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Udacity-Gründer Sebastian Thrun: „Deutschland stellt sein Licht manchmal unter den Scheffel“

Die Kanzlerin und drei weitere europäische Regierungschefinnen fordern eine Digitaloffensive der EU. Der deutsche Hightech-Pionier Thrun setzt aber auch auf Angebote von Unternehmen.
05.03.2021 - 11:59 Uhr 1 Kommentar
Thrun ist der Gründer des Zukunftslabors Google X. Quelle: dpa
Sebastian Thrun

Thrun ist der Gründer des Zukunftslabors Google X.

(Foto: dpa)

Sebastian Thrun gehört zu den Gutmenschen aus dem Silicon Valley. „Wir glauben, dass wir der Menschheit helfen können, ihr Potenzial besser zu entfalten“, sagt der 53-Jährige, der als Gründer des Zukunftslabors Google X zu den wenigen deutschen Techpionieren im Tal der Zukunft gehört.

Er beschäftigt sich viel mit Themen wie dem autonomen Fahren, heute geht es ihm aber um die Kompetenzen, die wir in der digitalen Arbeitswelt brauchen. In der Coronazeit hätten viele Firmen gemerkt, dass sie ihr Geschick für die digitale Transformation selbst in die Hand nehmen müssen, so Thrun. Das Firmenkundengeschäft seines Unternehmens Udacity sei dadurch stark gewachsen. Aber auch abseits der Pandemie schreite die Digitalisierung immer schneller voran.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Herr Thrun, das von Ihnen mitgegründete Unternehmen Udacity will den Menschen die Fertigkeiten für die digitale Arbeitswelt beibringen. Welche sind das?
Alles, was mit Digitaltechnik zu tun hat. Zum Beispiel Machine-Learning: Jede Firma in der Welt versucht, aus ihren Daten mehr herauszupressen und mehr mit ihren Kunden auf digitalem Weg zu kommunizieren. Das beginnt bei der Verarbeitung von Spreadsheets und reicht bis hin zu den Werkzeugen für digitale Marketingkampagnen.

Geht es etwas konkreter?
Udacity ist sehr auf den Bereich Programmierung und Datenanalyse spezialisiert. Wir aktualisieren unsere Programme ständig und helfen so den einzelnen Mitarbeitern, sich selbst zu transformieren.

Sie konzentrieren sich seit einiger Zeit auf Firmenkunden. Warum?
In der Coronazeit sind jede Menge Firmen aufgewacht und haben gemerkt, dass sie ihr Geschick für die digitale Transformation selbst in die Hand nehmen müssen. Viele Firmenchefs haben gefragt, wie können wir diese Zeit, in der viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, sinnvoll nutzen. Unternehmen wie Bosch und BMW wollen sich zudem digital revolutionieren, und dabei spielt die Ausbildung eine zentrale Rolle. Unser Firmenkundengeschäft ist deshalb am stärksten gewachsen. Aber auch Regierungen vor allem aus dem Mittleren Osten sind auf uns zugekommen.

Wie läuft das Geschäft?
Wir sind jetzt fast zehn Jahre alt und beim Umsatz nördlich von 100 Millionen Dollar angekommen. Wir sind cashflowneutral und müssen nicht mehr jeden Monat Investorengelder einsetzen, damit die Firma wachsen kann.

Wird der positive Trend nach der Pandemie anhalten?
Es gibt Veränderungen, die nichts mit der Pandemie zu tun haben. Dazu gehört, dass die Digitalisierung immer schneller voranschreitet. Mitarbeiter müssen sich ständig weiterbilden. Die Vorstellung, dass man nach dem Studium für den Rest des Lebens die richtige Ausbildung hat, ist überholt.

Deutschland hinkt in der digitalen Bildung hinterher. Warum?
Der Wechsel zum Online-Unterricht war für viele Bildungsstätten chaotisch. Schulen und Universitäten waren darauf nicht vorbereitet. Der Online-Unterricht wird auch nach der Pandemie eine wichtige Rolle spielen, weil er die Flexibilität der Ausbildung erhöht. Unsere Kunden kommen vor allem aus der Altersgruppe von 25 Jahren und älter, und von denen geht fast keiner mehr physisch in eine Bildungsstätte.

