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Wählergunst Umfrage: Grüne überholen Union – SPD, Linke und AfD verlieren an Zustimmung

Die Grünen verzeichnen ihren höchsten Umfragewert in der Geschichte des „Sonntagstrends“. Bei einer Kanzler-Direktwahl hätte Annalena Baerbock gute Chancen.
25.04.2021 Update: 25.04.2021 - 13:58 Uhr 9 Kommentare
Nach der Nominierung von Annalena Baerbock Anfang der Woche verzeichnen die Grünen einen Mitgliederboom. Quelle: dpa
Kanzlerkandidatin der Grünen

Nach der Nominierung von Annalena Baerbock Anfang der Woche verzeichnen die Grünen einen Mitgliederboom.

(Foto: dpa)

Berlin Die Grünen haben einer Umfrage zufolge die Union in der Wählergunst überholt. Im „Sonntagstrend“ des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der „Bild am Sonntag“ legen die Grünen um sechs Prozentpunkte zu und kommen auf 28 Prozent. Das ist der Zeitung zufolge der höchste Grünen-Wert in der Geschichte des „Sonntagstrends“. Die Union verliert zwei Punkte und liegt nun bei 27 Prozent.

Auch die SPD büßt zwei Punkte ein und rutscht ab auf 13 Prozent – dem schlechtesten Wert seit August 2019. Linkspartei (7 Prozent) und AfD (10 Prozent) verlieren jeweils einen Punkt, die FDP bleibt bei 9 Prozent.

Kantar hat 1225 Menschen im Zeitraum vom 15. bis zum 21. April befragt. Am vergangenen Montag hatte der Grünen-Bundesvorstand Parteichefin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert. In der Union hat sich CDU-Chef Armin Laschet nach einem Machtkampf gegen den CSU-Vorsitzenden Markus Söder als Kanzlerkandidat durchgesetzt. Finanzminister Olaf Scholz steht schon länger als Kanzlerkandidat der SPD fest.

Es ist bereits die zweite Umfrage, in der die Grünen die Union hinter sich lassen. Bereits am Dienstag hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa Ergebnisse veröffentlicht, die einem Debakel für die Union gleichkamen: CDU und CSU hatten dort satte sieben Prozentpunkte an Zustimmung verloren und notieren nur noch bei 21 Prozent. Weil die Grünen zugleich fünf Punkte auf 28 Prozent hinzugewannen, waren sie dort sogar deutlich an den Unionsparteien auf Platz eins vorbeigezogen. Die SPD sah die Umfrage ebenfalls bei nur noch 13 Prozent.

Nach der Nominierung von Baerbock als Kanzlerkandidatin Anfang der Woche verzeichnen die Grünen einen Mitgliederboom. Von Montag bis Freitag stellten nach Grünen-Angaben 2159 Menschen Beitrittsanträge. „Die Eintrittswelle in den letzten Tagen ist ein absoluter Rekord in der Parteigeschichte“, sagte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner der Deutschen Presse-Agentur. „Es läuft rund bei uns und das macht mir gute Laune.“

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Die Woche mit dem stärksten Interesse an einer Mitgliedschaft war laut Grünen bislang die nach der Europawahl im Mai 2019 mit 1598 Anträgen. Im Durchschnitt schwankt die Zahl der Anträge für eine Parteimitgliedschaft demnach pro Woche zwischen 150 und 300.

SPD-Kanzlerkandidat Scholz spricht Mitkonkurrenten Eignung ab

Im vergangenen Jahr hatten die Grünen mehr als 10.000 Neumitglieder hinzugewonnen. Zum Jahreswechsel hatten sie mehr als 107.300 Mitglieder. „Ich begrüße alle neuen Mitglieder herzlich“, sagte Kellner. „Jetzt ist die richtige Zeit für einen neuen Aufbruch in diesem Land, für Klimaschutz, die Reduzierung von Ungleichheit und ein gemeinsames Europa einzutreten.“

Die Eintrittswelle zeige, dass sich viele Menschen nach Veränderung sehnten. „Ich freue mich sehr darauf mit so vielen Grünen wie noch nie in den Wahlkampf mit einer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zu starten.“

Bei einer Kanzler-Direktwahl hätte Baerbock gute Karten, wie eine weitere Umfrage ergab. Laut einer Insa-Befragung für die „Bild am Sonntag“ würden 30 Prozent Baerbock direkt wählen, Scholz käme auf 20 Prozent und Laschet auf 18 Prozent.

Der Berliner Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer glaubt nicht, dass der Höhenflug der Grünen von Dauer ist. „Der plötzliche, drastische Anstieg der Umfragewerte ist größtenteils durch den ungeheuren Medienhype zu erklären, der auf die Nominierung von Baerbock gefolgt ist“, sagte Niedermayer dem Handelsblatt. Zusätzlich spiele der offene Machtkampf in der Union eine Rolle.

