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Umfrage der Familienunternehmen Mehrheit der Deutschen sieht Vermögensteuer skeptisch

Bei Bundesbürgern herrscht große Skepsis gegenüber der Vermögensteuer. Sie fürchten negative Auswirkungen auf Wirtschaft, Investitionen und Arbeitsplätze.
28.07.2021 - 18:25 Uhr 3 Kommentare
In den vergangenen Jahren erlebte die Vermögensteuer mit dem Aufkommen einer neuen Ungleichheitsdebatte in Deutschland ein Comeback. Quelle: dpa
Geldscheine

In den vergangenen Jahren erlebte die Vermögensteuer mit dem Aufkommen einer neuen Ungleichheitsdebatte in Deutschland ein Comeback.

(Foto: dpa)

Berlin Für viele Wirtschaftsvertreter ist es die Schreckensforderung im Bundestagswahlkampf: die Wiedereinführung der Vermögensteuer. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) kritisiert die Pläne von Grünen, SPD und Linke genauso wie mittelständische Vereinigungen. Laut einer Umfrage sehen aber nicht nur die Wirtschaftsvertreter, sondern auch viele Bundesbürger die Vermögensteuer skeptisch.

Danach glaubt eine Mehrheit der Befragten, dass die Wiedereinführung der Vermögensteuer den Standort belasten würde. 50,3 Prozent geben an, dass die Vermögensteuer mittelständischen Unternehmen schaden würde. 36,1 Prozent glauben dies nicht.

Reinhold von Eben-Worlée, Präsident beim Verband der Familienunternehmen, sagte: „Eine Mehrheit in unserem Land ist gegen eine Vermögensteuer, weil sie mit den Familienunternehmen genau die Unternehmen schwächt, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind und die die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und auch das Sozialgefüge in den Regionen absichern.“ Die Wirtschaftslobby hat die repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben.

Der Aussage „Wenn Eigentum und Vermögen stärker besteuert werden, würde vielen Betrieben das Geld fehlen, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen“ stimmten 52 Prozent der Befragten zu. Knapp 40 Prozent lehnten diese Aussage ab.

In Bezug auf Investitionen ist sich mehr als die Hälfte der Befragten (54,4 Prozent) sicher, dass der Anreiz, Geld zu investieren oder Unternehmen zu gründen, mit der Vermögensteuer sinken würde. Etwa 36 Prozent glauben, dass trotz der Besteuerung von Eigentum und Vermögen im gleichen Umfang wie bisher investiert und Betriebe gegründet würden. Fast die Hälfte der Befragten fürchtet ebenfalls negative Auswirkungen auf die Möglichkeit der Unternehmen, den Klimaschutz voranzutreiben.

Mehrheit spricht sich generell gegen Steuererhöhungen aus

Eben-Worlée sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt. „Sie bremst wichtige Investitionen, in die Digitalisierung, Modernisierung und die Energieeffizienz der Familienunternehmen“, sagte er. „Damit gefährdet sie Arbeitsplätze, Innovationskraft und die Erreichung unserer Energiewendeziele.“

Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hatte im Auftrag des Verbands der Familienunternehmen 2500 Personen befragt. Dabei sprach sich eine Mehrheit generell gegen Steuererhöhungen aus. 63,9 Prozent gaben an, dass sie Steuererhöhungen derzeit für keine gute Maßnahme hielten.

Jahrzehntelang hatte es in Deutschland eine Vermögensteuer gegeben, bis das Bundesverfassungsgericht 1995 in einem Urteil bemängelte, Immobilien würden wegen veralteter Bewertungsmaßstäbe bei der Vermögensteuer deutlich bevorzugt. Die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl (CDU) handelte nicht, ab 1997 wurde die Steuer nicht mehr erhoben.

In den vergangenen Jahren erlebte die Steuer mit dem Aufkommen einer neuen Ungleichheitsdebatte in Deutschland ein Comeback. Auch die immensen Kosten durch die Coronakrise haben den Ruf nach einer Vermögensteuer wieder lauter erklingen lassen. So sprechen sich dafür nicht nur SPD, Grüne und Linke in ihren Wahlprogrammen aus. Auch internationale Organisationen sind dafür.

