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Warum Schäuble kein Popstar ist „Bin ein alter, manchmal mürrisch aussehender Mensch“

Eine ARD-Dokumentation über den Bundesfinanzminister tappte zwar in die Varoufakis-Falle, gab aber doch Eindrücke davon, wie mühsam internationale Politik funktioniert – und wie Wolfgang Schäuble tatsächlich tickt.
25.08.2015 - 07:36 Uhr 18 Kommentare
Finanzminister Wolfgang Schäuble im Bundestag. Die ARD hat am Montag, den 24.8.2015 die Dokumentation „Schäuble – Macht und Ohnmacht“ gesendet. Quelle: Reuters
Finanzminister Wolfgang Schäuble

Finanzminister Wolfgang Schäuble im Bundestag. Die ARD hat am Montag, den 24.8.2015 die Dokumentation „Schäuble – Macht und Ohnmacht“ gesendet.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Die Dokumentation „Schäuble – Macht und Ohnmacht“ in der ARD, am Montagabend direkt vor den „Tagesthemen“ ausgestrahlt, endete offen und spannend. Wolfgang Schäuble erinnerte daran, dass er schon ganz am Anfang seiner Laufbahn den Ruf hatte, ein „unbequemer Streiter“ zu sein. „Aber angepasst war ich nie“, lauteten dann seine letzten Worte im Film.

Das bezog sich offenkundig auf das Fazit, das Filmautor Stephan Lamby zuvor gezogen hat: „Ein Muster im politischen Leben von Wolfgang Schäuble“ sei, „ein Diener, ein Staatsdiener“ zu sein, dessen Loyalität ausgenutzt werden könne. Man darf sich vom offenen Ende des Films angespornt fühlen, über einen Rücktritt des Bundesfinanzministers zu spekulieren, wenn er bei den nächsten Etappen der Griechenland-Krise gegen seine Überzeugungen agieren müsste.

Einstweilen ist weder Schäubles Laufbahn am Ende, noch das Projekt, an dem er arbeitete, während das Filmteam ihn begleitet hat: die endlosen Versuche, die Krise um Griechenland zu lösen.

Vor dem spannend-offenen Ende hatte sich Lamby mitunter verheddert in der schwierigen Erzählstruktur, die einerseits von Januar bis Juli 2015 chronologisch voran ging und andererseits zwischendurch Rückblenden einflocht. Sie galten natürlich der deutschen Wiedervereinigung, während der Schäuble Innenminister war, und seinem Verhältnis zu Helmut Kohl und Angela Merkel. Das Attentat 1990, seit dem der CDU-Politiker im Rollstuhl sitzt, schilderten seine Tochter Christine Strobl (derzeit Chefin der ARD-Filmfirma Degeto), „Stern“-Reporter Hans Peter Schütz sowie Schäuble selbst nahegehend.

Auf der Gegenwartsebene sagte Schäuble einmal in Lambys Kamera: „Ich bin für die Medien nicht so attraktiv, ich bin ein alter, etwas müder und manchmal mürrisch aussehender Mensch und kann nicht mit so einem Popstar konkurrieren“. Das galt Yanis Varoufakis, seinem griechischen Amtskollegen und Gegenspieler in der ersten Jahreshälfte 2015.

Dennoch ging auch Lamby in die Varoufakis-Falle. Der mediengewandte Grieche feilte auch vor seiner Kamera mit Sätzen à la „Ich war intellektuell erzürnt, emotional war es okay“ an seinem Image und erzählte gern und viel von Schäuble – zum Beispiel, wie er ihm sofort anbot, ihn Wolfgang statt Dr. Schäuble zu nennen.

Später redete der Ex-Minister doch lieber von „Dr. Schäuble“, der „die Eurogruppe als seine Schöpfung ansieht“, vielleicht wegen der Assoziation zu „Dr. Frankenstein“, von dem Varoufakis ebenfalls sprach. Schäuble wollte, auf eine dieser Äußerungen angesprochen, die Unterredung mit Varoufakis „nicht über die Medien fortsetzen“. Filmautor Lamby aber wollte es und montierte weiter gerne Aussagen der beiden gegeneinander. Das verdeutlichte immerhin den eigentlich bekannten Unterschied zwischen den beiden.

