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Unternehmensfinanzierung Ersparnisse der Firmen gehen zurück – Rückgang der Investitionen droht

Der Corona-Schock hat den Trend zu großen Kapitalpuffern bei deutschen Unternehmen gestoppt. Die Bundesregierung baut bereits die Angebote Mittelständischer Beteiligungsgesellschaften aus.
30.11.2020 - 14:09 Uhr Kommentieren
Je länger die Coronakrise andauert, desto vorsichtiger werden die Banken bei der Kreditvergabe sein. Quelle: dpa
Mitarbeiter in einer Eisengießerei

Je länger die Coronakrise andauert, desto vorsichtiger werden die Banken bei der Kreditvergabe sein.

(Foto: dpa)

Berlin Wie beim Staat, so auch bei den Firmen: In der Coronakrise gehen die Ersparnisse der Unternehmen in Deutschland deutlich zurück, weil Umsätze und Gewinne eingebrochen sind. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.

Die IW-Ökonomen Markus Demary, Stefan Hasenclever und Michael Hüther haben für ihre Analyse wissenschaftliche Studien zur Firmenfinanzierung in den USA, Kanada, Japan, China und mehreren EU-Staaten sowie Daten zur Firmenfinanzierung in Deutschland ausgewertet.

Das Ergebnis: Vor allem in den Ländern mit großen Leistungsbilanzüberschüssen, also Deutschland, Japan und Südkorea, zeigte sich vor Corona ein starker Trend zu Ersparnissen: Bankkredite wurden zurückgefahren, Gewinne nicht vollständig an die Eigentümer ausgeschüttet. Die Investitionen wurden nicht erhöht.  

In den drei Ländern erreichte die Höhe der Firmenschulden lediglich die Größe von 55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In Kanada, China, Frankreich, Italien, Großbritannien und Frankreich liegt sie jeweils bei über 100 Prozent des BIP. Doch den Trend zur niedrigen Verschuldung hat die Pandemie laut der Studie in diesem Jahr abrupt gestoppt.

Nun könnte es so weitergehen wie nach der Finanzkrise: Damals hatten die Unternehmen die eigene Verschuldung rasant abgebaut und ihre Abhängigkeit von Bankkrediten reduziert. Sie sammelten hohe Ersparnisse an und stärkten ihr Eigenkapital.

Die IW-Autoren erwarten, dass sich das Muster nach der Coronakrise wiederholen und die Firmen zunächst ihre Gewinne sparen werden, um die Kapitalpuffer wieder aufzubauen – zulasten von Investitionen.

In Deutschland wurde Geld gehortet

Das Geld wurde in Deutschland allerdings hauptsächlich gehortet und kaum investiert. Es stärkte das Eigenkapital, nur ein kleinerer Teil wurde auch für den Rückkauf eigener Aktien verwendet. Dieser Trend hat in Deutschland bereits nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 eingesetzt, als Firmen mit schwacher Eigenkapitalbasis schnell in die Krise gerutscht waren.

Die anschließend aufgebauten Kapitalpuffer schmolzen erstmals in der Finanzkrisenrezession 2009 und wurden danach umso stärker wiederaufgebaut. Mit einem ähnlichen Muster rechnen die IW-Ökonomen langfristig auch nach dem Ende der Coronakrise: Sobald die Gewinne wieder fließen, dürften viele Firmen zur Sicherheit erst einmal erneut Kapitalpuffer aufbauen – zulasten von Investitionen, erwartet das IW.

Dazu beitragen dürfte, dass die Banken, je länger die Coronakrise dauert, desto vorsichtiger bei der Kreditvergabe sein werden. Zudem werden die Firmen erst einmal ihre Krisenschulden begleichen müssen, bevor sie Zugang zu umfangreichen neuen Krediten erhalten werden.

Aktuell allerdings fehlen vielen Firmen, besonders in den hart von Corona betroffenen Dienstleistungsbranchen, die gewohnten Kapitalpuffer, und Banken werden angesichts der Krise schon jetzt vorsichtiger bei der Kreditvergabe.

Versicherer fürchten eine Cashflow-Krise

Eine neue Studie von Allianz und Euler Hermes warnt daher, dass bis zu ein Viertel der Firmen in der Euro-Zone 2021 in eine Cashflow-Krise stürzen könnte. Auch in Deutschland sehen die Versicherer ein Viertel der Firmen stark von Corona-bedingten Einbußen betroffen, mit Umsatzrückgängen von 15 bis 20 Prozent in diesem Jahr.

Sie verlangen, dass die Unternehmenshilfen 2021 fortgeführt und stärker auf die am stärksten betroffenen Firmen fokussiert werden – wenn diese ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen können. Zusätzlich helfen könnte auch ein großzügigerer steuerlicher Verlustrücktrag.

Die Bundesregierung will die drohende Finanznot vieler kleiner und mittlerer Firmen 2021 nicht ignorieren. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verständigten sich am Freitag darauf, die Angebote der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften gemeinsam mit den Bundesländern auszubauen.

Konkret soll die Obergrenze für stille Beteiligungen von einer Million auf 2,5 Millionen Euro steigen. Das Geld dürfen die Firmen flexibel, auch für Betriebsmittelfinanzierung, einsetzen.

Die Rückgarantien für die Beteiligungsgesellschaften gegenüber den Bürgschaftsbanken werden erhöht. Und die Kombination mit anderen Hilfsprogrammen, vor allem mit dem KfW-Schnellkredit, wird ausdrücklich erlaubt.

Mehr: Finanzengpässe oder doch Zombiefirmen?

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