Sachverständigenrat Ökonominnen gesucht: Bei den Wirtschaftsweisen sind zwei Stellen zu besetzen

Die Koalition plant, beide freien Stellen so irgend möglich mit Frauen zu besetzen.
Berlin Der Sachverständigenrat buhlt aktuell um neue Kollegen. „Wir suchen Verstärkung“, heißt es auf der Homepage von Deutschlands wichtigstem Wirtschafts-Beratergremium. Vier Stellen für Volkswirte sind ausgeschrieben.
Dringend Verstärkung braucht der Sachverständigenrat aber nicht nur im Mitarbeiterstab, sondern auch an der Spitze: Ende Februar 2020 endet die Amtszeit des Vorsitzenden der fünf Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt. Und nach dem Wechsel von Isabel Schnabel ins Direktorium der Europäischen Zentralbank ist nun noch eine zweite Stelle vakant.
Besonders der Abgang Schnabels stellt die Bundesregierung vor Probleme. Sie war bislang die einzige Frau im Gremium, und schon bei der Wiederberufung Volker Wielands als Wirtschaftsweiser hatte die SPD zuletzt gefordert, auch dessen Stelle mit einer Frau zu besetzen. Am Ende wurde Wieland zwar bestätigt, dafür versprach die Bundesregierung aber, für Schmidt 2020 eine zweite Frau in das Gremium zu berufen.
An diesem Plan hält die Bundesregierung trotz Schnabels Abgang fest. Nach Handelsblatt-Informationen plant die Koalition, beide freien Stellen so irgend möglich mit Frauen zu besetzen. „Genügend geeignete Kandidatinnen gibt es“, sagte ein Regierungsvertreter. Ein anderer verweist auf das „Bundesgremienbesetzungsgesetz“, nach dem Bundesgremien möglichst paritätisch besetzt sein sollen. Im fünfköpfigen Sachverständigenrat müssten zwei Frauen sitzen.
Doch die zu finden ist in der immer noch stark männerdominierten deutschen Volkswirtschaftslehre nicht so ganz einfach. Das Bundesfinanz- und das Bundeswirtschaftsministerium haben deshalb schon vor einiger Zeit Listen mit infrage kommenden Volkswirtinnen angefertigt.
Auf denen findet sich ganz vorn der Name Nicola Fuchs-Schündeln. Die Frankfurter Wirtschaftsprofessorin hat viele Jahre das Rampenlicht gemieden, ist inzwischen aber Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik und wurde gerade in den neu gegründeten deutsch-französischen Expertenrat für Wirtschaft berufen. Ebenfalls gute Chancen werden Regina Riphahn und Christina Gathmann eingeräumt, die wie Schmidt viel zu Arbeitsmärkten geforscht haben.
Daneben werden Michèle Tertilt, Monika Schnitzer sowie Dalia Marin gehandelt. Und – will die Regierung eine Klimaökonomin berufen – DIW-Ökonomin Claudia Kempfert. Würde die Koalition etwa aufgrund von Absagen nur eine Frau gewinnen können, gelten DIW-Chef Marcel Fratzscher, Finanzexperte Jan Krahnen sowie der Industrieökonom Jens Südekum als heiße Kandidaten.
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