Wahlkampftour Armin Laschet trifft Tesla-Chef – „Viel über Beschleunigung geredet“

Der CDU-Chef sieht Teslas Investition als Leuchtturmprojekt.
Grünheide Hat Elon Musk einen Tipp für Armin Laschet, der bisher im Wahlkampf so antriebslos und ohne Energie wirkt? Der Chef des amerikanischen Elektroautobauers Tesla muss über die Frage laut lachen.
Er hat den Kanzlerkandidaten der Union gerade durch sein Werk im brandenburgischen Grünheide geführt, mit ihm über Planungs- und Genehmigungsverfahren geredet und steht nun mit dem CDU-Vorsitzenden vor dem künftigen Haupteingang von Teslas Europaproduktion. „Er scheint ein großartiger Kerl zu sein“, sagt Musk.
Kurze Zeit später muss der Tesla-Gründer über eine Frage von Laschet selbst lachen: „What is the future of cars, hydrogen or electric?“, fasst der CDU-Vorsitzende eine Diskussion mit Journalisten zusammen: „That's only electric. Hydrogen is a waste of time, honestly.“ Laschet fährt fort: Es gebe einen wissenschaftlichen Streit, was das Beste sei, gerade mit Blick auf schwer Nutzfahrzeuge. In sozialen Medien wird Laschet verkürzt wiedergegeben und so dem Spott ausgesetzt. Es ist Wahlkampf.
Der Unions-Kanzlerkandidat ist der erste Politiker den Musk ganz offiziell auf seiner Baustelle empfangen hat, jenen mystischen Ort, an dem ab dem kommenden Jahr eine halbe Million E-Autos vom Band laufen sollen. Auch will Musk vor den Toren Berlins Batterien bauen. Für gewöhnlich scheut Musk die Öffentlichkeit in Grünheide.
Noch aber gilt das Gelände als Hochsicherheitstrakt. Journalisten dürfen sich nur auf bestimmten Wegen und in eigens auf Böden gemalten roten Kreisen bewegen. Die Spielregeln an diesem Tag stellt Tesla auf: Helm, Sicherheitsschuhe und -weste musste jeder mitbringen. „Wir sind hier nur geduldet“, hieß es entschuldigend bei der CDU.
Die Partei nimmt solche Unannehmlichkeiten in Kauf. Für Laschet ist der Termin zu wichtig. Hier entsteht das Bild von ihm mit Musk, zu zweit. Ein gemeinsamer Auftritt mit einem der Innovatoren der Welt, der vor allem das nötige Kapital hat, um seine Ideen umzusetzen, sei es nun das E-Mobil, um die deutsche Automobilindustrie zu treiben, oder gleich selbst ins Weltall zu fliegen und der Nasa mit modernen Raketen auszuhelfen.
Laschet kann bei seinem Besuch auf der Baustelle noch einmal darauf hinweisen, dass seine Landesregierung ein Maßnahmenpaket vorgelegt hat, um an 46 Punkten die Planungs- und Genehmigungsverfahren zu verbessern, damit auch andere Investoren als Tesla nach Deutschland kommen und schnell in die Produktion von Zukunftstechnologien investieren. „Wir müssen andere Investoren anspornen, wie Tesla zu sein“, sagt der CDU-Politiker, während Musk neben ihm steht.
Der rheinische Kapitalist sucht den Glanz des US-Pioniers
Eine zentrale Botschaft von Laschet im Wahlkampf ist das „Modernisierungsjahrzehnt“, das er einläuten will. Das gilt zuvorderst für die Verwaltung und Verfahren. Der CDU-Vorsitzende sprach sich an der Seite von Musk für eine Veränderung der Verbandsklagerechte aus. „Es ist nicht akzeptabel, dass jemand, der nicht als Anwohner hier betroffen ist, sondern an der Nordsee oder den bayerischen Alpen lebt, eine Klage einreichen kann, um solche Projekte zu stoppen.“
Tesla-Chef Elon Musk lacht über Armin Laschets Frage nach der Zukunft des Autos
Investoren wie Musk kommen Laschet, dem rheinischen Kapitalisten und Freund einer aktiven Industriepolitik, gelegen. Musk baut in Grünheide ein gigantisches Werk, zwei Geschosse hoch, ein riesiges Quadrat mit einer Nebenhalle für die Batteriefertigung. Und das, obwohl das laufende Planfeststellungsverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist. Er nutzt dafür eine Gesetzeslücke, wie Laschet an diesem Tag sagt. „Wenn ein Gericht anders entscheidet, müsste alles wieder abgebaut werden“, sagt er.
