Wie New York und London Hendrik ist Deutschlands erster Nachtbürgermeister. Was ist sein Job?

Der 27-jährige Hendrik Meier (Foto: Sebastian Weindel).
Dieser Artikel ist am 20. Juli 2018 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.
Hendrik Meier hat die Jury mit seiner Praxiserfahrung überzeugt: Der 27-Jährige ist Student, hat eine Buchungsagentur für Bands gegründet – und wurde offiziell zu Deutschlands erstem Nachtbürgermeister gewählt. An diesem Mittwoch startet sein Job in Mannheim. Er soll er nun zwischen den Besuchern der 120 Bars und Klubs und den Anwohnern vermitteln.
Nachtbürgermeister in Mannheim: Was sind die Aufgaben?
Die Idee dazu kommt aus Amsterdam. Dort gibt es schon seit 2012 einen Nachtbürgermeister. Das Konzept funktioniert: In der niederländischen Stadt gibt es seitdem weniger Schlägereien, Wildpinkler und Lärmbelästigung. Auch New York, London und Zürich haben deshalb Nachtbürgermeister eingestellt - und nun auch Mannheim.
Hendrik, der Drei-Tage-Bart und einen hippen Dutt trägt, hat sich gegen 40 Männer und Frauen durchgesetzt. Er übernimmt ab August das Amt des Nachtbürgermeisters bis Ende 2019 und bekommt für 50 Stunden Arbeit pro Monat von der Stadt ein Gehalt von 1.200 Euro. Wir haben ihn gefragt, was er dafür tun muss.
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Hendrik, was bitte macht ein Nachtbürgermeister?
Der Nachtbürgermeister tritt vor allem als Vermittler auf. Er vermittelt zwischen Klubs, Bars und deren Besucher auf der einen Seite und den Anwohnern und der Politik auf der anderen. Er sammelt Anliegen und Beschwerden und trägt seine Verbesserungsvorschläge der Stadt vor.
Warum braucht Mannheim einen Nachtbürgermeister?
Hier gibt es eine extrem hohe Dichte an Bars und auch viele Klubs. Die Stadt will das aber noch weiter vorantreiben. Als Nachtbürgermeister soll ich versuchen, weitere Potentiale im Kulturbereich zu entdecken.
Also hat das neue Amt nicht mit dem Ärger zwischen Klubs und Anwohnern zu tun?
Naja, in Mannheim gibt es natürlich wie in jeder andere größeren Stadt auch Ärger. Sei es nun, weil Anwohnern zu laut gefeiert wird oder weil Flaschen kaputtgehen und Scherben liegenbleiben. Ich werde versuchen, die Ursachen zu finden und Ärger zu verhindern, bevor er entsteht.
Wie willst du das anstellen?
Gegen Scherben könnten beispielsweise Pfandkisten an den Straßen mit den meisten Nachtschwärmern helfen. Und Straßenlärm könnte man vermeiden, wenn man den Verkehr in den Bar- und Klubvierteln mit Blitzern entschleunigt.
Hast du dafür ein eigenes Budget?
Nein. Für mich geht es vor allem darum, Infos zu sammeln und mich mit Leuten zu vernetzen. Ich will alle Akteure an einen Tisch bringen, um zu diskutieren. Im weiteren Verlauf kann man dann vielleicht über ein Budget für eine bestimmte Maßnahme reden.
Was sind deine ersten Schritte als Nachtbürgermeister?
Ich werde erst einmal mit allen Beteiligten reden. Also wirklich in jeder Bar und in jedem Klub vorbeischauen und mich vorstellen, damit mich jeder in der Szene kennt.
Hast du schon konkrete Projekte geplant?
Ich stehe gerade mit der Initiative „Luisa ist hier!“ in Kontakt. Dabei geht es um die Sicherheit von Bar- und Klubbesuchern. Die Idee: Wird jemand in einer Bar oder in einem Klub sexuell belästigt, kann diese Person zum Barkeeper gehen und fragen: „Ist Luisa hier?“ Das ist ein Code für den Barkeeper. Der kann auffälligen Gästen dann einen Platzverweis erteilen, ohne großes Aufsehen zu erregen.
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