Können Sie die deutschen Schulen digitaler machen?
Wir haben viel mit der Bundesregierung geredet. Bei unseren Kunden im Mittleren Osten sind die Entscheidungsprozesse etwas schneller, weil dort der Herrscher oft allein entscheidet. Aber wir werden in den kommenden Monaten und Jahren auch mit Deutschland zusammenarbeiten, weil gerade die Weiterbildung hierzulande ein großes Thema ist. Darüber sind wir mitten im Gespräch.

Ist das Tempo der Digitalisierung in Deutschland insgesamt langsamer als in anderen Ländern?
Deutschland stellt sein tolles Licht manchmal unter den Scheffel. Das Land kann mehr. Es ist eine der führenden Industrienationen und hat deshalb einen großen Einfluss auch auf den Fortgang der Digitalisierung. Auch die Risikofreude der jungen Menschen ist durch den Gründerboom viel größer geworden. Ich hoffe, dass Deutschland bei diesem Kulturwandel in Europa eine führende Rolle spielen und seine Steuer- und Finanzpolitik so ausrichten wird, dass Gründungen sich lohnen und das Scheitern nicht bestraft wird.

Muss der Staat mehr Anreize setzen?
Nicht der Staat soll den Innovationsprozess steuern, sondern die Gesellschaft, also jeder Einzelne. Wir müssen eine Kultur schaffen, in der Innovation und auch das Scheitern gefeiert werden. Wenn das in Deutschland gelingt, wird man sehen, dass das Land ein großes Talent für Innovationen hat.

Menschen und Maschinen arbeiten oft Hand in Hand. Wer bestimmt den Takt?
Die Symbiose von Menschen und Maschinen hat den Menschen deutlich besser und produktiver gemacht. Wir bauen ja nicht Maschinen, um die Menschen zu versklaven.
Herr Thrun, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr: Deutschland tut sich schwer, seine Bürger schnell genug auf die digitale Arbeitswelt vorzubereiten. Nun wollen Firmen selbst tätig werden.

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1 Kommentar zu "Udacity-Gründer: Sebastian Thrun: „Deutschland stellt sein Licht manchmal unter den Scheffel“"

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  • Nichts gegen den Autor und seine erfolgreiche Firma. Aber nach der Artikelüberschrift hätte ich erwartet, daß er nicht nur sagt, wie er herkömmliche Software an deutsche Firmen verkauft. Sondern daß er an Beispielen aufzeigt, wie Deutschland sehr wohl eine Führungsrolle in der Entwicklung wahrnimmt.
    Zum Beispiel ein paar Worte über die Implementierungen und Ideen der Hochschule Meschede im Bereich der Linguistischen KI, der "Thought Chains" und der digitalen Textverarbeitung, etwa zur Analyse von Gesetzen über selbstfahrende Autos in Deutsch, Englisch und Chinesisch sowie zur Ableitung von technischen und anderen Anforderungen aus diesen Gesetzen.
    Zentrale Voraussetzung von Digitaler Textverarbeitung (im Gegensatz zur Digitalen Datenverarbeitung wie den Lernenden Algorithmen) ist die eingebaute Vielsprachigkeit; etwa die derzeit etwa zehn Sprachen, zwischen denen die Mescheder Lösungen für den Benutzer ohne merkliche Verzögerung hin und her schalten. So etwas geht nur in Europa - sowohl die USA und China haben nur eine dominierende Sprache und können dieses Bedürfnis nach Vielsprachigkeit gar nicht nachempfinden.
    Das ist ein Beispiel für den kaum einholbarer Vorsprung Europas in diesem immer wichtigeren KI-Bereich. Auch weil es um mehr als das reine Übersetzen geht: eine andere Sprache bedeutet immer auch ein anderes Denken. Und deshalb sind wir Europäer schon jetzt Weltführer im Digitalen Denken.
    Und solche konkreten Beispiele erwarte ich unter der Artikel-Überschrift. Nicht einfach Werbetexte für eine herkömmliche Softwarefirma.

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