HB BONN/BERLIN. Die fünf internationalen Fachleute besuchten im September für eine weltweite Lehrerstudie auch Schulen in Deutschland und sprachen mit Vertretern von Ministerien und Erziehungswissenschaftlern. Mit seinen Schulen sei Deutschland „auf dem Weg in eine alte Zeit“, zitiert die „Zeit“ aus dem Protokoll des schwedischen Erziehungswissenschaftlers Mats Ekholm. Lehrer wie Schüler hingen an Marionettenfäden. Weder Lehrer noch Schulen müssten darüber Rechenschaft ablegen, was sie leisten oder ob sie ihr Ziel erreichen.
Zwar gebe es in Deutschland auch „hoch engagierte Kollegien“ in der Lehrerschaft. Aber selbst sie lähme ein „unflexibles System von Verwaltung und Besoldung“. In kaum einem anderen Staat sei auch der Beamtenstatus der Lehrer so ausgeprägt wie in Deutschland.
Scharfe Kritik wird auch an der Lehrerausbildung geübt. Sie werde „von Institutionen betrieben, die nicht miteinander kooperieren“. Vermisst wird pädagogische Qualifikation, die auch die Kindergärten zum Teil des Bildungssystems macht. Reformen seien den Bundesländern „im Alleingang überlassen“. Vermisst wird jegliche Abstimmung zwischen Erstausbildung und Weiterbildung. „Geballte Ladung in der ersten und zweiten Phase (der Lehrausbildung) und dann nichts mehr bis zur Pensionierung“, heißt es in dem Reiseprotokoll.
Die Experten erstellen derzeit im Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen weltweiten Lehrervergleich. Das Angebot der OECD, auch das gesamte bundesdeutsche Schulsystem von einer internationalen Expertengruppe auf den Prüfstand stellen zu lassen, hatten die Kultusminister der 16 Bundesländer Anfang des Jahres verworfen. Bei dem weltweiten Schultest PISA hatten die deutschen Schulen vor zwei Jahren miserable Noten erhalten.
Unterdessen scheiterte am Mittwoch in Bonn die Absicht von Kultusminister-Präsidentin Karin Wolff (Hessen/CDU), mit allen Lehrer- und Elternorganisationen eine gemeinsame Erklärung zur „Erziehungsverantwortung in Schule und Elternhaus“ zu unterzeichnen. Der Bundeselternrat (BER) als Vertretung von mehr als zwölf Mill. Eltern sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnten die Unterzeichnung ab. Von den Formulierungen der Erklärung gehe „keine Signalwirkung für einen Dialog an den Schulen auf Augenhöhe aus“. Die Rolle der Eltern werde zu sehr „von oben herab“ dargestellt, sagte BER-Vorsitzende Renate Hendricks der dpa.
Unterzeichnet wurde dagegen das Papier vom Verband Bildung und Erziehung, vom Philologenverband sowie von katholischen und konservativen Elterngruppen.