrück redet einmal ökonomisch vernünftig (wie jetzt beim trennbankensystem) und ein anderes mal wieder unvernünftig (pro euro-bonds, bei welchen anreize falsch gesetzt werden da die solide wirtschaftenden bestraft werden)...ich hoffe, dass der mann endlich zur vernunft kommt...jemand der vwl studiert hat sollte eigentlich klüger sein.
vg
Wir hatten einmal eine Bankenkrise,wir hatten einmal eine Dollar Krise,wir hatten einmal eine Immobilienkrise, wir hatten einmal eine Euro Krise usw.Jetzt haben wir alle diese Krisen zusammen und zwar weltweit, das gab es noch nie. Das wird uns allen weltweit das Genick brechen.
Alles schön und gut. Nur doof, wenn die reichen Banken leider im Ausland sitzen und die armen Banken innerhalb der EU!
Immer wieder köstlich, die Spezialdemokraten. Gerade er (Steinbrück) in dessen pol.Ära die größte Deregulierungsorgie fällt, die die Finanzwelt je erlebt hat und er der als Finanzminister sofort den 750 Mrd. EFSF aus der Taufe gehoben hat der nur dazu geführt hat, dass die Banken seit dem halt auf Staatskosten weiterzocken können. Bankenhaftung gibt es seit der "too big to fail" Einrichtung keine mehr. Das Risiko tragen Steuerzahler, wie Du und ich. Und angesichts dieser Tatsachen kann ich über diese Phrasen dieses Losers nur lachen
Es geht auf's Wahljahr zu. Der Wolf hat Kreide gefressen...