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WEF Deutschland überrascht beim Vergleich der innovationsfreundlichsten Standorte

Im Standortranking des World Economic Forums landet Deutschland hinter den USA und Singapur auf Rang drei. Die Platzierung überrascht aus einem Grund.
17.10.2018 - 00:01 Uhr Kommentieren

Berlin

Deutschland gilt wirtschaftlich als Kraftprotz. Wenn es jedoch um den Einsatz von digitalen Technologien geht, halten viele Experten die deutsche Wirtschaft für einen Nachzügler. Zu Unrecht, wenn es nach dem neuen Wettbewerbsindex des World Economic Forums (WEF) geht.

Danach liegt Deutschland hinter den USA und Singapur weltweit auf Platz drei. Das ist deshalb beachtlich, weil die Ökonomen der Denkfabrik in Genf bei ihrer jährlichen Untersuchung diesmal besonderes Augenmerk auf die Anforderungen des digitalen Zeitalters gelegt haben.

Die digitale Revolution stellt Unternehmen und Wirtschaftspolitik vor völlig neue Herausforderungen. Niedrige Steuern, gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine moderne Infrastruktur und ein stabiles politisches Umfeld sind im Standortwettbewerb weiterhin wichtig, reichen im digitalen Zeitalter aber nicht mehr aus.

Wer im internationalen Wettbewerb die Nase vorn behalten will, muss nach Meinung der WEF-Ökonomen ein kreatives Umfeld für neue Ideen schaffen, den Unternehmergeist fördern, seine Grenzen offen halten und sich schnell an den technologischen Fortschritt anpassen.

„Diese Erfordernisse der vierten industriellen Revolution anzunehmen ist zum entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit geworden“, sagt WEF-Gründer Klaus Schwab. Seine Denkfabrik hat 140 Länder untersucht und auf einer Skala von null bis 100 bewertet. Mit einem Wert von knapp 86 Punkten haben die USA die Schweiz von der Spitze verdrängt. Den Ausschlag gaben dabei die wirtschaftliche Dynamik, der weit verbreitete Unternehmergeist und das liquide Finanzsystem in Amerika.

Grafik

Überraschend ist jedoch, dass Deutschland noch vor den USA als der innovationsfreundlichste Standort weltweit abschneidet. Die Autoren der Studie begründen das unter anderem mit der hohen Zahl der Patentanmeldungen, der hohen Qualität der Forschungsarbeit von Unternehmen und Wissenschaft sowie der internationalen Vernetzung im Innovationsprozess.

In vergleichbaren Studien schneidet Deutschland schlechter ab

Überraschend ist die gute Platzierung Deutschlands auch deshalb, weil die deutsche Wirtschaft in ähnlichen Studien deutlich schlechter abschneidet. So sieht eine aktuelle Untersuchung des IMD World Competitive Centers in Lausanne Deutschland in der Rangliste der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften nur auf Platz 15 von 63 untersuchten Ländern. Die Lausanner Forscher bemängeln unter anderem die Schwächen in der Infrastruktur, gerade auch in der Bildung in Schulen und Universitäten. Außerdem sei man hierzulande zu wenig offen gegenüber neuen Einflüssen und Ideen.

Das stellt die Rangliste der Genfer Konkurrenz aber nicht grundsätzlich infrage: „Das Ranking des WEF gibt einen recht guten Überblick darüber, wie die Leistungsfähigkeit eines Wirtschaftsstandortes aktuell eingeschätzt wird“, sagt Jürgen Matthes, Ökonom am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln: Auch ein Zusammenhang des WEF-Indexes mit der langfristigen Wachstumsperformance sei nachweisbar. Allerdings sollte man bei der Interpretation eine gewisse Vorsicht walten lassen, warnt Matthes, weil viele Indikatoren auf Expertenumfragen basierten, die von aktuellen Stimmungen geprägt und möglicherweise verzerrt sein könnten. 

„Deutschland schneidet beim WEF-Ranking – trotz seiner Schwächen vor allem am Arbeitsmarkt und bei der Höhe der Besteuerung – in der Regel etwas besser ab als bei anderen Standortrankings, weil auch die Performance der Unternehmen mit einbezogen wird und nicht nur gesamtwirtschaftliche und wirtschaftspolitische Faktoren“, betont der IW-Ökonom.

Weltwirtschaft ist schlecht vorbereitet auf Digitalisierung

Insgesamt ist die Weltwirtschaft auf die Digitalisierung nur mäßig vorbereitet, heißt es in der WEF-Studie. So liegt der globale Durchschnittswert bei 60 Punkten – also weit weg von der Bestmarke. Insbesondere der Innovationsprozess von der Erfindung bis hin zur Kommerzialisierung bereitet vielen Ländern enorme Schwierigkeiten.

Mehr als 100 Volkswirtschaften schaffen hier keine 50 Punkte. Selbst wettbewerbsstarke Länder wie die USA und Deutschland haben nach Meinung der Genfer Experten noch viel Luft nach oben. So landet Deutschland etwa bei der Einführung des mobilen Internets oder des Ausbaus von Breitbandanschlüssen nur im Mittelfeld.

WEF-Gründer Schwab warnt angesichts der großen Abstände in der Wettbewerbsfähigkeit vor einer digitalen Spaltung zwischen den Pionieren und den Nachzüglern. „Der internationale Wettbewerb ist kein Nullsummenspiel. Jeder kann davon profitieren“, betont der inzwischen 80-jährige deutsche Ingenieur und bricht eine Lanze für den Freihandel.

Gerade jene Länder mit offenen Grenzen und wenig Handelsbarrieren seien auch die Innovationsführer. Wichtig aber sei, dass die Früchte des technischen Fortschritts und der Globalisierung auch mithilfe der Steuerpolitik gerechter verteilt würden. Wettbewerbsfähigkeit und faires Wachstum seien kein Widerspruch.

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