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Verena Hubertz, Michael König, Joe Chialo Diese Unternehmer kandidieren für den Bundestag

Junge Unternehmer und Unternehmerinnen sind im Bundestag selten. Eine Start-up-Chefin, ein Physiotherapeut und ein Musikmanager wollen das ändern.
23.09.2021 - 08:00 Uhr 1 Kommentar
Joe Chialo, Verena Hubertz und Michael König (v.l.)

Der Anteil junger Unternehmerinnen und Unternehmer im Bundestag ist klein. Gerade 90 von 709 Abgeordneten sind selbstständig, 133 in Unternehmen angestellt. Die meisten Abgeordneten arbeiten im öffentlichen Dienst, 171 sind Beamte, davon 68 Lehrer und Wissenschaftler. Das Zitat des einstigen FDP-Politikers Otto Graf Lambsdorff hat Bestand: „Der Bundestag ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer.“

Der Präsident des Verbands der Familienunternehmer Reinhold von Eben-Worlée fordert: „Im Bundestag sollte die Breite der Bevölkerung abgebildet sein, und dazu gehören eben auch Unternehmer, die eine wichtige Perspektive einbringen.“ Viele Gesetze beträfen die Wirtschaft, es sei deshalb folgerichtig, diese auch zu involvieren.

Drei Jungunternehmer wollen involviert werden: Musikmanager Joe Chialo, CDU, Start-up-Gründerin Verena Hubertz, SPD, und Physiotherapeut Michael König, FDP, kandidieren für den 20. Deutschen Bundestag – und wollen junge Menschen zum Gründen motivieren. Wir stellen sie vor.

Verena Hubertz

„Zwei Herzen schlugen in meiner Brust: Das Unternehmerische und der Wille, Politik zu machen.“ Foto: Annika Krüger
SPD-Kandidatin Verena Hubertz

„Zwei Herzen schlugen in meiner Brust: Das Unternehmerische und der Wille, Politik zu machen.“
Foto: Annika Krüger

Ausgerechnet für die SPD will die Jungunternehmerin Verena Hubertz in den Bundestag einziehen. Dabei kam die einstige Arbeiterpartei in Umfragen unter Start-up-Gründern in den vergangenen Jahren nie über zehn Prozent. Warum sich Hubertz dennoch für die SPD entschied, fasst sie in wenigen Sätzen zusammen: Als Steinmeier 2010 Kanzlerkandidat wurde, arbeitete die heute 33-Jährige bei Burger King. „6,13 Euro habe ich pro Stunde verdient. Einen Mindestlohn einzuführen wäre gut, dachte ich.“

Als Steinmeier gegen Angela Merkel verlor, wurde Hubertz SPD-Parteimitglied – „aus Frust, dass wir nichts hinbekommen“. Heute will sie die Partei für junge Menschen attraktiv machen. Mit Scholz habe die SPD einen Kanzlerkandidaten, „dem die Menschen in Krisensituationen vertrauen können“ und der „Kompetenz und Weitblick“ ausstrahle. Sie glaubt, die SPD profitiere von der Amtsniederlage Merkels. „Die bürgerliche, soziale Mitte, welche sich unter Merkel gut vertreten gefühlt hat, schwankt zur SPD“, sagt sie.

Apple-Chef Tim Cook zu Besuch

2017 unterstützte sie Martin Schulz im Wahlkampf. Auch nach dem Bundestagswahlkampf habe sie weitergekämpft. „Diese 28-Jährige will die SPD revolutionieren“, titelten deutsche Medienhäuser damals. Jetzt kandidiert sie für den Wahlkreis Trier und Trier-Saarburg für den Bundestag. Die Geschäftsführung ihres Start-ups „Kitchen Stories“ hat sie für den Wahlkampf Anfang Januar niedergelegt. „Zwei Herzen schlugen in meiner Brust: Das Unternehmerische und der Wille, Politik zu machen.“ Hubertz entschied sich, ihrem politischen Herzen zu folgen.

Dabei hat sie mit „Kitchen Stories“ Erfolg. 21 Millionen Kunden haben die App heruntergeladen. Apple-Chef Tim Cook besuchte die Gründerin vor drei Jahren, Bosch hält zwei Drittel der Unternehmensanteile. Das Unterneh‧mertum will Hubertz fördern. „Wir haben mit den Tüftlern und Ingenieuren viel Potenzial, vorn mitzuspielen.“ Deutschland müsse in die Zukunft investieren, „damit die neuen Siemens und VWs der Tech-Branche hierzulande entstehen“.

Michael König

„Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft, ich weiß, was es heißt, viel zu arbeiten.“ Foto: Stephanie Trenz
FDP-Kandidat Michael König

„Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft, ich weiß, was es heißt, viel zu arbeiten.“
Foto: Stephanie Trenz

Sein Lebenslauf könnte einem Lehrbuch entstammen. Der Sohn polnischer Einwanderer hat sich hochgearbeitet: von der Hauptschule zum Unternehmer zum Politiker, der jungen Menschen helfen will, sich selbst zu verwirklichen. „Um meine Träume zu erfüllen, muss ich viel arbeiten“, sagt er. „Halbe Sachen mache ich nicht.“ Das Motto bestimmt sein privates und berufliches Leben.

In seiner Jungend wollte der 28-Jährige Profisportler werden. Schule war damals nicht so wichtig, Volleyball, das war sein Ding. Wegen einer Hüftverletzung musste er aufhören. Mit 14 suchte er nach beruflichen Alternativen. „Wenn ich etwas werden will, muss ich mich mehr auf die Schule konzentrieren“, habe er sich damals gesagt. Er machte die mittlere Reife und eine Ausbildung zum Physiotherapeuten, wie sein Bruder und sein Vater. Nach dem Abschluss arbeitete er in der Praxis des Vaters – zehn Stunden an sieben Tagen in der Woche.