„Blöd verhalten“, wenn auch nicht „unehrenhaft“
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18 Kommentare zu "Warum Schäuble kein Popstar ist: „Bin ein alter, manchmal mürrisch aussehender Mensch“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Sind Sie wirklich der Meinung das im Berliner Bundestag „unsere“ Entscheidungsträger sitzen? "

    Ja, so schlimm ist es leider. Natürlich bekommen die Anweisungen vom Großen Bruder und sind glücklich und zufrieden, wenn sie ihren hohlen Kopf unter den schmutzigen Schuh von Juncker stecken dürfen aber das sind dennoch die Entscheider.

    p.s. es wäre besser für uns und ich wünschte, Sie würden richtig liegen, denn keine Macht hat ein derartiges Interesse daran, ihren Vasallenstaat so zu verheizen, wie es die Bundesregierung praktiziert.

  • Schäuble? Ist das nicht der, der erst die ganze Zeit Griechenland unter Druck gesetzt hat um dann aufgrund von denselben lächerlichen Versprechungen, die er zuvor kritisiert hat, die Bundestagsabgeordneten überzeugen musste, dennoch mit "ja" zu stimmen?

    Diejenigen, die die ganze Zeit über eine "Good Cop Bad Cop"-Nummer vermutet haben lagen vollkommen richtig, der Mann hat uns nach Strich und Faden verarscht und typisch für die heutigen Deutschen, denen das Denken fremd geworden ist, er ist dennoch so beliebt wie nie zuvor.

    Das ist fast schon ein wenig gruselig, die heutigen Deutschen sind mehrheitlich noch viel leichter zu lenken und zu manipulieren als die in den 30ern, wie die Schafe, völlig frei von jeglichem eigenen Willen.

    Es grenzt allerdings an Sadismus von der Regierung, dass so umfassend auszunutzen und die Schafe kalt lächelnd zu verbrennen. Ist aber zumindest denkbar, dass die Politiker auch schon so blind und blöde sind, dass sie das gar nicht mehr mitbekommen.


  • @Herr Bernd Wiesner
    Auch die große Zahl der Nichtwähler, sollten darüber nachdenken, sich zukünftig wieder an Wahlen zu beteiligen … Jede Stimme zählt, also informiert euch und geht endlich wieder wählen.

    Sind Sie wirklich der Meinung das im Berliner Bundestag „unsere“ Entscheidungsträger sitzen? Im deutschen Bundestag sitzen bestenfalls gut bezahlte Politikdarsteller die für die Bühnenshow zuständig sind, Applaus und grölendes Gelächter können sie gerne bekommen, aber nicht meine Stimme.


  • Herr Schäuble ist tatsächlich ein alter und sehr garstiger Mann.

    Fairerweise muss man sagen, dass die wesentlichen Geburtshelfer dieser EURO-Urkatastrophe die Herren Kohl / CDU und Waigel / CSU waren.
    Damals hatte der Schäuble bestenfalls eine Kofferträger-Funktion. Mit Koffern aller Art kennt sich Hr. Schäuble ja gut aus.

    Nichtsdestrotrotz ist Hr. Schäuble mit Abstand der gefährlichste Mann in der derzeitigen Regierung. In seinen - erstaunlicherweise gegenüber der NY Times offengelegten - Träumen schwebt diesenm Herren immer noch die große politische Katastrophe vor, die dann die Voraussetzungen für einen monströsen, zentralistischen und anti-demokratischen EU-Zentralstaat nach Schäubles Vorstellungen schaffen würde.

  • >> „Bin ein alter, manchmal mürrisch aussehender Mensch“ >>

    der auch im hohen Alter seinen Rachen immer noch nicht voll hat, deshalb ist er auch gerne Gouverneur des ESM, den er jetzt "als verbotene Staatsfinanzierung" den Griechen vor die Füsse geworfen hat.

    Das was Kohl, Schröder, Merkel durch Politdilettantismus im Zusammenhang mit der EUtopia angerichtet haben, dass hat dieser Greis bei weitem mit dem Verschleudern des Volksvermögens getan.

    Keiner hat mehr Schulden angehäuft, als dieser Analphabet im Finanzwesen.

  • Wer hat die Kraft und den Mut zu einem Grexit, notfalls zu einem Dexit? Keiner da?

