Schulstart Schulen sollen mit Luftfiltern ausgestattet werden – jedoch rangeln Bund und Länder noch um die Förderung

Der Bund hatte nach langem Zögern am 14. Juli ein mit 200 Millionen dotiertes Förderprogramm für mobile Luftfilter in Klassen für Kinder bis zwölf Jahren beschlossen.
Berlin In sechs Bundesländern hat das dritte Corona-Schuljahr bereits begonnen – doch die Ausstattung mit mobilen Luftfiltern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie unter den zuletzt am häufigsten betroffenen Jüngsten läuft nur schleppend an. Das liegt auch an der Bürokratie.
Zwar hatte der Bund nach langem Zögern am 14. Juli ein mit 200 Millionen Euro dotiertes Förderprogramm für mobile Luftfilter in Klassen für Kinder bis zwölf Jahren, für die es noch keinen Impfstoff gibt, beschlossen.
Doch noch immer gibt es dazu keine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern, die genau regelt, was gefördert wird. Also können die Länder ihrerseits keine Ausschreibungen für die Geräte formulieren.
Hinter den Kulissen schieben sich Bund und Länder gegenseitig die Schuld für die Trödelei zu. Es gibt zudem inhaltlichen Streit: Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium will nur mobile Luftfilter für Klassenräume der „Kategorie 2“ zur Hälfte bezahlen.
Das sind solche, die nur eingeschränkt gelüftet werden können, weil „die Fenster nur kippbar und/oder nur Lüftungsklappen mit minimalem Querschnitt vorhanden sind“, teilte das Haus von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit.
Diverse Länder fordern jedoch eine Ausweitung auf alle Räume. Denn in die Kategorie 2 würden etwa in Hamburg nur ein Prozent aller Klassenräume fallen, heißt es dort. Die Folge wäre, dass Senator Ties Rabe (SPD), der ausnahmslos alle Klassenräume mit Filtern ausstatten will, die nötigen 30 Millionen fast komplett aus dem eigenen Etat finanzieren müsste.
Nur ein Viertel der Zwölf- bis 17-Jährigen ist mindestens einmal geimpft
Der schleppende Ausbau mit Luftfiltern ist auch deswegen fatal, weil die Impfkampagne unter Jugendlichen und Kindern erst am Anfang steht. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist rund ein Viertel der Zwölf- bis 17-Jährigen in Deutschland mindestens einmal geimpft.
Wie viele sich tatsächlichen impfen lassen werden, können Kinder- und Jugendärzte noch nicht prognostizieren. Fest steht aber, dass die Länder weit davon entfernt sind, bis zum Beginn des neuen Schuljahrs alle Schüler ab zwölf Jahren durchzuimpfen.
Um das Tempo zu erhöhen, sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Altersgruppe geplant oder bereits angelaufen. So werden etwa mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind „Familienimpftage“ in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen und Tierparks geplant, und es werden spezielle „Impfstraßen“ für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.
Der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann forderte gegenüber dem Handelsblatt: „Jetzt heißt es: massiv auf die Impfung von Jugendlichen hinwirken.“ Prinzipiell sei es gut, „wenn die Schülerinnen und Schüler niedrigschwellige Impfangebote auch an den Schulen bekommen“.
Schleswig-Holstein beispielsweise gehe dabei einen guten Weg, der sich positiv auf die Impfquote und mithin auf die Entwicklung der Pandemie auswirken werde – mit einer Impfquote von fast 35 Prozent sind in keinem Bundesland mehr Zwölf- bis 17-Jährige geimpft. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg hingegen sind gerade einmal knapp 15 Prozent mindestens einmal geimpft.
Unumstritten sind die Aktionen an den Schulen allerdings nicht. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte kritisierte etwa, dass wegen des Gruppenzwangs an den Schulen „eine freie und unabhängige Entscheidung“ schwierig sei.
Stiko empfiehlt Impfung für Jugendliche
Der Deutsche Lehrerverband hingegen begrüßte die Pläne, Impfungen an Schulen zu organisieren. „Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Nachfrage unter Kindern und Jugendlichen kam erst in dieser Woche in Fahrt, nachdem sich die Ständige Impfkommission (Stiko) für eine Impfung der Zwölf- bis 17-Jährigen aussprach. Für sie zugelassen sind die Impfstoffe von Biontech und Moderna.
Für Kinder bis zwölf gibt es noch kein Vakzin. Zuvor galt die Empfehlung des Gremiums nur eingeschränkt für chronisch kranke Kinder und Teenager. Nach dem gegenwärtigen Wissensstand überwögen die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen, hieß es nun.
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