Viel zu arbeiten, das habe er von seinen Eltern gelernt, die als polnische Einwanderer nach Deutschland kamen. 2016 eröffnete König eine eigene Physiotherapie-Praxis, mit acht Mitarbeitern und drei Chefs – Vater, Bruder und König selbst. Fünf Jahre später sind es 70 Mitarbeiter, darunter Orthopäden, Fitnesstrainer und Ernährungsberater. Im nächsten Jahr will König eine ambulante Reha gründen.

„Ich kenne keinen einzigen Unternehmer, der kandidiert.“

Derzeit ist er Gemeinderatsmitglied in Horb am Neckar und Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Freudenstadt. Ein Bundestagsmandat wäre ein Karrieresprung. Sein Parteikollege Michael Teurer habe ihn motiviert zu kandidieren. König musste nicht lange überlegen. „Ich komme aus der Mitte der Gesellschaft, ich weiß, was es heißt, viel zu arbeiten.“ Ist die FDP da die richtige Partei? „Ich will Menschen helfen, sich selbst zu verwirklichen“, sagt er und begründet damit die Entscheidung, 2017 in die FDP eingetreten zu sein.

Die Partei fördere Aufstiegschancen, „egal, wo man herkommt“. In seine Formulierungen mischen sich immer wieder Wahlkampfparolen: „Arbeit muss sich lohnen“ und „eigenverantwortliches Denken schafft Innovation“.

Als Unternehmer sei er besonders für die Politik geeignet. Er habe gelernt, Lösungen zu finden, statt über Probleme zu sprechen. „Ich kenne keinen einzigen Unternehmer, der kandidiert“, sagt er.

Joe Chialo

„Ich möchte Themen abbilden, die im Bundestag nicht stattfinden, der Gesellschaft aber viel bedeuten.“ Foto: Chris Heidrich
Joe Chialo

„Ich möchte Themen abbilden, die im Bundestag nicht stattfinden, der Gesellschaft aber viel bedeuten.“
Foto: Chris Heidrich

Eine Woche vor der Bundestagswahl sitzt Joe Chialo im Berliner Traditionsrestaurant Borchert, nur wenige Meter vom Bahnhof Friedrichstraße entfernt. Spätestens seit Armin Laschet ihn in sein Zukunftsteam berufen hat, ist er bei Veranstaltungen gefragt. Gerade hat er beim Gipfel der jungen Unternehmer gesprochen, gleich steht ein Gespräch mit dem Konrad-Adenauer-Haus und eine Wahlkampfveranstaltung in seinem Wahlkreis Spandau bevor. Zum Essen sei er heute noch nicht gekommen, sagt er.

Den Saalchef begrüßt Chialo mit Vornamen, auch die Kellner scheinen ihn schon mal gesehen zu haben. Es gelinge ihm schnell, eine persönliche Ebene zu Menschen aufzubauen, erklärt er. Überhaupt sei er kein Freund von Förmlichkeiten. „Unter Künstlern duzt man sich. Das ‚Sie‘ funktioniert im Studio nicht.“

Politik für Kulturschaffende

Chialo ist Sohn einer Diplomatenfamilie aus Tansania. Er wurde in Bonn geboren, ging dort zur Schule, zog für das Geschichtsstudium nach Nürnberg. Irgendwann heuerte er beim Musikkonzern Universal an. Seine Leidenschaft zur Musik entwickelte er als Sänger der Band „Blue Manner Haze“. Mit Universal reiste er um die Welt: In München, Hamburg, Amsterdam, London und New York hat er innerhalb weniger Jahre zeitweise gewohnt.

Vor elf Jahren gründete Chialo sein eigenes Unternehmen, das Musiklabel „Airforce 1 Music Group“. Künstler wie Santiano und die Kelly Family stehen bei ihm unter Vertrag. In der Nacht vor der Veröffentlichung seiner ersten Hits habe er nicht geschlafen. „Ich musste die Kohle heranschaffen, das war verdammt viel Arbeit“, berichtet er beim Gipfel der Jungen Unternehmer in Berlin. Schließlich war er ohne fremde Mittel gestartet. Heute beschäftigt er zehn Mitarbeiter und bildet ein Joint Venture mit Universal.

Gelingt ihm der Einzug in den Bundestag, will er unter anderem die Interessen selbstständiger Musiker und anderer Kulturschaffenden vertreten. „Ich möchte Themen abbilden, die im Bundestag nicht stattfinden, der Gesellschaft aber viel bedeuten“, sagt er. Das habe die Coronakrise gezeigt. Sein Unternehmen sei durch das Joint Venture mit Universal gut durch die Krise gekommen, doch einige Freunde mussten kämpfen. Für den Bundestag kandidiere er auch wegen seiner dreijährigen Tochter. „Es mag idealistisch klingen. Aber bei all den Krisen will ich die Welt etwas besser machen.“

Mehr: Mit diesem Team will Laschet die Wahl doch noch gewinnen

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1 Kommentar zu "Verena Hubertz, Michael König, Joe Chialo: Diese Unternehmer kandidieren für den Bundestag"

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  • Ein Unternehmer hat schlicht keine Zeit um ein Bundestagsmandat wahrzunehmen. Ein

    "Teilzeitunternehmer" ist kein Unternehmer.

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