Umfrage Welcher Spitzenpolitiker gilt als bester Krisenmanager? Die Kanzlerkandidaten sind es nicht

Nur 18 Prozent der Bürgerinnen und Bürger trauen dem Kanzlerkandidaten der Union ein gutes Krisenmanagement zu.
Berlin Nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie, den Flutkatastrophen im Juli und der gescheiterten Afghanistan-Mission zeigt sich: Für deutsche Politiker bleibt das Krisenmanagement eine große Herausforderung. Nicht alle können in Ausnahmesituationen überzeugen.
Vor allem Bundesaußenminister Heiko Maas steht als Krisenmanager aktuell gar nicht gut da. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für das Handelsblatt. Bloß elf Prozent der Bundesbürger schätzen Maas als guten Krisenmanager ein. In der Afghanistan-Krise geriet das Ministerium des SPD-Politikers zunehmend unter Druck, ein Viertel der Deutschen forderte Maas’ Rücktritt. CSU-Chef Markus Söder erklärte sogar, der Minister dürfe einer neuen Regierung nicht mehr angehören.
Besser sieht es für den Ministerpräsidenten von Bayern aus: Besonders in der Coronakrise präsentierte sich Söder als Hardliner im Kampf gegen die Pandemie. Mit neuen Regeln wie etwa einem Ampelsystem und einem Ende der FFP2-Pflicht konnte der CSU-Chef auch Ende August punkten. Ganze 49 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bescheinigen Söder ein gutes Krisenmanagement.
Auch Vizekanzler Olaf Scholz schneidet in dem Ranking vergleichsweise gut ab. Mit 41 Prozent Zustimmung bekleidet er hinter CSU-Chef Söder den zweiten Platz. Damit liegt der SPD-Kanzlerkandidat weit vor seinem Konkurrenten Armin Laschet.
Dieser dürfte enttäuscht sein: Nur 18 Prozent der Bürgerinnen und Bürger trauen dem Kanzlerkandidaten der Union ein gutes Krisenmanagement zu. Laschet hatte während einer Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Flutkatastrophe lachend und scherzend im Hintergrund gestanden, was ihm starke Kritik einbrachte. Im August hatte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen außerdem mit der Aussage „2015 darf sich nicht wiederholen“ polarisiert, mit der er sich auf Flüchtlingsbewegungen aus Afghanistan bezog.
Auch Annalena Baerbock (Grüne) schneidet schwach ab. Zuletzt hatten Ungenauigkeiten in Baerbocks Lebenslauf, nachgemeldete Nebeneinkünfte und abgeschriebene Textpassagen in ihrem Buch die Beliebtheitswerte der Grünen-Kanzlerkandidatin stark sinken lassen.
Habeck im Krisenmanagement beliebter als Baerbock
Obwohl die Flutkatastrophe im Juli die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Kernthema ihrer Partei, den Klimawandel lenkte, konnte Baerbock die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger nicht wiedergewinnen. Nur 18 Prozent der Befragten nehmen Baerbock als gute Krisenmanagerin wahr. Beliebter hingegen ist ihr Co-Parteivorsitzender Robert Habeck – mit ganzen 33 Prozent Zustimmung bei den Befragten nimmt er den dritten Platz ein.
Weiter im Mittelfeld, auf dem vierten Platz, liegt Christian Lindner (FDP) mit 25 Prozent Zustimmung. In der Pandemie hatte Lindner vor allem das Krisenmanagement der Bundesregierung kritisiert und sich gegen Lockdowns und Betriebsschließungen starkgemacht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bescheinigen nur 23 Prozent der Befragten ein gutes Krisenmanagement. Immer wieder war die Pandemiebekämpfung des CDU-Politikers von Pannen geprägt. Forderungen nach einem Rücktritt des Gesundheitsministers wurden besonders nach der schleppenden Impfkampagne laut.
Janine Wissler (Linke) belegt bei der Umfrage den letzten Platz. Vor allem die innerparteilichen Konflikte und Diskussionen um Sahra Wagenknecht hatten den Wahlkampf der Linken sowie Positionen zu aktuellen Krisen in den Hintergrund rücken lassen. Das wirkte sich negativ aus: Mit nur acht Prozent Zustimmung bescheinigen die Befragten der Linken-Vorsitzenden kein gutes Krisenmanagement.
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