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Uhrenhersteller Nomos Mittelständler in Sachsen will gegen AfD kämpfen

Dass sich Unternehmen öffentlich gegen Parteien positionieren, kommt nicht oft vor. Umso bemerkenswerter ist der Vorstoß eines Unternehmens in Sachsen gegen die AfD – denn der Umsatz leidet unter dem Wahlergebnis.
19.10.2017 - 17:08 Uhr 1 Kommentar
Der Nomos-Gründer sorgt sich wegen des Erfolgs der AfD. Quelle: OSTKREUZ
Roland Schwertner

Der Nomos-Gründer sorgt sich wegen des Erfolgs der AfD.

(Foto: OSTKREUZ)

Berlin Außergewöhnliche Ereignisse erfordern manchmal auch außergewöhnliche Maßnahmen. Wer hätte schon gedacht, dass die AfD in Ostdeutschland ein derart fulminantes Ergebnis bei der Bundestagswahl erzielt. In Sachsen überholt sie sogar die CDU – mit schwerwiegenden politischen Folgen: Ministerpräsident Stanislaw Tillich kündigte am Mittwoch seinen Rücktritt an.

Die Verwerfungen machen nicht nur den Christdemokraten zu schaffen, weil sie nun mit dem politischen Kurs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hadern und überlegen, ob es als Reaktion auf den AfD-Erfolg nicht besser wäre, die Partei stärker nach rechts auszurichten. Das Erstarken der Rechtspopulisten beunruhigt auch manchen Akteur in der Wirtschaft – und mancher will auch Flagge zeigen und seine Sorge bekunden wegen der politischen Rechtsentwicklung in Deutschland. In einer ungewöhnlichen Aktion tut dies etwa der sächsische Uhrenhersteller Nomos.

Das Unternehmen hat seinen Sitz inmitten des Wahlkreises der früheren AfD-Chefin Frauke Petry in der Sächsischen Schweiz-Ostererzgebirge. Die AfD hat in diesem Kreis nicht nur das beste Landesergebnis erzielt. Hier gewann die frühere AfD-Landes- und Bundesvorsitzende Petry auch ihr Direktmandat für den Bundestag, in den sie nun im Zwist mit dem Rest der Partei vorerst als fraktionslose Abgeordnete eingezogen ist.

In einem offenen Brief an die „lieben Kunden“ und „lieben Freunde“ von Nomos Glashütte, der wenige Tage nach der Wahl veröffentlicht wurde, bringt die Geschäftsführung ihre Sorge über das Erstarken der AfD zum Ausdruck: „1989 waren es die Sachsen, die als erste für die Demokratie auf die Straße gingen“, heiß es in dem Brief. „Bei den Bundestagswahlen 2017 jedoch wurde hier eine Partei, deren Äußerungen oft außerhalb des demokratischen Spektrums liegen, stärkste Partei: die AfD.“ Auch in Glashütte habe sie gewonnen, hier sogar mit großem Abstand zur CDU.

Dann äußern die Geschäftsführer Roland Schwertner, Uwe Ahrendt und Judith Borowksi ihr Unverständnis über die Wahlentscheidung angesichts der Erfahrungen mit der deutschen Geschichte. Deutschland habe aus seiner Geschichte gelernt, habe es über 60 Jahre lang geheißen. „Nun scheint dies nicht mehr zu gelten.“ Für Nomos gelte dies aber „mehr denn je“, betonten die Firmenchefs. „Wir, Geschäftsführung und Mitarbeiter von Nomos Glashütte, distanzieren uns ausdrücklich von jeglichem rassistischen Gedankengut.“

Auch das Unternehmen habe in Ostdeutschland einst von der Hilfe im wiedervereinigten Deutschland profitiert. Dafür sei man dankbar. Und man leite daraus einen Auftrag ab: „Wir werden helfen, das Terrain für Freiheit und Demokratie zurückzugewinnen. Natürlich nur ein kleines Stückchen davon.“ Denn Nomos fertige Uhren, „wir sind nicht in der Politik“. Doch werde man im Unternehmen und vor Ort in Glashütte „auch weiterhin für Weltoffenheit, Toleranz und Pluralismus werben“. Davon lebe auch Nomos, das Uhren nicht vorranging in Sachsen, sondern weltweit verkaufe.

Nomos, nach eigenen Angaben deutscher Marktführer bei der Herstellung mechanischer Uhren, ist mit rund 300 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber in Sachsen. Und erfolgreich: Entgegen dem Trend ist der Umsatz des Unternehmens im vergangenen Jahr um 24 Prozent gewachsen – die Uhrenbranche insgesamt verzeichnete ein Minus von 15 Prozent. Konkrete Verkaufszahlen nennt Nomos allerdings nicht. Vor drei Jahren schätzten Experten aber schon die Erlöse auf rund 50 Millionen Euro.

Und das Unternehmen bleibt auf Wachstumskurs. Auch in der ersten Jahreshälfte 2017 konnte es bereits um 15 Prozent gegenüber 2016 zulegen. Seit kurzem hat der Uhrenhersteller eine neue Produktionsstätte im Glashütter Ortsteil Schlottwitz in Betrieb genommen. Eigentlich eine positive Entwicklung. Doch der AfD-Erfolg wirkt dagegen. „Als Reaktion auf die Wahl haben einige Kunden bei uns ihre Bestellungen storniert“, zitiert der Mitteldeutsche Rundfunk Uwe Ahrendt, einen der Firmenchefs.

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1 Kommentar zu "Uhrenhersteller Nomos: Mittelständler in Sachsen will gegen AfD kämpfen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • <<Als Reaktion auf die Wahl haben einige Kunden bei uns ihre Bestellungen storniert>>

    Bestellungen von Uhren sind gemeint! Die Kunden hatten also vor, eine Uhr aus Sachsen zu kaufen. Aber jetzt, nach dem AfD-Erfolg bei der BW, wollen die Kunden solche Uhren nicht mehr.

    Oh meine Fresse! Wenn man meint, es geht nicht mehr dümmer.....

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