Es gibt Einwendungen gegen das Projekt, vor allem weil der Wasserhaushalt in der Region stark durch die Produktion belastet wird. Musk sieht da keine Probleme. Hier sei es ja nicht so wie in der Wüste von Nevada und zeigt richtige Kiefernwälder rund um das Gelände, das bis vor einem Jahr auch ein solcher Nutzwald war. „Hier gibt es Wasser genug.“ Bis Oktober rechnet der Amerikaner mit dem endgültigen grünen Licht für den Bau.
Das Gelände, auf dem Musk E-Autos herstellen will, ist noch eine riesige Baustelle, auf der sich Sandberge türmen, Kräne über der Batteriehalle kreisen. Sandwege führen zur Lackiererei oder der Unit, in der die Motoren montiert werden, ebenso zu der in einem Zelt untergebrachten Kantine für die vielen osteuropäischen Arbeiter oder der Gießerei.
Laschet lässt sich im Elektro-Audi vorfahren
Dort lässt sich Musk – nach einem zügigen Gang mit einigen Mitarbeitern über das Gelände, bei dem er wild gestikulierend Dinge erklärte – in seinem marineblauen Model 3 vorfahren, allerdings langsam auf der Staubpiste hinter einem Staplerwagen. Dieser transportiert vorsichtig ein unlackiertes Testchassis für ein Model S.
Kurz darauf kann Musk, in schwarzem Dress und Halstuch, den Kanzlerkandidaten empfangen. Laschet ist mit seinem E-Audi und weiteren Verbrenner-Audis angereist, hat sein Sakko im Auto gelassen und trägt sein weißes Hemd offen.

„Wir haben viel über Beschleunigen geredet“, sagte Laschet.
Die Halle ist noch ein großer Rohbau, in dem nicht einmal der Boden ganz fertig gegossen ist. Indes lärmen schon Generatoren, sodass kaum etwas zu verstehen ist. Ohnehin müssen die Journalisten zunächst in sicherer Entfernung warten, bis die beiden sich kurz für Fotos und ein paar Fragen der Öffentlichkeit stellen.
Danach starten sie ihren Rundgang, der am künftigen Haupteingang endet. Der ist noch eine riesige beigegraue Wand mit einem großen Loch. Die Bauarbeiter werden sich ranhalten müssen, wenn es im kommenden Jahr losgehen soll.
Ob Musk auch Baerbock und Scholz treffen wird, ist nicht bekannt
Laschet ist bei Tesla, um zu schauen, wie er helfen kann. So sagte er es vor seinem Besuch. Für ihn ist Tesla so etwas wie ein Leuchtturmprojekt. Zuvor war gar nicht sicher, ob er Musk treffen würde. Erst am Donnerstagabend erhielt Laschet nach eigenem Bekunden eine SMS von Musk, in der er den Termin bestätigte.
Musk war ohnehin nach seinem Familienurlaub in Italien im Land, um in seiner Europazentrale nach dem Rechten zu schauen. Und da es in Zukunft auch um politische Unterstützung gehen dürfte, kam ihm der Besuch gelegen. Von weiteren Besuchen, etwa von SPD-Kandidat Olaf Scholz oder Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock, ist nichts bekannt.
Insofern gibt Musk an diesem Tag dem Unionskandidaten die Energie, die andere bei ihm vermissen. „Wir haben viel über Beschleunigen geredet“, sagte Laschet und zeigte sich beeindruckt von Musk. Der rät, weniger über Probleme nachzudenken, sondern viel mehr über Inspirationen. „Diese Fabrik soll Inspiration sein für andere“, sagte Musk.