Es werde aber für die Grünen schwer werden, diese Werte bis zur Bundestagswahl zu halten, sagte Niedermayer weiter. Denn jetzt beginne die Phase, „wo sie ihre inhaltliche Unbestimmtheit, die ihnen bisher Umfrage-Anhänger mit unterschiedlichen politischen Überzeugungen beschert hat, aufgeben und in ihren Forderungen konkret werden müssen“, erläuterte der Politik-Professor. „Dies kann dazu führen, dass ein Teil der jetzigen Anhängerschaft wieder abspringt.“

Scholz bezeichnete in der „Bild am Sonntag“ das Rennen als „völlig offen“ und sprach seinen Mitkonkurrenten die Eignung für das Kanzleramt ab. „Deutschland ist eines der größten und erfolgreichsten Industrieländer der Welt. Es sollte von jemandem geführt werden, der Erfahrung im Regieren hat, der nicht nur regieren will, sondern das auch wirklich kann“, sagte der Vizekanzler. „Ich bin der Kanzlerkandidat, der über die notwendige Erfahrung und Kenntnisse für diese Aufgabe verfügt. Das unterscheidet mich von meinen Wettbewerbern“, fügte Scholz hinzu.

Er rief zugleich Laschet auf, er solle „klar sagen, ob er sich traut, ohne sicheren Rückfahrschein in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Es geht um das wichtigste Amt im Land. Lauwarm geht da nicht.“

Mehr: Annalena Baerbock wird Grünen-Kanzlerkandidatin – Wofür die Frau steht, die Merkel beerben will

  • dpa
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9 Kommentare zu "Wählergunst: Umfrage: Grüne überholen Union – SPD, Linke und AfD verlieren an Zustimmung"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Endlich einmal eine liebenswerte Persönlichkeit, die ohne viel Selbstdarstellung verständliche Dinge vorschlägt.
    Sehr sympathisch!!

  • SPD-Kanzlerkandidat Scholz spricht Mitkonkurrenten Eignung ab - nur er weiß wie das Spiel geht: CumEx, Greensill, Wirecard,...

  • Gott sei Dank leben wir in einer repräsentativen Demokratie, in der wichtige Entscheidungen von der Regierung vorgeschlagen und von Parlament und Bundesrat bestätigt werden. Und ebenfalls Gott sei Dank funktionieren diese Mechanismen auch in Pateigremien und Deligiertenkongressen und nicht in der Presse und auf Facebook und sonstigen hektischen Plattformen. Mein Favorit wäre Merz gewesen aber Laschet hat ebenfalls das Zeug, nächster Kanzler zu werden. Die Grünen sollten sich mit Bärbock als Vize in der nächsten Legislatur profilieren. Das Zeichnen von Heileweltszenarien reicht nicht.

  • Die Grünen würde ich, Deutschland gönnen, dann werden wir, zu Flüchtlingen.

  • Ich denke: es gibt noch viele Wähler, die mit Herrn Söder absolut nichts anfangen können und wollen - er sieht sich als legitimer Erbe von F.J.Strauss. Allerdings vergessen heute viele die diversen Skandale von Strauss - Starfighter, HKS30, Spiegel-Affäre usw.

  • Es soll mir niemand von den Grünen-Wählern hinterher die Ohren vollheulen, wenn wir noch ein paar Kugeln Eis mehr investieren und dennoch Strom aus dem Ausland beziehen müssen, Religionen und Ideologien unseren Alltag stärker bestimmen und Deutschland immer unbedeutender in der Welt wird, weil wir unser Bildungssystem immer weiter verdummen.

  • Verena Pooth hätte man auch ins Rennen schicken können.

  • Die Wahl Laschet als Kanzlerkandidat, zeigt, das die CDU den Wählerwillen ignoriert - das mögen die Wähler nciht.

  • "Es werde aber für die Grünen schwer werden, diese Werte bis zur Bundestagswahl zu halten, sagte Niedermayer weiter."
    Der Herr hat aber noch nicht verstanden, dass das einzig Konstante der Wandel ist. Wer sich drauf versteift, einen Status zu halten, wird vieles erreichen, aber das nicht. Die Grünen wollen das auch gar nicht. Die träumen von der absoluten Mehrheit. Sagen sie bloß nicht so laut.
    So wie es im Moment läuft, kann das in die Richtung gehen.
    Wenn im September aber wieder der Ballermann brummt und die Flieger auf die Malediven düsen, kann das auch wieder ganz anders aussehen! GANZ!
    Entscheidend wird sein, wann und wie der Geldsack zugebunden wird.
    In 5 Monaten sind wir schlauer…

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