Studie Sachsen hat die innovativsten Hochschulen in Deutschland

Sachsen hat die innovativsten Hochschulen.
Berlin Welches Bundesland hat die innovativsten Hochschulen? Das Ergebnis überrascht: Sachsen. Der Freistaat schneidet im „Ländercheck Innovationsmotor Hochschule“ des Stifterverbands und der Heinz-Nixdorf-Stiftung fast durchgängig spitze ab.
„Innovationsorientierung scheint das Profilmerkmal der sächsischen Hochschullandschaft zu sein“, sagt Pascal Hetze, Leiter des Bereichs Innovation im Stifterverband. Gute Ergebnisse erzielten auch die Hochschulen in Niedersachsen und Thüringen, gefolgt von Sachsen-Anhalt.
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, „dass Profilbildung im Hochschulbereich funktionieren kann“. Während Bayern und vor allem Baden-Württemberg in der Exzellenzstrategie 2019 noch sehr erfolgreich waren, sind die vermeintlichen Verlierer beim Rennen um die Elite-Unis, Niedersachsen und Ostdeutschland, dafür bei Innovationsorientierung stark. „Für den dort notwendigen wirtschaftlichen Strukturwandel ist das ein gutes Signal“, attestiert Hetze.
Bei der Exzellenzstrategie waren zuletzt elf Universitäten zu Elite-Unis gekürt worden – allein vier davon in Baden-Württemberg: Heidelberg, Tübingen, Konstanz und das KIT in Karlsruhe. Bayern und NRW haben je zwei Elite-Unis. Die TU Dresden schaffte als erste ostdeutsche Uni den Sprung in den erlauchten Kreis.
Geld allein forscht nicht
Im Innovationscheck des Stifterverbands landen die Hochschulen der starken Südländer dagegen nur im Mittelfeld. Und das, obwohl vor allem Baden-Württemberg insgesamt weit überdurchschnittlich viel für Forschung und Entwicklung ausgibt – zuletzt 5,7 Prozent des BIP, das ist fast doppelt so viel wie im Bundesschnitt. „Eine überdurchschnittliche Innovationsorientierung der Hochschulen, die sich durch Erfolge in Förderwettbewerben und eigene Innovationsbeiträge zeigt, ist aber nicht erkennbar“, urteilt der Stifterverband.
Bayerns Hochschulen sind zwar gut beim Einwerben privater Drittmittel und bei gemeinsamen Forschungspublikationen mit der Wirtschaft. In den diversen Innovationsförderwettbewerben ist der Freistaat jedoch nur durchschnittlich.
Insbesondere die Förderung aus dem „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums für Innovationen im Mittelstand hat in Bayern weniger Gewicht als in den meisten anderen Ländern.
Der Stifterverband bewertete die Innovationsstärke der Hochschulen anhand von zwölf Indikatoren. Sie messen die Fähigkeit, staatliche Fördergelder für Innovationen und Drittmittel aus der Wirtschaft anzuzapfen, sowie den Output in Form von Patenten, Co-Publikationen mit Unternehmen und Ausgründungen.
Enorm ist der Vorsprung des kleinen Sachsens bei den Patenten: Hier haben die Hochschulen von 2013 bis 2017 insgesamt 647 Patente angemeldet – und damit bundesweit jedes fünfte Hochschulpatent. Pro 1000 Professoren waren es 32.
Gut schneiden hier auch die anderen Ost-Länder ab, außer Brandenburg. In Bayern, Baden-Württemberg und NRW hingegen kommen auf 1000 Professoren nur fünf bis sechs Patente. Insgesamt stammt jeder sechste Euro, der in Deutschland für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird, aus den Hochschulen.
Mit diversen Programmen fördern Bund und EU innovationsorientierte Aktivitäten der Unis und Fachhochschulen: Von 2013 bis 2018 flossen in den sieben vom Stifterverband analysierten Programmen insgesamt 2,3 Milliarden Euro. Das ist fast so viel wie für die Exzellenzstrategie.
Fast die Hälfte der Mittel (44 Prozent) zielt auf die Unterstützung des Mittelstands: durch das ZIM (28 Prozent) und daneben die „Industrielle Gemeinschaftsforschung“ IGF (16 Prozent). Kleine und mittlere Unternehmen spielen zwar eine große Rolle in der deutschen Wirtschaft, ihr Beitrag zum Innovationsgeschehen ist aber seit längerer Zeit rückläufig. Fördergelder für die Kooperation mit Hochschulen sollen das ändern.
Die sächsischen Hochschulen nutzen diese beiden Programme weit überdurchschnittlich: Pro Wissenschaftler erhielten sie von 2013 bis 2018 bei ZIM gut 6700 Euro. In Baden-Württemberg waren es nur gut 1200, in Bayern nur knapp 900. Ähnlich verhält es sich beim IGF.
Ein wichtiges Programm ist die „Exist“-Gründungsförderung. Hiervon profitierten – je Wissenschaftler – am meisten die Hochschulen der Start-up-Metropole Berlin, aber auch die in Brandenburg, im Saarland – und erneut in Sachsen. Die Erfolgsquote süddeutscher Hochschulen ist nicht mal halb so hoch, in NRW, Niedersachsen und Hessen nur ein Drittel. Bei der Zahl der Gründungen pro 1000 Studierenden liegt Brandenburg mit 2,2 vorn, es folgt Sachsen-Anhalt. Abgeschlagen ist hier Hamburg mit einem Wert von 0,3.
Das Innovationsförderprogramm der EU „Horizon 2020“ ist zwar mit einem Volumen von insgesamt 77 Milliarden Euro das größte weltweit. Deutsche Hochschulen profitierten jedoch nur wenig: Von 2014 bis 2018 erhielten sie nur acht Prozent.
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