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Weltwirtschaft China und USA hängen Europa ab: IWF warnt vor wachsender Kluft bei wirtschaftlicher Erholung

Der Internationale Währungsfonds hebt seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft deutlich an. Für Deutschland fällt das Plus aber vergleichsweise gering aus.
06.04.2021 - 14:41 Uhr Kommentieren
Die Wirtschaft in China und den USA erholt sich nach dem Corona-Einbruch deutlich schneller als in Europa. Quelle: AFP
Chinesische Container in Kalifornien

Die Wirtschaft in China und den USA erholt sich nach dem Corona-Einbruch deutlich schneller als in Europa.

(Foto: AFP)

Berlin Olaf Scholz (SPD) wird seine Kollegen nur auf dem Bildschirm sehen. Das Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) findet in dieser Woche wieder nur virtuell statt, „hoffentlich zum letzten Mal“, wie Scholz sagt. Eine Normalisierung wünschen sich die Finanzminister und Notenbankchefs nicht nur für ihr Treffen, sondern vor allem für die Weltwirtschaft.

Und tatsächlich gibt es Hoffnung: Der Währungsfonds hat seine Prognosen deutlich angehoben. „Der IWF sieht Licht am Ende des Tunnels. Im Vergleich zum Januar haben sich die Prognosen deutlich verbessert“, hieß es in deutschen Regierungskreisen.

Der IWF erwartet nun ein Wachstum der Weltwirtschaft von sechs Prozent im laufenden Jahr, wie aus dem neuen „World Economic Outlook“ hervorgeht. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als die IWF-Experten noch im Januar prognostiziert hatten. Im kommenden Jahr soll die Weltwirtschaft dann um 4,4 Prozent wachsen, ein Plus von 0,2 Prozentpunkten gegenüber der Vorhersage im Januar.

Dass der IWF seine Prognose angehoben hat, hat verschiedene Gründe. Die schnelle Erholung Chinas wie auch das neue US-Investitionsprogramm strahlen positiv auf die gesamte Weltwirtschaft aus.

Zudem hat sich die globale Industrie inzwischen ganz gut auf Pandemie-Bedingungen eingestellt und läuft einigermaßen reibungslos. Außerdem ist Licht am Ende des Tunnels in Sicht, weil immer mehr Menschen geimpft werden.

IWF warnt: Unterschiede sind gefährlich groß

Doch die Freude über die wirtschaftliche Erholung ist aus Sicht des Währungsfonds nicht ungetrübt, denn sie ist global sehr ungleich verteilt. Während China bereits wieder das Wachstumsniveau aus Vor-Corona-Zeiten erreicht hat, erwartet der IWF das für die USA noch im laufenden Jahr. Europa hingegen dürfte erst 2022 wirtschaftlich wieder dort stehen, wo es vor Pandemiebeginn war. Viele ärmere Länder werden erst 2023 das alte Wirtschaftsniveau erreichen.

Hinzu kommen Unterschiede innerhalb der Staaten. Während reichere Bevölkerungsgruppen relativ glimpflich durch die Krise kämen, seien ärmere Gruppen besonders getroffen, so der Währungsfonds. „Die Erholung ist zwischen und innerhalb der Länder gefährlich unterschiedlich“, warnte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath. Die Unterschiede kämen durch das Impftempo, die verschieden großen staatlichen Stützungsmaßnahmen sowie die Abhängigkeit vom Tourismus zustande.

Diese Ungleichheit bei der Erholung zeigt sich auch in der neuen Prognose des IWF. Für China erwartet der Währungsfonds im laufenden Jahr ein Wachstum von 8,4 Prozent, für die USA immerhin von 6,4 Prozent. In der Euro-Zone fällt das Plus mit 4,4 Prozent deutlich bescheidener aus. Und Deutschland liegt mit einem Wachstum von 3,6 Prozent in der IWF-Prognose noch mal niedriger.

Die USA profitieren nicht nur von dem gigantischen Konjunkturprogramm des neuen US-Präsidenten Joe Biden, sondern auch von der vergleichsweise schnellen Impfkampagne. Deshalb hat der IWF seine Wachstumsprognose für die USA gegenüber Januar drastisch angehoben: um 1,3 Prozentpunkte. Zum Vergleich: Für Deutschland bleibt die Schätzung mit einem Plus von 0,1 Prozentpunkten nahezu unverändert.

Das vergleichsweise geringe Wachstum ist aus Sicht der Bundesregierung aber kein Zeichen der Schwäche, sondern der Stärke. Schon lange verweisen Regierungsvertreter darauf, dass die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Staaten 2020 vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen ist. So fiel etwa der Konjunktureinbruch in Frankreich fast doppelt so hoch aus wie hierzulande. Wegen dieses viel tieferen Einbruchs sei es schlichte ökonomische Logik, dass die Länder jetzt stärker wachsen.

16 Billionen Dollar gegen die Krise

Dass der Wirtschaftseinbruch in der Pandemie nicht noch schlimmer ausfiel, lag laut IWF auch maßgeblich am entschlossenen Handeln der Finanzpolitik. Insgesamt haben die G20-Staaten laut IWF global 16 Billionen US-Dollar für den Kampf gegen die Krise bereitgestellt. „Die Stabilisierungsmaßnahmen der G20 haben gewirkt, sie haben einen viel schlimmeren wirtschaftlichen Verlauf verhindert“, sagte ein ranghoher deutscher Regierungsvertreter.

Ohne die Programme zur Krisenbekämpfung hätte der Wirtschaftseinbruch in der Pandemie laut IWF dreimal so schlimm ausfallen können. Allein in diesem Jahr nimmt die Bundesrepublik 240 Milliarden Euro an neuen Schulden auf, so viel wie noch nie. „Das sind Zahlen, die international Freude auslösen“, hieß es in Regierungskreisen. Seit vielen Jahren verlangen internationale Organisationen wie der IWF oder die Industrieländerorganisation OECD und andere Staaten von Deutschland, die Staatsausgaben zu erhöhen, um auch international so für mehr Wachstum zu sorgen.

Mehr: Kommentar - Die Wirtschaft braucht Perspektiven, nicht hastige und schlecht geplante Lockerungen

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