WSI-Umfrage 44 Prozent der Beschäftigten in Deutschland erhalten Urlaubsgeld

In Unternehmen mit Tarifvertrag wird deutlich häufiger Urlaubsgeld gezahlt als in nicht tarifgebundenen Firmen.
Berlin Industriebeschäftigte in den Branchen Holz und Kunststoff, Papier und Metall können sich über das höchste Urlaubsgeld freuen. Hier werden in der mittleren Vergütungsgruppe in Westdeutschland zwischen gut 2200 und gut 2500 Euro gezahlt, im Osten sind es gut 1500 bis knapp 2200 Euro.
Das zeigt eine nicht repräsentative Onlinebefragung des Internetportals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung betreut wird.
Eingeflossen sind Angaben von mehr als 53.000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Ende August 2019 bis Ende Mai 2020. Der öffentliche Dienst wurde ausgeklammert, weil dort seit 2005 Urlaubs- und Weihnachtsgeld in einer einzigen Jahressonderzahlung zusammengefast sind.
Insgesamt erhalten demnach 44 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld. Vergleiche mit früheren Jahren sind nicht möglich, da kein repräsentatives Panel befragt wurde. In Unternehmen mit Tarifvertrag liegt die Quote mit 71 Prozent höher als in den Firmen ohne Tarifbindung (34 Prozent).
Auch wird mit zunehmender Unternehmensgröße häufiger Urlaubsgeld gezahlt. In Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern profitieren 61 Prozent der Beschäftigten von der Sonderzahlung, in Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern sind es nur gut ein Drittel.
Niedrigste Sonderzahlung in Landwirtschaft und Hotelgewerbe
Die geringere Tarifbindung und die tendenziell eher kleinere Unternehmensgröße in Ostdeutschland führen auch dazu, dass dort nur 32 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld erhalten, während es im Westen 47 Prozent sind. Männer profitieren bundesweit deutlich häufiger als Frauen.
Am niedrigsten fällt die tarifliche Sonderzahlung in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gaststättengewerbe aus. Hier werden – je nach Tarifgebiet – in der mittleren Vergütungsgruppe zwischen gut 150 und 240 Euro bezahlt. Auch bei der Dauer des tariflichen Urlaubsanspruchs rangieren beide Branchen am unteren Rand.
Angesichts der Coronakrise sei das Urlaubsgeld für viele Beschäftigte in diesem Jahr besonders wichtig, betont der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. „Millionen von Beschäftigten in Kurzarbeit müssen derzeit teilweise empfindliche Einkommenseinbußen hinnehmen.“ Das Urlaubsgeld helfe, die Einkommenssituation zu stabilisieren.
Schulten kritisierte, dass einzelne Unternehmen angesichts der Krise nun das Urlaubsgeld streichen wollten. Dies sei aber nicht so einfach möglich, vor allem, wenn Beschäftigte ein tarifvertraglich gesichertes Recht auf Urlaubsgeld haben.
In der Metall- und Elektroindustrie hatten die Tarifparteien in ihrem „Corona-Tarifabschluss“ im März vereinbart, dass das Urlaubsgeld anteilig auf das Monatseinkommen übertragen werden kann. Damit erhöht sich dann auch das Kurzarbeitergeld.
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