Wirtschaftsgutachten Ex-Wirtschaftsweisen-Chef Feld steht vor einem Wechsel nach Österreich

Um den Ökonomen gab es zuletzt wegen seines Abgangs als Wirtschaftsweiser einigen Trubel.
Berlin Der frühere Wirtschaftsweisen-Chef Lars Feld steht vor einem Wechsel nach Österreich. Der Ökonom soll neuer Leiter des Wiener Instituts für Höhere Studien (IHS) werden. Das gab die österreichische Denkfabrik am Mittwoch bekannt.
Das Handelsblatt hatte zuvor bereits aus Verhandlungskreisen erfahren, dass sich das Kuratorium des Wirtschaftsforschungsinstituts in seiner Sitzung mit breiter Mehrheit für Feld ausgesprochen hatte.
Der deutsche Ökonom lehrt bislang an der Universität Freiburg und war bis vor Kurzem Chef des Sachverständigenrats, des wichtigsten wirtschaftlichen Beratergremiums der Bundesregierung.
Das IHS verhandelt jetzt mit Feld über einen Wechsel. Bis Herbst soll es laut der Denkfabrik eine Einigung geben. Sollte Feld wechseln, wäre dies der zweite prominente Abgang eines Ökonomen nach Österreich binnen kurzer Zeit. So wird auch Gabriel Felbermayr das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) verlassen und nach Wien ans Forschungsinstitut Wifo ziehen. Felbermayr ist allerdings gebürtiger Österreicher, ihn und seine Familie zog es auch aus privaten Gründen zurück in die Heimat.
Für Feld wäre der Wechsel von Freiburg nach Wien zumindest von der Distanz her nicht ganz so groß. Sollten das IHS und Feld keine Einigung erzielen, will das Institut nach Informationen des Handelsblatts mit einem weiteren deutschen Ökonomen Gespräche aufnehmen: Guntram Wolff.
Das Kuratorium des IHS setzte den Direktor der Brüsseler Denkfabrik Bruegel hinter Feld auf den zweiten Platz als Anwärter für die Institutsleitung. Wolffs Vertrag bei Bruegel läuft in diesem Jahr turnusgemäß aus und kann nicht verlängert werden.
Die Stelle am IHS war freigeworden, weil der bisherige Leiter Marin Kocher in der neuen österreichischen Bundesregierung von der konservativen ÖVP zum Arbeitsminister berufen wurde.
Trubel um Felds Abgang als Wirtschaftsweisen-Chef
Um Feld hatte es zuletzt wegen seines Abgangs als Wirtschafsweiser einigen Trubel gegeben. Felds Vertrag lief im Frühjahr aus, die Union wollte ihn gern verlängern. Dagegen legte die SPD allerdings ein Veto ein. Den Sozialdemokraten waren die Ansichten des Finanzwissenschaftlers zu liberal.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wollte anstelle Felds mit dem Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor Jens Südekum oder DIW-Präsident Marcel Fratzscher lieber einen Ökonomen in das Gremium schicken, der der SPD nähersteht. Das lehnte aber wiederum die Union ab.
Am Ende wurde niemand neu in den Sachverständigenrat berufen, die eigentlich fünf Wirtschaftsweisen müssen daher vorläufig zu viert weitermachen. Neu besetzt werden dürfte die Stelle erst nach Bildung einer neuen Bundesregierung.
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