  • Lieber Herr C. Falk
    „Ohne diesen Druck wäre eine echte Verhandlungsbereitschaft nicht gegeben gewesen.“
    ---
    Welche Verhandlungsbereitschaft?
    Die hätte es erst gegeben, wenn nach dem griechischen Referendum und dem NEIN-Voting, Tsipras gegenüber der Eurogruppe hart geblieben wäre. Aber wie sie aus der Doku entnehmen können, hat sich der griechische Ministerpräsident entschieden, das auferlegte Austeritäts-Diktat zu akzeptieren, um sein Volk nicht weiter hinein in's komplette Chaos zu stürzen. Ich hätte gerne erlebt, was passiert wäre, wenn Tsipras nicht nachgegeben hätte. Ich bin sicher, es wäre trotzdem niemals zu einem Grexit gekommen, niemals. Nur wäre dann der „Schwarze Peter“ an die jeweiligen Finanzminister zurückgespielt worden, welche dann ihren Bürgern & Wählern einen sofortigen Schuldenschnitt hätten erklären müssen. Was dies politisch bedeutet hätte, ist wohl jedem hier klar, es wäre das politische Ende der handelnden Personen gewesen, inklusive Machtverlust und Groko-Ende. Nun verschiebt man die Entscheidungen in die Zukunft, missbraucht die EZB und kauft sich dadurch weiterhin Zeit, weil man ansonsten den sofortigen Machtverlust und eigene Karriereende gefürchtet. Nachfolgende Regierungen müssen sich dann mit der Problematik auseinandersetzen und mögliche unpopuläre Lösungen erarbeiten. Für mich ist das verlogene Politik auf Kosten der nachfolgenden Generation, warum wehren sich die Jungen eigentlich nicht dagegen, wenn hier gerade ihre Zukunft verspielt und verkauft wird. Auch die große Zahl der Nichtwähler, sollten darüber nachdenken, sich zukünftig wieder an Wahlen zu beteiligen, weil nur dann die Möglichkeit besteht, auf demokratisch legitinierten Weg etwas nachhaltig zu verändern. Die Reichen und Vermögenden wählen nämlich genau die Politik und Parteien, die ihre Pfründe auch zukünftig sichern und von unten nach oben umverteilen. Jede Stimme zählt, also informiert euch und geht endlich wieder wählen.

  • So isses.
    Der Grexit war nie eine wirkliche Option. Die ganze Grexit-Diskussion diente nur dazu zu zeigen, wie "schwer" man sich mit einem dritten Hilfspaket tat, um es später umso freudiger zu verabschieden. Opium fürs Volk, sonst nix.

    Durch die rechtswidrige Gewährung von ESM-Mittel an Griechenland sind wir dem EU-Superstaat wieder einen Schritt näher gekommen, denn mit welcher Begründung kann man künftig noch Bittsteller abweisen, wenn ein systemirrelevantes Land mit total zerrütteten Finanzen entgegen den ESM-Statuten Unterstützung gewährt wird??
    Aus dem No-Bail-Out-Gebot hat man so ein Bail-Out-Gebot gemacht, der Rest und die gestrige Doko-Soap ist Propaganda.

  • Ob Herr Schäuble den Grexitplan nur als taktisches Momentum gebrauchte oder ihn ernsthaft in Erwägung zog wird im Ungewissen bleiben. Athen musste dahin gebracht werden diesen Plan als reale Alternative aufzufassen. Ohne diesen Druck wäre eine echte Verhandlungsbereitschaft nicht gegeben gewesen.

    Unter taktischen Gesichtspunkten hat Schäuble alles richtig gemacht. Unter strategischen Gesichtspunkten muss er als Verlierer erscheinen, wenn seine Strategie tatsächlich einen Grexit vorsah, was ich nicht glaube, zumal Schäuble weiß, dass ein Schuldenschnitt, den er nicht akzeptiert, wohl unvermeidbar ist, auch weil seine "Freundin" Lagarde sich entsprechend exponiert hat.

    Die politische Gemengelage war und ist hochkomplex. Ob Herr Schäuble nur "schlau" oder darüber hinaus auch "klug" ist, dürfte noch nicht ausgemacht sein.

  • Das ganze Gedöns um Schäuble mit eigenem Personality-Film im Propagandafernsehen hat nur einen Zweck:

    Er soll den Verrat Schäubles an der in Deutschland lebenden Bevölkerung verdecken, indem Schäuble als großer Staatsmann und Kämpfer für Europa dargestellt wird.

    Nichts davon ist wahr! Denn zusammen mit Merkel hat noch kein Deutscher Staatsmann solch gigantischen Schaden für Deutschland angerichtet, wie er.

    Seine Verdienste aus früheren Zeiten hat er damit selbst pulverisiert. Schämen Sie sich, Schäuble!

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