
Stefan Raab
Herr Raab, sie haben mal gesagt, Politik auf Pro7 sei so selten wie gute Unterhaltung in der ARD. Eigentlich hat das keinen gestört, jetzt machen Sie mit „Absolute Mehrheit“ eine politische Talkshow. Warum?
Dass ich eine politische Sendung mache, ist doch nichts Neues. Die erste erfolgreiche politische Talksendung haben wir schon 2005 gemacht, mit „TV total Bundestagswahl“.
Das war ein Ausflug in das Genre, aber nun ein eigener Politik-Talk?
Jetzt ist Wahljahr, wann sollten wir es versuchen, wenn nicht jetzt? Zum Glück habe ich bei Pro7 mutige Mitstreiter gefunden, weil das natürlich für einen Privatsender ein ungewöhnliches Unterfangen ist. Aber wir haben Spaß, der Sender hat Spaß.
Der Vorschlag von Edmund Stoiber, Sie für das TV-Duell der Kanzlerkandidaten zu nominieren, war für Sie da sicher willkommene PR …
Mit diesem Vorschlag konnten wir wirklich nicht rechnen. Eigentlich bin ich ja immer selbst Spielmacher. Dieses Mal musste ich die Flanke nur noch reinhauen. Aber ich bin auch als Torjäger bereit, verantwortungsvoll zu handeln.
Die Zuschauer erwarten von ihnen aber mehr. Welche Akzente werden Sie beim Kanzler-Duell setzen?
Ich werde mich mannschaftsdienlich verhalten. Mehr kann ich noch nicht sagen, die Gespräche beginnen erst.
Aber Sie werden sich doch von den anderen Moderatoren absetzen wollen …
Ganz ehrlich, ich bin gedanklich noch nicht ins Detail vorgedrungen. Ich muss erst mal mit den Kollegen sprechen. Ich habe mir das letzte Duell schon mal im Internet angeguckt. Da war nichts dabei, was mich intellektuell überfordert hätte.
Sie wollen also angreifen?
Ich versuche, zu machen, was ich für richtig halte. Aber klar ist schon mal, dass der Rahmen begrenzt ist. Wir sind vier Leute, alle wollen Fragen stellen. Ich trete nicht an, um den Rahmen dermaßen zu sprengen, dass die Kandidaten das Studio fluchtartig verlassen.
Stefan Raab hat sich zwei Stunden für das Interview Zeit genommen. Am Vortag hatte der FC Köln gewonnen, daher empfängt er uns gut gelaunt um 11.30 Uhr, sein Arbeitsbeginn. Nach dem Gespräch geht er in die Witzekonferenz und weitere Besprechungen, am Nachmittag zeichnet er seine tägliche Show „TV total“ auf.
Stefan Raabs Büro und die Produktionsfirma Brainpool befindet sich in der Schanzenstraße in Köln-Mülheim, dem Medienviertel der Stadt. Das Büro ist groß, ein wenig chaotisch. Und es spiegelt Raabs Karriere.
Hinter dem Schreibtisch, stehen zwei Gitarren, links ein Keyboard, auf einem Sideboard rechts reiht sich ein Saiteninstrument neben das andere. Daneben spielt er auch Schlagzeug und ein wenig Saxophon. Alles nicht perfekt, aber für die Bühne reicht es.
An der Wand hängt ein Plakat seines Boxkampfes gegen die frühere Weltmeisterin Regina Halmich, außerdem Fotos mit Gästen aus seinen Sendungen. Kylie Minogue ist dabei, Lionel Richie auch. Raab sitzt an seinem Schreibtisch. Schräg hinter ihm hängt ein Filmplakat von „Didi — Der Doppelgänger“.
Beim Interview trägt Raab, blaues T-Shirt, Jeans, Sneakers. Für die anschließende Fotosession geht er zum langen Garderobenständer in seinem Büro und verwandelt sich in den Raab, den man kennt: weißes T-Shirt, darüber ein hellblaues Hemd und ein schwarzes Sakko.
Raab hat etwas zu erzählen. Er will für seine Politshow werben, unter Beweis stellen, dass er auch das ernste Fach beherrscht. Geduldig beantwortet er jede Frage, wenn sie sich nicht gerade auf sein Privatleben bezieht.
Wie in Deutschland üblich wurde auch dieses Interview zur Abstimmung vorgelegt. Doch Raab steht zu dem, was er gesagt hat. Nur an zwei Stellen greift er inhaltlich ein, nimmt zwei Adjektive heraus. Weil das, was mündlich im witzigen Ton gut herüberkommt, auf Papier nur noch arrogant wirkt. Welche Stellen das waren? Raten Sie selbst.
Gibt es Themen, die Sie besonders beschäftigen?
Ja.
Und?
Das sage ich, wenn es soweit ist.
Was würden Sie am Konzept gerne ändern?
Ich werde den Teufel tun und sagen, „Ihr habt da die ganze Zeit nur Mist gemacht und ich weiß genau, wie es geht“. Man muss sich schon mit den Kollegen arrangieren. Ich möchte da keinen aus der Tradition herausprügeln. Aber grundsätzlich denke ich immer darüber nach, wo es Optimierungspotenzial gibt und bin bereit, Vorschläge zu machen.