Laschet will diese Botschaft weitertragen. An diesem Tag weist er auch Kritik zurück, er sehe das Elektroauto nicht als die Antriebsform der Zukunft an, wie er im Handelsblatt im Mai gesagt hatte. „Technologieoffen“ wolle er bleiben und verweist auf die Potenziale von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen. „Was das Beste ist, werden uns die Tüftler und Erfinder zeigen.“ Musk ist sich indes sicher, die Zukunft sei „elektrisch“.
Mehr: Mit seinem Low-Profile-Wahlkampf setzt Laschet das Kanzleramt für die Union aufs Spiel
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Also erst mal die Überschrift: Das Musk den anderen einen netten Kerl oder was auch immer nennt: geschenkt. Leider habe ich seine originale Äußerung nicht gefunden.
Zuerst habe ich die Äußerungsrichtung entgegengesetzt interpretiert. So klar kommuniziert hier das HB.
Das Laschet also eine Art Öttinger² ist, verwundert nicht. Wenn der MP schon nicht für 50 Pfennig Englisch spricht, wozu sollen denn die Kinder in den Schulen des Landes so was lernen? Die sollen besser Rosenkränze beten und zu Karnevalsliedern schunkeln.
Scholz habe ich auch schon englisch radebrechen hören, von Alma habe ich da kein Bild. LSE könnte da einerseits Hoffnung machen, andererseits ist das der heilige Gral von Hayeks. In Sachen Gesellschaftstheorie hat sie da wohl kaum etwas Positives gelernt.
Wenn man den O-Ton Musk's bekommen könnte, könnte man das mal im urban dico nachschlagen von wegen scherzhafte Bemerkung.
Für mich klingt "großartiger Kerl" ziemlich nach Volltrottel.
Ich bin 26 Jahre alt - habe außer von der Union geführte Regierungen quasi nichts anderes kennengelernt.
Ich frage mich, mit welchem Argument diese beiden Parteien ein "Modernisierungsjahrzehnt" rechtfertigen wollen. Sie hatten mit verschiedenen Koalitionspartnern 16 Jahre lang Zeit für Modernisierungen.
Eine Bestandsaufnahme fördert hier wenig Vorzeigbares zutage.
Klar, Kanzlerin Merkel hat sich wenig bis gar keine Skandale geleistet und mit ruhiger Hand und besonnen geführt.
Auf der anderen Seite war sie mehr Verwalterin als aktive Gestalterin.
Armin Laschet erweckt bis jetzt überhaupt nicht den Eindruck, dass er daran etwas ändern wird. Für mich liest es sich hier so, als wolle er den Glanz von Elon Musk reflektieren und ein klein wenig schimmern (oder versucht zu leuchten).
Derweil gibt es genug Baustellen, die bearbeitet werden müssen.
Das Internet zu Hause ist ist langsam, Mobilfunk ist nur wenn man Glück hat langsam und oft genug gar nicht verfügbar, Behördengänge sind immer noch nur vor Ort möglich, die Bildungsbedingungen sind verbesserungswürdig (wobei der Bund hier nur teilweise etwas dafür kann) und sowohl Schiene als auch Straße waren schon in besseren Zuständen (sieh Salzbachtalbrücke). Und das sind nur die Baustellen bei uns. Zusammen mit unseren europäischen Partnern müssen wir darüber hinaus die Energiewende und die weitere Integration der EU vorantreiben.
Als vergleichsweise Junger traue ich das einem Armin Laschet nicht zu. Fairererweise muss ich aber auch dazusagen, dass ich es Annalena Baerbock oder Olaf Scholz auch nicht zutraue.
Persönlich würde ich mir viel eher einen Kanzler vergleichbar Emmanuel Macron wünschen. Der ist zwar auch nicht unfehlbar. Trifft aber deutlich mutigere und zukunftsweisendere Entscheidungen, wie zum Beispiel Gesetzgebung zu Startups oder noch viel wichtiger zur europäischen Integration. Viel zu oft bremsen unsere Verwalter die dann aber aus.