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Studentenkredit-Test des CHE Kaum Nebenjobs, weniger Hilfe von den Eltern: Corona sorgt für starken Nachfrageanstieg bei Studienkrediten

Die Corona-Notlage ließ die Kreditnachfrage steigen – vor allem von ausländischen Studenten. Junge Menschen aus Deutschland dagegen scheuen die Verschuldung.  
13.07.2021 - 15:43 Uhr Kommentieren
Einen vollen Hörsaal gab es während der Pandemie nicht. Stattdessen mussten sich viele junge Menschen auf das Studium daheim einlassen. Quelle: dpa
Hörsaal

Einen vollen Hörsaal gab es während der Pandemie nicht. Stattdessen mussten sich viele junge Menschen auf das Studium daheim einlassen.

(Foto: dpa)

Berlin Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Studienkredite extrem gestiegen. Insgesamt wurden mehr als 50.000 neue Verträge abgeschlossen – im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren es noch 33.000. Damit endete der seit mehreren Jahren anhaltende Rückgang. Das Niveau von 2015 ist damit wieder erreicht.

Das zeigt der neue Studienkredittest des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt. Hintergrund ist offenbar, dass viele Studierende ihre Nebenjobs etwa in der Gastronomie verloren – und zugleich viele Eltern weniger verdienten, beispielsweise weil sie in Kurzarbeit waren. 

Treiber der Gesamtentwicklung sind die sprunghaft gestiegenen Absatzzahlen des staatlichen KfW-Studienkredits: Auf den Marktführer entfallen etwa 40.000 und damit mehr als drei Viertel aller neuen Abschlüsse. 2019 waren es noch 18.000. 

Die  Auswertung des CHE zeigt auch: Den Boom haben nicht deutsche, sondern überwiegend ausländische Studierende verursacht. Mit ihrer Nachfrage sind 70 Prozent des Zuwachses zu erklären. Studierende aus dem Ausland konnten erstmals wegen Corona befristet einen KfW-Studienkredit in Anspruch nehmen.

Etwa 16.000 nutzten die Gelegenheit. Ihr Anteil an allen neu abgeschlossenen Studienkrediten lag im Jahr 2020 bei gut 30 Prozent. Vorher war es eine verschwindend geringe Zahl. Die Zahl der einheimischen Kreditnehmer hingegen stieg beim KfW-Studienkredit lediglich um 6600.

Eigentlich sollte der KfW-Studienkredit im Rahmen der Corona-Nothilfe denen eine staatliche Alternative bieten, „die weder Bafög-berechtigt sind noch von der – ziemlich bürokratischen – Überbrückungshilfe des Bundes erfasst werden“, sagt Ulrich Müller, Leiter politische Analysen beim CHE. Die Regierung übernimmt daher zwischen dem 1. Mai 2020 und dem 31. Dezember 2021 die Zinslast des KfW-Kredits. Das gilt allerdings nur für die, die den Kredit ausbezahlt bekommen, nicht für die Rückzahler.

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„Jetzt muss man konstatieren: Der KfW-Studienkredit hat sich als Scheinriese entpuppt“, sagt Müller. „Selbst in der größten Krise der Nachkriegsgeschichte konnte der KfW-Studienkredit unter deutschen Studierenden nur sehr überschaubar neue Kundinnen und Kunden überzeugen.“

Das mangelnde Interesse deutscher Studierender findet Müller „erstaunlich“. Seine Vermutung: „Viele haben sich während der Pandemie wieder in ihr Kinderzimmer bei den Eltern zurückgezogen. Mancher Studienanfänger aus dem Jahr 2020 ist jetzt im dritten Onlinesemester und hat seine Hochschule bislang weitgehend virtuell erlebt – aber eben auch keine Umzugs- und Mietkosten. Und zu Hause ist der Kühlschank voll und das WLAN stabil.“ Dazu komme, dass die Lockdowns auch die Möglichkeiten beschränkt hätten, Geld auszugeben. 

Zudem hätten Studierende womöglich gerade in Impfzentren und bei den Gesundheitsämtern neue Jobs gefunden. Dazu gebe es zwar keine Zahlen, ein Indiz sei aber, dass die Restaurants, Biergärten und Kneipen derzeit händeringend Mitarbeiter suchen.  „Das heißt, die ehemaligen Mitarbeiter von vor Corona haben längst neue Jobs gefunden.“

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Zugleich sieht sich das CHE in seiner Kritik am Angebot des Marktführers bestätigt: „Wenn ein Studienkredit zinsfrei angeboten wird und die deutschen Studierenden dennoch nur höchst zurückhaltend zugreifen, ist das Angebot offenbar doch nicht so attraktiv, wie es zunächst aussieht.“

Die Übernahme der Zinsen durch den Bund summiert sich nach Regierungsangaben auf insgesamt weniger als 200 Euro. Ab 2022 müssten die Kreditnehmer wieder Zins zahlen. Dieser dürfte nach der Pandemie mit voraussichtlich 3,9 Prozent wieder einer der höchsten aller Anbieter sein.

Welche Angebote „besonders vorbildlich sind“

Neben der KfW vergibt auch das Bundesverwaltungsamt Kredite für die Endphase des Studiums. Allerdings betragen hier die Zinsen mit 0,47 Prozent nur einen Bruchteil. „Neben den staatlichen Angeboten haben 2019 vor allem die hochschulbezogenen Bildungsfonds Boden gutgemacht. Deren Prinzip lautet: höhere Kosten für spätere Gutverdiener, aber Rückzahlung nur bei einem entsprechenden Mindesteinkommen. „Das zeigt gerade in der Krise seine Stärken“, so Müller.

„Besonders vorbildlich“ würden das etwa der „Umgekehrte Generationen-Vertrag“ der privaten Universität Witten-Herdecke und der Anbieter Chancen eG machen, der das Modell für andere Standorte anbietet: Bei zu niedrigem Einkommen kann man die Rückzahlung ein oder mehrere Jahre aussetzen. Die gesamte Rückzahldauer ist auf zehn Jahre begrenzt.

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Einer der letzten Anbieter unter den Banken ist die Sparkasse Herford. Diese halte sich offenbar durch ihr nicht eben billiges, aber besonders flexibles Angebot, meint Müller. So finanziert Herford etwa ein komplettes Auslandsstudium, was bei der KfW nicht möglich ist, und erhöht nun die maximale Auszahlungssumme auf 50.000 Euro. 

„Wir stellen eine zunehmende Nachfrage nach Studiengängen im Ausland fest, vor allem von Medizinern“, sagt Oliver Wind von der Sparkasse Herford. Daher habe man die Maximalsumme erhöht, denn „mit 30.000 Euro lässt sich ein Studium zum Beispiel in Tschechien nicht mehr finanzieren“.

Sparkasse Herford bietet „Schlussrate“ wie beim Autokauf

Und „weil nach dem Studium nicht gleich eine Oberarztstelle wartet, sondern eher eine Assistenzarztstelle mit überschaubarem Einstiegsgehalt“, können Kreditnehmer – ähnlich wie beim Auto-Raten-Kauf – bis zu 50 Prozent der Tilgung auf eine Schlussrate verschieben.  

Insgesamt stuft der CHE-Studienkredit-Test 2021 die gängigen Angebote als durchweg seriös und gut gestaltet ein. Aktuell schütten die Anbieter – Banken, Darlehenskassen und Bildungsfonds – monatlich rund 48 Millionen Euro an Studierende aus – im Durchschnitt 528 Euro pro Person.

Mehr: Sämtliche Daten zu allen Anbietern finden Sie im ausführlichen Kredittest des CHE 

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