24 Kommentare zu "Stefan Raab über Unterhaltung und Politik: „Provokation ist gut, aber dann muss man Leistung liefern“"
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Lieber Stephan Raab,
einer wie sie,der seinen persönlichen Ruhepool nie findet,
wird alles Moderieren, was Geld.Anerkennung bringt und wenn
es so flach ist wie die Flachbildschirme wo die Zuschauer vorsitzen. Sollten sie tatsächlich zwischen Politikern moderieren, dann haben diese Politiker endlich ein Fenster zu Zuschauern, die Sendungen wie Biggest Looser, Mein Hund liebt mich nicht mehr, Model mit XBeinen, Schlag den Raab etc sehen und nur einfache Fragen
verstehen, die sie natürlich stellen müssen. Schade das die Wirtschaft und seine Fleissigen Mitarbeiter sich soweit von Politikern abgehoben haben, das unsere Politischen Mädels und Jungs uns nicht mal mehr mit dem Hubble-Teleskop sehen. Wenn sie schon Fragen stellen, dann mal
eine für mich ganz wichtige: Wann gibt es eine zeitliche Begrenzung der Kanzlerschaft und der Abgeordneten. Über 30 Jahre Trittin und Anhang z.B, lassen vermuten,
dass man in dieser Zeit völlig Realitätsfremd geworden ist.
Vorsicht mit dem Wort Rasse !
*g*
Politik und seine Bedeutung.
Ich interessiere mich nicht für Politik, aber diese ***Ampel da regt mich jeden Tag auf.
Ich interessiere mich nicht für Politik, ***Strompreise
Ich interessiere mich nicht für Politik, die Lohntüte wird auch immer dünner.
JEDER interessiert sich für Politik, sie ist unausweichlich ein Bestandteil unseres Lebens von morgens bis abends, ob wir es glauben oder nicht.
Hier eine Brücke von der täglichen Verleugnung in den Mainstream zu schlagen, zumindest keine schlechte Idee.
Wenn man die Nachrichtenlage beobachtet, auf jedem Sender kommt dasselbe. Vielleicht ist Raab da mal eine Aussage.
Man wird sehen wie erfolgreich das sein wird, vor allem an den Werbebuchungen.
Wer ist dieser Mann? Mein Hund fühlt sich provoziert?
Ich würde da fluchtartig gar nicht erst aufkreuzen.
Geht es noch braver und noch schlechter, als es Illner und Kloeppel beim letzten Mal hinbekommen haben?
Wir werden sehen. Raab gilt jedenfalls nicht als "brav" und auch nicht unbedingt als politisch korrekt. Deshalb verstehe ich hier die ganze Skepsis ihm gegenüber nicht.
Wenn es Einen geben sollte, vor dem die Kanditaten wenigstens etwas Angst haben könnten, dürfte das Raab sein.
Mr Raab an sich ist schon eine Provokation. Leider hat er durch seine bisherigen Auftritte eine Aura erhalten, die ihn für eine seriöse, ernstzunehmende, politische Sendung nicht im richtigen Licht erscheinen lässt. Es sei denn, es soll eine Klamauk-, Satiresendung werden - dann wäre er der richtige Mann.
Damit übernimmt sich der Mann.
Aber was solls - so erhalten die Prolls, die Pro7 gucken zumindest ansatzweise eine Ahnung von den politischen Themen - mehr wird es nicht sein.
Und ein Talk mit Politikern aus der 5. Reihe, denn gute Leute dürften sich für so etwas zu schade sein.
mir kommt aber auch noch eine ganz andere Idee. Der Vorschlag für Herr Raab kam ja von Herrn E. Stoiber. Haben wir vielleicht diesen Mann unterschätzt oder gar verkannt? Hat dieser Mann nach seiner jahrelangen politischen Laufbahn vielleicht jetzt erkannt, dass für die Laienspielschar in Berlin gar kein politischer Journalist geeignet ist, sondern ein Spielshowleiter viel besser geeignet ist. Wenn man das so betrachtet, macht das doch absolut Sinn. Und dann müssen die ab und an eine Pause einlegen und dann kommt die Sky-Muppet-Show mit Hellman, Matthäus, Merk und Co. zum Einsatz und kommentiert das Ganze -- das wird der Hammer
die momentane Situation um Herrn Raab ist für mich das Spiegelbild Deutschlands. Er ist ja die aktuelle Ausgabe von Leuten wie Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Frank Elstner, Hans Rosenthal - um nur einige zu nennen. Tja, und dann schlagen wir noch einen kleinen Bogen zu Begriffen, wie "das Land der Dichter und Denker" oder "die Apotheke der Welt" oder erinnern auch an Leute wie Albert Einstein, Schiller und Goethe -- und da frage ich, muss man sich da noch über irgendwas wundern? Eigentlich kann man dann doch nur einen weiteren großen Deutschen zitieren: "Denk' ich an Deutschland in der Nacht...." Ach ja, natürlich hat das Dschungelcamp den Grimme-Preis verdient.....
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