So schlug etwa der Internationale Währungsfonds (IWF) auf seiner Frühjahrstagung Mitte April „die Einführung einer Nettovermögensteuer“ vor, damit Industrienationen die Krisenkosten besser bewältigen können. Auch die Industrieländerorganisation OECD hält sie in Deutschland für sinnvoll.

Belastung für Unternehmen könnte hoch ausfallen

SPD, Grüne und Linke fühlen sich in ihren Forderungen bestätigt. Die SPD will Nettovermögen ab zwei Millionen Euro mit einem Prozent besteuern, Vermögen ab einer Milliarde Euro mit zwei Prozent. Zwischen 17 und 24 Milliarden Euro würde die Steuer nach Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Jahr einspielen, bei Freibeträgen für Unternehmen etwas weniger. Die Pläne der Grünen sehen ähnlich aus, das Konzept der Linken sieht vor, Vermögen ab einer Million Euro mit ein bis fünf Prozent zu besteuern.

Auch wenn diese Steuersätze zunächst gering erscheinen, die Belastung für einzelne Unternehmen könnte hoch ausfallen. So rechnet der BDI vor, durch die Vermögensteuerpläne etwa der SPD stiege die Steuerbelastung für Unternehmen inklusive anderer Steuern auf bis zu 79 Prozent.

Der Präsident der Familienunternehmer verweist darauf, dass das Vermögen häufig in den Unternehmen liege. „Denn gerade in Deutschland sind große Teile des potenziell besteuerbaren Vermögens betrieblich gebunden, das heißt, sie liegen in Produktionsanlagen, Fuhrparks oder Investitionsrücklagen“, sagte er.

Neben möglichen negativen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort bemängeln Kritiker vor allem den hohen bürokratischen Aufwand einer Vermögensteuer. Die Vermögen müssten jährlich bewertet werden, was aufwendig und juristisch angreifbar ist.

Mehr: Das Schreckgespenst Vermögensteuer ist zurück – die Wirtschaft schlägt Alarm

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3 Kommentare zu "Umfrage der Familienunternehmen: Mehrheit der Deutschen sieht Vermögensteuer skeptisch"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Vermögenssteuer ab 1 Mio...
    Schon gesehen was ein normales Einfamilienhaus derzeit kostet?!?
    Bei anhaltender Inflation wäre damit bald auch ein Großteil derer betroffen, die sich mit Ach und Krach den Traum vom eigenen Häuschen einmal erfüllt haben - aus bereits versteuertem Einkommen wohlgemerkt!
    "Linksgrün" bedeutet Wohlstandsvernichtung, fragt sich nur WO "inksgrün" bei der derzeitigen Parteienlandschaft anfängt...

  • Frau Heidel hat Recht, als ob "die Bundesbürger" etwas dagegen einzuwenden hätten, wenn Superreiche einen angemessenen Beitrag zur Gesellschaft leisten würden. Einen Beitrag, der ihnen nicht weh tut (und auch nicht soll). Die Menschen wissen, es geht nicht um Sozialneid oder Gleichmacherei, es geht um Solidarität.

    "Negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze" ist mittlerweile ein Todschlagargument geworden. Wenn jemand dagegen ist, dass man ihm oder ihr ein wenig in die Portokasse greifen möchte, wird schnell dieses (falsche) Argument gebracht. Auch darauf fallen die Menschen doch nicht mehr herein.

    Diese Umfragen dienen einzig und allein dem Zweck, den von der Lobby eingelullten Politikern Argumente zu geben, nicht handeln zu müssen.

    Mache mir wenig Hoffnung, dass die Medien das jemals korrekt darstellen. Schließlich gehören sie fast geschlossen einer Handvoll superreicher Familien, die aus eigenem Interesse heraus natürlich eine ablehnende Grundhaltung ihrer Medien erwarten.

  • Ein Lobbyverband gibt eine Umfrage mit vorformulierten Antworten in Auftrag, und schon kommt das gewünschte Ergebnis dabei heraus. Eigentlich einfach nur lächerlich, wenn nicht das HB dieser Schmierenkomödie auch noch eine Plattform gäbe. Dann einfach nur noch ärgerlich.

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