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Tarifpolitik Birgit Dietze streitet hartnäckig für die Ost-Metaller

Die IG-Metall-Bezirksleiterin mobilisiert Warnstreikende und Politiker für ihre Forderung, die längere Arbeitszeit im Osten wenigstens angemessen zu bezahlen.
26.04.2021 Update: 26.04.2021 - 16:46 Uhr Kommentieren
„Wir haben der Republik gezeigt, dass es hier nicht nur um ein tarifpolitisches, sondern auch um ein gesellschaftspolitisches Thema geht“, sagt die IG-Metall-Bezirksleiterin. Quelle: imago images / tagesspiegel
Birgit Dietze

„Wir haben der Republik gezeigt, dass es hier nicht nur um ein tarifpolitisches, sondern auch um ein gesellschaftspolitisches Thema geht“, sagt die IG-Metall-Bezirksleiterin.

(Foto: imago images / tagesspiegel)

Berlin Nach und nach verfärbt sich die tarifpolitische Landkarte. Ein IG-Metall-Bezirk nach dem anderen hat den Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie übernommen, den Arbeitgeber und Gewerkschaft bereits Ende März in Nordrhein-Westfalen erzielt hatten. Nur im Osten, im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, klafft noch ein weißes Loch.

Angeführt wird der Widerstand in diesem „gallischen Dorf“ von Birgit Dietze, die seit Oktober 2020 hier IG-Metall-Bezirksleiterin ist – erst die zweite Frau auf einem solchen Posten. Die 48-jährige Volkswirtin und Juristin will den NRW-Abschluss erst übernehmen, wenn auch die nur in ihrem Bezirk aufgestellte Zusatzforderung erfüllt ist: ein tarifliches Angleichungsgeld.

Damit soll zumindest finanziell ausgeglichen werden, dass die Metaller im Osten auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch drei Stunden pro Woche länger arbeiten als die Kollegen im Westen.

Die Arbeitgeber, die bei ihrem Amtsantritt noch auf ein „gutes und vertrauensvolles Miteinander“ gehofft hatten, dürften die Hartnäckigkeit der verheirateten Mutter eines Sohnes unterschätzt haben. Mehr als 31.000 Warnstreikende haben sie und ihre Mitstreiter seit dem 20. April mobilisiert, nachdem der Versuch der sächsischen Metallarbeitgeber, den Arbeitskampf gerichtlich verbieten zu lassen, gescheitert war. Teils ruhte die Arbeit ganztägig.

„Wir haben der Republik gezeigt, dass es hier nicht nur um ein tarifpolitisches, sondern auch um ein gesellschaftspolitisches Thema geht“, sagt Dietze. Dafür hat sie auch prominente Unterstützer wie Vizekanzler Olaf Scholz oder die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Thüringen gewinnen können. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller ist am Montag gemeinsam mit Dietze bei einer Kundgebung aufgetreten.

Als junge Industriekauffrau erlebte die Gewerkschafterin die Wende

Die Gewerkschafterin ist im Ostberliner Bezirk Friedrichshain aufgewachsen und hat als junge Industriekauffrau die Privatisierung der Elpro-Werke erlebt. Nach dem Volkswirtschafts- und dem Jurastudium arbeitete sie als Rechtssekretärin der Gewerkschaft und Anwältin, bevor sie als Tarifsekretärin im Funktionsbereich Grundsatzfragen beim IG-Metall-Vorstand und als erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin Gewerkschaftskarriere machte.

Im Bezirk mit seinen insgesamt rund 290.000 Metallern, den sie jetzt leitet, haben viele Westkonzerne Ableger, Töchter oder Werke – BMW beispielsweise, Thyssen-Krupp oder die Zulieferer Mahle und ZF. Die IG Metall will parallel jetzt auch auf einzelne Unternehmen zugehen, hofft aber weiter auf einen Durchbruch in der Fläche. „Uns liegt sehr daran, eine Lösung auf Verbandsebene zu finden, das macht Tarifpartnerschaft aus“, sagt Dietze.

Am Dienstag wird noch einmal mit den Metallarbeitgebern in Berlin-Brandenburg verhandelt, am Donnerstag dann gemeinsam mit dem IG-Metall-Vorstand in Frankfurt entschieden, wie es weitergehen soll. Spätestens dann wird sich zeigen, ob Dietze die Erwartungen der Mitglieder zu hoch getrieben hat.

So wie gefordert, entspricht das Angleichungsgeld einer Tarifsteigerung von 8,6 Prozent, die auf den NRW-Pilotabschluss noch obendrauf käme. Diese Kostenbelastung haben die Arbeitgeber als unzumutbar zurückgewiesen. Nur mit der Zusage, nach dem formellen Abschluss der Tarifrunde weiter über das Thema zu reden, will Dietze sich aber nicht abspeisen lassen.

Schon 2019 hatten mehrere Gesprächsrunden zur Arbeitszeit Ost aus Sicht der IG Metall kein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht. „Gespräche außerhalb von Tarifrunden sind immer gut, allerdings ergebnisoffen und im Unterschied zu einer Tarifrunde das zahnlosere Mittel“, sagt Dietze. Als zahnloser Tiger soll das, was sie im Bezirk mit angestoßen hat, aber nicht enden.

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